Seit dem Frühjahr 2023 sind weite Teile der Burganlage Ruine Karlsburg aus Sicherheitsgründen provisorisch abgesperrt. Die Bauverwaltung des Landkreises Main-Spessart hatte beim Entfernen von Efeu lose Bauwerksteile, Schäden bis hin zu einsturzgefährdeten Mauern sowie mangelhafte Absturzsicherungen festgestellt. Jetzt wurde im Kreisbauausschuss ein Gutachten vorgestellt.
Die gute Nachricht lautet: Die ehemalige Spornburg hoch über Karlstadt kann saniert werden, es liegen mittelschwere Schäden vor. Weil Förderfahren durch den amtlichen Denkmalschutz lange dauern, genannt wurden drei Jahre, und auch der Tierbestand ermittelt werden muss, soll in einem ersten Bauabschnitt die südwestliche "Aussichtsterrasse" als zusammenhängender Bereich instand gesetzt werden. Schon das kostet nach Schätzung der Bauverwaltung eine viertel Million Euro.
Das Hauptproblem: Kletterpflanzen zerstören Mauerwerk
Markus Krämer, Leiter der Bauverwaltung, zeigte im Ausschuss ein Drohnen-Video, auf dem die östliche Fassade des ehemaligen Palas von oben zu sehen war. Generell müssen viele Mauerkronen vor dem Eindringen von Regenwasser geschützt werden, zum Beispiel mit Mörtelkappen.
Um die Mauern zu untersuchen, seilten sich die Mitarbeiter der beauftragten Firma Dr. Spang sogar per Kletterausrüstung ab. Generell sind die meisten Burgreste noch unsaniert, wenige Mauern wurden vor längerer Zeit repariert. Vorwiegend wurde das in Bereichen gemacht, die mittels Stellgerüsten leicht zugänglich sind. Die Hauptprobleme sind Kletterpflanzen wie Efeu, in Mauerfugen wachsende Bäume und teils flächiger Moosbewuchs. Im Zusammenwirken mit Feuchtigkeit und Frost werden die Mauern auf Dauer zerstört.
Absturzsicherungen, die aktuellen Richtlinien entsprechen, gibt es praktisch nicht. Vor allem Kinder könnten leicht durch die Zinnen steigen und in den Abgrund stürzen. Solche Unfälle mit verletzten Personen habe es schon wiederholt gegeben.
Die jüngsten Sicherungen sind Stahlseilgeländer (Relings), die aber eher Absperrungen ohne festen Handlauf an den nötigsten Stellen bilden. Künftige Absturzsicherungen müssen denkmalgerecht sein (und genehmigt werden), moderne Füllstabgeländer etwa scheiden praktisch aus. Teils werden einfache Holzgeländer reichen; für die Burgzinnen braucht es Sonderlösungen.
Das Gutachten stuft die Sanierungsmaßnahmen nach Dringlichkeit in drei Prioritäten ein. Die höchste Priorität überwiegt deutlich, danach könnten alle gesperrten Bereiche wieder freigegeben werden. In Priorität zwei sind nur zwei längere Mauern eingestuft, in Priorität drei zwei nicht zugängliche Burgmauern im südwestlichen Bereich sowie eine kurze Mauer nahe dem Eingang und das Tor mit Treppe.
Erster Bauabschnitt: Freier und sicherer Zugang für die Aussichtsterrasse
Die Kostenschätzung aus dem Gutachten liegt bei 600.000 Euro, alleine 435.000 Euro entfallen auf die höchste Priorität. Weil eine Kostenschätzung nur auf plus/minus 30 Prozent genau ist und keine Nebenkosten enthält, geht die Bauverwaltung von einer Million Euro Gesamtkosten aus.
Markus Krämer schlägt zwei Bauabschnitte vor: Zuerst würde die Aussichtsterrasse einen freien und sicheren Zugang für etwa 250.000 Euro erhalten. Zweiter Bauabschnitt wäre die Schaffung der umfassenden sicheren Begehbarkeit des gesamten Geländes. Hierfür sollen auch Fördermittel generiert werden. Bei einem ersten Gespräch auf der Karlsburg wiesen die Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege auf die lange Vorlaufzeit von bis zu drei Jahren hin.
"Die Burg ist ein touristischer Magnet", machte Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach deutlich und appellierte, die Arbeiten zügig anzugehen. 2025 stünden der 500. Jahrestag der Zerstörung der Burg sowie das Jubiläum 825 Jahre Karlstadt an. Führungen auf der Burg nähmen nicht nur Urlauber wahr, sondern auch viele Interessierte aus dem Landkreis.
Der Landkreis muss die Ruine instand halten
Generell muss der Landkreis die Ruine, die er in den 1960er-Jahren aus Privatbesitz übernahm, nach dem Denkmalschutzgesetz instand halten, sachgemäß behandeln sowie vor Gefährdung schützen, soweit es ihm zuzumuten ist. Kreisrätin Pamela Nembach fragte, was das konkret bedeutet. Bei der Zumutbarkeit könnte die Finanzsituation des Landkreises ein Kriterium sein. Die Sicherheit muss laut Markus Krämer aber auf jeden Fall gewährleistet sein.
"Es muss uns etwas wert sein", bemerkte Kreisrat Horst Wittstadt. Er fragte, ob die zwei Keller in der Burgruine nicht in den Sommermonaten geöffnet werden könnten. Gesperrt sind sie als Fledermausquartiere, das betreffe vor allem den Winter.
Bei einer Million Euro sollte versucht werden, für beide Bauabschnitte eine Förderung zu bekommen, fand Walter Höfling. Es gehe schließlich um ein herausragendes Denkmal und schützenswertes Kulturgut. Dazu sagte Markus Krämer, das Landesamt für Denkmalpflege habe die Vorlaufzeit sehr deutlich mitgeteilt. Im nächsten Schritt soll der Planungsauftrag für die Sanierung vergeben werden. Stellenweise sind auch Objekt- und Tragwerksplanungen (Standsicherheit) nötig.