Virtuose Musik für Geige und Klavier von Komponisten der Romantik im Übergang zur Moderne begeisterte die Zuhörer in der Kirche St. Johannis in Karlstadt. Zum zweiten Mal gab das Karlstadter Künstlerehepaar Maria Hussong und Philip Hahn ein Konzert in der evangelischen Kirche.
Bereits mit dem ersten Stück, „The Lark Ascending“ von dem englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams (1872-1958) bewies Maria Hussong auf der Violine ihr Können. Das Aufsteigen der Lerche, so der übersetzte Liedtitel, ist in dieser Komposition förmlich nachempfunden. Williams reiste Anfang des 20. Jahrhunderts durch das Land und rettete durch Aufzeichnung mündlich überlieferte Volkslieder vor dem Vergessen. Seine Kompositionen waren vielfach von diesen volkstümlichen Melodien beeinflusst.
Vielfach im Solovortrag schöpfte Hussong in sauberer Intonation den Tonumfang auf ihrem Instrument bis in die höchsten Lagen aus. Die Klavierbegleitung von Philip Hahn unterstrich dezent und zurückhaltend das Violinspiel.
„Introduction et Rondo capriccioso op.28“ war eine Auftragskomposition des Pariser Organisten und Pianisten Camille Saint-Saëns (1835-1921) für den spanischen Geiger Pablo de Sarasate (1844-1908). Nach einem getragenen, melodiösen Eingang steigert sich die Komposition im Rondo zu einer äußerst lebhaften, fast wilden Ausdrucksform. Hussong meisterte die schnellen und schwierigen Passagen souverän.
Der in Russland geborene Igor Strawinsky (1882-1971) feierte frühe Erfolge mit Ballettmusiken in Paris und in den USA. Die Komposition „Chanson Russe“ stammt aus Strawinskys Oper Mavra und wurde von Samuel Duschkin für Violine und Klavier bearbeitet. Wie in vielen Kompositionen Strawinskys klingen auch hier traditionelle russische Melodien an.
Der Hochromantik ist der Komponist Johannes Brahms (1833-1897) zuzurechnen. Zur Aufführung kam seine viersätzige „Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 op. 108“, die er seinem Freund und Kollegen Hans von Bülow, einem Klaviervirtuosen und Dirigenten, gewidmet hatte. Sein Werk zeichnet sich aus durch eine motivische Feinarbeit mit einer totalen Durchstrukturierung des musikalischen Satzes. Dennoch hinterlässt seine Musik einen oft volkstümlichen, aber stets tief berührenden Eindruck.
Die Sonate forderte sowohl dem Part der Violine wie der Klavierbegleitung ein ausgewogenes hohes Können und eine präzise gemeinsame Interpretation ab.
Als eingespieltes Team zeigte sich das Paar Hussong und Hahn bei diesem Benefizkonzert. Mit hoher Präzision, technischem Können und starker Ausdruckskraft interpretierte Hussong ihren Part auf der Violine. Hahn steuerte einfühlsam seine Klavierbegleitung bei, wobei sein Part zeitweise den Anforderungen der Violinstimme in nichts nachstand. Als Zugabe brachten die Künstler von Johannes Brahms den ersten Ungarischen Tanz in einer Bearbeitung für Violine und Klavier.
Maria Hussong erhielt ihren ersten Geigenunterricht im Alter von sechs Jahren am Erlanger Musikinstitut. Die weitere Ausbildung erfolgte an den Musikhochschulen Nürnberg und Würzburg und am Trinity College in London. Als Mitglied des Kammerorchesters „Klanglust“ ist sie Trägerin des Kulturförderpreises 2006 der Stadt Fürth. Für Konzert- und Unterrichtstätigkeit ist Hussong freischaffend tätig. Sie spielt auf einer Geige von 1775 des Nürnberger Geigenbauers Leopold Widhalm, der als einer der besten Geigenbauer im deutschen Sprachraum gilt.
Philip Hahn erhielt Klavierunterricht an der Musikhochschule Düsseldorf, Orgelunterricht an der Musikhochschule Nürnberg und in Cambridge. An zahlreichen Meisterkursen für Orgel, Clavichord und Kammermusik nahm er teil. Seit 2010 ist er als Organist in der St. Johannis-Kirche Karlstadt tätig. Der promovierte Historiker arbeitet an der Universität Tübingen.
Mit großer Begeisterung wurde das Konzert des sympathischen Künstlerehepaares aufgenommen. Dem Wunsch der Künstler entsprechend wurde um Spenden für den Förderkreis der ehemaligen Synagoge Laudenbach gebeten. Der Vorsitzende des Vereins, Georg Schirmer, stellte das Projekt der Renovierung kurz vor. Dem Konzert schlossen sich ein Dämmerschoppen und am folgenden Tag das Gemeindefest an.