Seine Familie, Arbeitnehmerfragen, soziale Gerechtigkeit, Gesundheitspolitik und sein ausgeprägtes christliches Weltbild waren ein Leben lang die Triebfedern für Peter Keller, der im Oktober 1937 in Zellingen geboren und im Alter von 86 Jahren am vergangenen Freitag verstorben ist.
Keller hatte einen außergewöhnlichen Lebensweg mit vielen nicht voraussehbaren Wendungen. Nach der Volksschule, der mittleren Reife und einem Industriepraktikum war er sechs Jahre als Ingenieur und Betriebsrat bei Siemens tätig. Während dieser Zeit holte er sein Abitur am Abendgymnasium nach. Er studierte Geschichte, Soziologie und Pädagogik und wurde erst Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung in Würzburg, später Personalratsvorsitzender beim Bischöflichen Ordinariat Würzburg. 1980 wurde Keller Leiter der Diözesanen Arbeitnehmerbildungsstätte Benediktushöhe Retzbach.
Die Bildungseinrichtung auf der Retzbacher Benediktushöhe war ein Meilenstein des sozialen Einsatzes von Peter Keller. Als in den 1980er-Jähren die dortige Gastwirtschaft schloss, erwuchs in ihm die Idee einer Einrichtung für die berufliche Bildung in der Anlage. In langen Kämpfen gelang es ihm, die Unterstützung und die nötigen finanziellen Mittel zu gewinnen. 1981 wurde er der erste Leiter der katholischen Bildungsstätte.
Seine Kernthemen waren Arbeitnehmerrechte und Gesundheit
Bis 2001 veranstaltete er dort vielerlei Seminare, die oft Bezug zu seinen Kernthemen Arbeitnehmerrechte und Gesundheit hatten. Seinem aufgeschlossenen Wesen entsprechend lernte er unter anderem Akupunktur, Akupressur und Qigong kennen – damit hielt er sich bis ins hohe Alter fit.
Zusätzlich war Keller stellvertretender Diözesanvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Würzburg, danach Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen der deutschen Diözesen und ab 1982 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Arbeitskammern.
Auch im politischen Bereich setzte sich Keller als CSU-Mitglied auf allen Ebenen ein: Er war Ortsvorsitzender in Zellingen, führte im Landkreis die Junge Union und als Landesvorsitzender die Arbeitnehmer-Union der CSU. Außerdem wirkte er als Zellinger Gemeinderat, Kreisrat sowie Bezirksrat.
Wegbegleiter und Rivale von Horst Seehofer
Von 1980 bis 1987 und von 1990 bis 1998 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Ab 1995 war Keller außerdem Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und Vertreter in der Versammlung der Westeuropäischen Union. Als politischer Wegbegleiter von Horst Seehofer arbeitete er zwar viel mit diesem zusammen, focht aber gerade in Arbeitnehmer- und Gesundheitsfragen manchen harten Strauß mit ihm aus.
Den Grundstein für seine politische Karriere führte Keller darauf zurück, dass er als Kind bei den Pfadfindern mitmachte. Diese seien christlich geprägt gewesen und sein Weg in die Junge Union war so programmiert, sagte er vor wenigen Jahren in einem Gespräch gegenüber der Redaktion. In seiner Heimatgemeinde war er nicht nur bei den Pfadfindern, sondern in vielen weiteren Vereinen Mitglied.
Für sein Engagement wurde Keller mit dem Päpstlichen Silvesterorden (1984), dem Bundesverdienstkreuz am Bande (1994) sowie dem Bayerischen Verdienstorden (1997) ausgezeichnet.
Mit seiner Frau Karin war er fast 60 Jahre verheiratet. Die beiden hatten drei erwachsene Kinder und vier Enkel. Der Trauergottesdienst wird am Gründonnerstag, 28. März, um 14 Uhr in der Maria-Hilf-Kapelle in Zellingen gefeiert. Die Beisetzung schließt sich an.
Anm. der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass Peter Keller im September 1939 geboren wurde. Das ist jedoch falsch, er wurde im Oktober 1937 geboren. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.