Antreten zum Einkleiden: Die acht Lohrer Feuerwehren haben bei einer offiziellen Übergabefeier auf dem Schlossplatz eine neue einheitliche Schutzkleidung bekommen. Rund 400.000 Euro hat sich die Stadt Lohr die neuen Jacken und Hosen kosten lassen. Bürgermeister Mario Paul lobte nicht nur die Funktionalität der neuen Ausrüstung, sondern meinte auch: "Schaut gut aus!"
Er könne sich noch gut an eine gemeinsame Leistungsprüfung der Pflochsbacher und der Erlacher Wehr vor rund drei Jahren erinnern, berichtete Paul. Die Erlacher hätten schon eine neue Schutzkleidung getragen, die Pflochsbacher noch die alte "Bayern 2000". Da sei ihm klar geworden: "Es wird Zeit für eine neue Einsatzkleidung."
Diese solle nicht nur funktional, sondern auch unterschiedlichen Wetterbedingungen während des Jahres angepasst sein. Dennoch habe die Beschaffung rund drei Jahre gedauert. Die Finanzknappheit der Stadt, das Auswahlverfahren für ein bestimmtes Modell und die Ausschreibungsprozedur zählte der Bürgermeister als Gründe auf.
Mehrere Anproben
Die Investition von rund 400.000 Euro nannte Paul ein "Zeichen der Wertschätzung der Stadt für ihre Feuerwehrleute". Bei den einzelnen Wehren habe es bereits mehrere Anprobetermine gegeben. Den Feuerwehrleuten wünschte der Rathauschef, "dass die neue Kleidung euch in den Einsätzen schützt". Nach den Einsätzen stünden Waschmaschine und Trockner in der Lohrer Hauptwache bereit.
Sebastian Mademann, 1. Kommandant der Lohrer Wehr und federführender Kommandant aller Wehren im Stadtgebiet, sprach von einer "sehr guten Entwicklung". Mit der neuen Ausrüstung sei man "weit vorne mit dabei". Man habe lange Überzeugungsarbeit bei den politisch Verantwortlichen leisten müssen, dass die Nutzung während Hitze und Kälte "mit einer einzigen Einsatzkleidung nicht machbar ist".
Die Einsätze im Hochsommer etwa bei einem Wald- oder Vegetationsbrand unterschieden sich stark von Löscharbeiten in der Winterkälte. Mit der neuen Schutzkleidung seien die Einsatzkräfte jederzeit adäquat gekleidet. Zudem gebe es jetzt in allen Stadtteilen die gleiche Ausrüstung: "Mir gefällt das einheitliche Bild gut." Das Beschaffungsteam sei lange mit der Auswahl beschäftigt gewesen.
Eigens aus der Schweiz angereist war Martha Ernst, die Geschäftsführerin der Herstellerfirma Fireliner. Sie freue sich über das Vertrauen, die Lohrer Wehren ausrüsten zu dürfen, so Ernst. Als Geschenk hatte sie einen Gutschein für 50 Funktions-T-Shirts der Firma mitgebracht.
Beschafft wurden 400 Jacken und Hosen des Modells Sharc und 280 Brandschutzjacken. Die erste Charge wurde im April geliefert. In den darauffolgenden Wochen erfolgte sukzessive die Übergabe. Das Modell "Bayern 2000" ist somit bei den Lohrer Wehren Geschichte.
Die Vorteile der neuen Unisex-Ausrüstung erläuterte Kommandant Mademann im Gespräch mit unserem Medienhaus. "Bayern 2000" sei über 20 Jahre im Einsatz gewesen und habe deutliche Anzeichen der mechanischen Beanspruchung gezeigt. Zudem seien die Materialien der neuen Kleidung ganz andere.
Leichte Sommerausrüstung für 330 Aktive
Die leichte Sommerausrüstung bekommt laut Mademann jeder der circa 330 aktiven Feuerwehrdienstleistenden im Stadtgebiet. Die dickere Winterausrüstung sei für alle gedacht, die keine Atemschutzgeräteträger seien. Denn diese behielten ihre 2016 beschaffte Ausrüstung, die sie im Winter vor der Kälte schütze.
Mit der Differenz zwischen der Aktivenzahl und der Zahl der beschafften Kleidung werde ein Pool gebildet, um direkt nach dem Einsatz die Schutzkleidung austauschen zu können. Denn bei Bränden könnten sich Giftstoffe festsetzen, bei Autounfällen Öl und Benzin die Bekleidung beschmutzen. Dazu komme der Schweiß.
Mademann berichtete vom sogenannten "Feuerkrebs": Bei aktiven Feuerwehrleuten sei eine höhere Quote an Krebserkrankungen festgestellt worden. Das werde auf den Umgang mit kontaminierter Kleidung zurückgeführt. Laut Mademann war früher die Kleidung wie bei "Bayern 2000" schwarz, damit man den Schmutz nicht so sah.
Die Schutzkleidung sei nach dem Einsatz vielfach nur ausgeklopft und wieder benutzt worden. Jetzt sei die Farbe Rot, damit der Schmutz besser auffalle. Die Kleidung müsse nach dem Einsatz gewaschen werden. Sie werde bereits am Einsatzort ausgezogen, die Wehrleute erhielten Jogginganzüge. "Die Einsatzhygiene hat stark an Bedeutung gewonnen", so der Kommandant.
Die rote Signalfarbe habe den weiteren Vorteil, dass die Wehrleute bei der Verkehrsregelung keine Warnwesten mehr anziehen müssten. An Schlaufen lasse sich eine Taschenlampe so befestigen, dass sie genau auf den Weg leuchte. Dazu kämen Halterungen für Handschuhe und Funkgerät sowie ein höherer Kragen.
Mit "Napoleontasche"
Die Winterjacken hätten eine "Napoleontasche", also einen Reißverschluss, durch den man die kalte Hand ins Innere stecken könne. Jede Jacke verfüge über ein Rückenschild mit "Feuerwehr" in Versalien und darunter dem Namen der jeweiligen Wehr. Das symbolisiere das Zusammenwachsen und Corporate Identity.