
Rund drei Dutzend Besucher hatten sich im Musiksaal der Arnsteiner Grundschule eingefunden, um mit einem Abend bei Musik und Dichtung aus der Ukraine zu gedenken. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Helferkreis Arnstein in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Karlstadt/Arnstein als Aktion "Ukraine trifft Europa-Lesung".
Für die Besucherinnen und Besucher war es ein außergewöhnlicher Abend voller Poesie und Musik. Da waren zum einen zwei hoch begabte, professionelle Musikerinnen, die ukrainische Pianistin Jewgenia Skripal am Flügel und die Lehrerin an der Musikschule, die Geigerin Mariel Müller-Brinken, welche die Tiefe und Schönheit der Worte von ukrainischen Autoren in Musik umsetzten. Während die musikalischen Beiträge für sich sprachen und ihre Intensionen ohne Worte und ohne Sprachbarrieren an die Zuhörer übermitteln konnten, bedurfte es bei den Gedichten einer qualifizierten Übersetzung.
Für diese war Oksana Schall genau die richtige Person, denn sie stammt aus der Ukraine und lebt seit vielen Jahren in Thüngen. So war sie bestens in der Lage, die in den Gedichten vermittelte ukrainische Seele nicht nur inhaltlich zu übersetzen, sondern auch die damit verbundenen Emotionen und Absichten an das Publikum heranzutragen.
Was für die deutschen Gäste einen Einblick in eine teilweise andere und doch so ähnliche Welt bedeutete, war für die Menschen aus der Ukraine ein Stück Erfüllung der Sehnsucht und der Hoffnung. "In unseren Gedanken waren wir zu Hause", sagte beispielsweise eine Besucherin.
Musikalisch gab es Werke von Valentin Silvestrov ("Melodien der Augenblicke"), Mykola Lysenko ("Rhapsodie über ukrainische Themen") und drei Präludien von Borys Ljatoschynskyj. Im lyrischen Part stach vor allem die Dichterin Lesja Ukrainka (geboren 1871), die auch als Dramatikerin, Übersetzerin und Feministin Texte und Gedichte im folkloristisch-traditionellen Stil verfasste, aber auch impressionistische Naturlyrik und historische Dichtung schuf. Taras Schewtschenko, der "Goethe der Ukraine" zeigte in seinen Gedichten zum ersten Mal, dass die ukrainische Sprache Aufmerksamkeit verdient und nicht nur die Sprache der ungebildeten Bauern, sondern die einer großzügigen Nation ist.
Der Abend wurde insgesamt zu einer großartigen Gelegenheit, um die Magie des poetischen Wortes in einem neuen Klang zu erleben, in die Welt des kulturellen Dialogs zwischen der Ukraine und Deutschland einzutauchen. Gewinner waren hier einmal mehr beide Seiten. Der erzielte finanzielle Ertrag werde ausschließlich für die Ukraine-Hilfe verwendet, sagte die Initiatorin Cornelia Fuchs.