Im Raum Lohr ist der ehemalige Top-Manager gar nicht so bekannt, wie man es aufgrund seines beruflichen Werdegangs vielleicht erwarten könnte. Am häufigsten tauchte er in der Öffentlichkeit als Begleiter seiner Frau bei diversen Festen auf. Die berufliche Spielwiese Mecklingers war ohnehin nicht der Raum Lohr, sondern die weite Welt.
Gut drei Jahrzehnte lang stand der promovierte Ingenieur an der Spitze verschiedener großer Konzerne, darunter die Fichtel & Sachs AG in Schweinfurt. Dort gelang es ihm zwischen 1992 und 1996 nicht nur, das defizitäre Unternehmen innerhalb kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone zu führen, sondern auch, den Standort dauerhaft zu sichern.
Mittlerweile ist Mecklinger auch das gelungen, was vielen anderen Menschen in derart entscheidenden Positionen oft nur schwer gelingt: Er hat losgelassen. Ein knappes Dutzend Funktionen hatte er zum Jahreswechsel noch inne. Mittlerweile hat sich die Zahl der Posten auf null reduziert. „Ich habe alle Ämter von mir aus aufgegeben. Und es ist mir überhaupt nicht schwer gefallen“, erzählt Mecklinger. Man merkt ihm an, dass er zufrieden ist. „Das Leben hat so viele Seiten, meine Tage sind so kurz und so ausgefüllt. Ich brauche heute den Beruf nicht mehr.“
Dass Mecklinger die Laufbahn gemacht hat, die er gemacht hat, habe sich „so ergeben“. Als Kind habe er eigentlich Tennisprofi werden wollen. Darüber, dass daraus nichts wurde, ist Mecklinger nicht gram. Rückblickend nennt er seine Manager-Tätigkeit eine „schöne Pflicht“, die man freilich nur dann gut erfüllen könne, wenn man das Unternehmen, an dessen Spitze man steht, „als das eigene betrachtet“.
Gerade weil ihn seine berufliche Tätigkeit immer ausfüllte und befriedigte, habe er sich intensiv auf den Ausstieg vorbereitet. Zwei Jahre habe es gedauert, bis er reif für den Schritt gewesen sei, erzählt der Ex-Manager heute. Schließlich sei es ein bedeutender Einschnitt, wenn man „immer gefragt gewesen“ sei und dann plötzlich „nach 14 Tagen keiner mehr etwas von einem wissen will“. Mecklingers Erfolgsrezept für den reibungslosen Übergang in den Ruhestand: „Man muss sich beizeiten einen guten Freundeskreis aufbauen – und ihn auch pflegen.“
Das Wirtschaftsgeschehen und das Tun der heutigen Manager-Kreise beobachtet Mecklinger nur noch aus der Ferne. Und mit einer gewissen Skepsis. Als „fürchterlich“ bezeichnet er die gängige Praxis horrender Abfindungen, gerade im Fall Mannesmann und Esser.
Werner Dieter, den ehemaligen Mannesmann- und Rexroth-Boss, bezeichnet Mecklinger hingegen als „eines meiner großen Vorbilder“. Wie kein anderer habe Dieter durch seine erfolgreiche Arbeit zur Entwicklung der gesamten Stadt Lohr beigetragen. Dieter, mit dem Mecklinger heute eng befreundet ist, wird einer der gut 100 Gäste sein, mit denen der Jubilar heute seinen Geburtstag feiert.
Für die Zeit nach der Feier, die Zukunft im Ruhestand, hat sich der Jubilar allerhand vorgenommen: „Einfach leben.“ Vor allem reisen. Zwar sei er zeitlebens um die ganze Welt geflogen, so Mecklinger. „Aber außer Flughäfen und Hotels habe ich dabei nicht viel gesehen.“ Das soll sich ändern. Ziele hat er durchaus schon im Kopf: Burma, Kitzbühel, eine Kreuzfahrt. Aber eigentlich steht für ihn fest: „Es ist überall schön, wo man Freunde hat.“
Der Ruhepol für Mecklinger und seine Frau ist der Buchenhof. Dort genießt der stressgewohnte Ex-Manager heute die Ruhe, den abendlichen Anblick der Rehe am nahen Waldrand, oder den der Schafe, die das Gras auf dem weitläufigen Grundstück kurz halten. „Ich finde es entzückend, wenn sie meckern“, kann sich Mecklinger auch an den kleinen Dingen freuen.
Dr. Roland Mecklinger Der einstige Top-Manager wurde am 23. Mai 1937 in Stuttgart geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik war er von 1961 bis 1972 Entwicklungsingenieur und Produktionsleiter in verschiedenen Unternehmen, darunter auch die Braun AG. Von 1972 bis 1986 zeichnete er für Geschäftsbereich Nachrichtentechnik bei SEL verantwortlich, bevor er 1986 in den Vorstand von MBB wechselte. In der Zeit an der Spitze des Rüstungskonzerns stand Mecklinger teilweise unter Personenschutz. 1992 wechselte er an die Spitze der Mannesmann-Tochter Fichtel & Sachs in Schweinfurt, 1996 wurde er Vorstandsvorsitzender bei Alcatel SEL. Es folgten diverse Stationen in diversen Aufsichtsräten. Daneben war Mecklinger über lange Jahre in mehreren Gremien engagiert, unter anderem im Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Industrie oder in der IHK Schweinfurt.