
Neben der Ausbildung oder der Berufstätigkeit eine Weiterbildung zu absolvieren, zeugt nach den Worten von Gerhard Hecht von Hingabe. Der Leiter der Berufsschule Main-Spessart konnte am Mittwoch in der Lohrer Stadthalle zehn Absolventen der Technikerschule und vier Absolventen der Berufsschule plus ihre Zeugnisse überreichen. Nach den Worten seines weiteren ständigen Vertreters Christian Booms haben die Absolventen ihr Leben in neue Bahnen gelenkt.
In der Berufsschule plus werden Auszubildende während ihrer Ausbildung in drei Jahren zum Fachabitur geführt. Die Fachschule für Mechatroniktechnik (Technikerschule) ermöglicht Berufstätigen nach ihrer Ausbildung in zwei Jahren die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Mechatroniktechniker oder Bachelor Professional Technik. Beide Einrichtungen befinden sich unter dem Dach der Berufsschule Main-Spessart.
Die längste Zeit seines Lebens verbringe der Mensch im Bett und am Arbeitsplatz, zitierte Hecht aus einer Statistik. Daraus könne man die Schlussfolgerung ziehen, dass man ein ausgezeichnetes Bett brauche, aber auch die Frage ableiten: "Habe ich einen Arbeitsplatz, an dem ich den größten Teil meines Lebens verbringen möchte?"
Hingabe und Flexibilität
Viele Menschen, die man frage: "Wer bist du?", definieren sich nach den Worten des Schulleiters über ihren Beruf. Viele ordneten bestimmten Berufen sogar bestimmte Charaktereigenschaften zu, etwa mit der Feststellung "typisch Lehrer". Die Absolventen steuerten also auf eine berufliche Tätigkeit zu, die ihr Leben bestimmen und die möglicherweise auf ihren Charakter abfärben werde.
Mit der Weiterbildung neben der beruflichen Tätigkeit beziehungsweise Ausbildung haben die Absolventen laut Hecht nicht nur Hingabe gezeigt, sondern auch Begeisterungsfähigkeit, Dynamik und Flexibilität. Das seien alles Werte, die heute unsere Gesellschaft verkörpern sollten. Einzelkämpfertum sei nicht mehr gefragt.
Der Abschluss an der Berufsschule plus sei ein wichtiger Meilenstein im Leben, solle aber nicht das Ende sein, meinte Lehrer Jakob Schulz. Die Absolventen sollten den Blick nach vorne richten. Wer aufhöre, besser zu werden, habe aufgehört, gut zu sein. Gerade einmal so hoch zu springen, wie man müsse, reiche nicht.
Mit so einer Einstellung "bleibt unsere Gesellschaft hinter den Fortschritten der Welt zurück". Die Absolventen beider Einrichtungen hätten mehr gemacht, als sie müssten, "sie haben die Komfortzone verlassen". Zwei Abende in der Woche in der Berufsschule plus zu verbringen, sei beruflich und privat eine Herausforderung gewesen. Nur wer sich ständig weiterentwickele, könne die Herausforderungen der Zukunft bestehen.
Keine einfache Zeit
Die zehn Absolventen der Technikerschule haben nach den Worten von Christian Booms einen Notendurchschnitt von 1,99. Sieben von ihnen hätten die Fachhochschulreife erreicht. Damit hätten sie ihr Leben in neue Bahnen gelenkt, denn jeder sei zur Umkehr fähig und könne sein Leben als falsch oder auch nur unbefriedigend erkennen.
Das hätten sie den Helden der griechischen Antike voraus, die den Menschen heute in den Marvel-Filmen begegneten, denn diese drehten sich unrettbar im Kreis, während der Mensch heute eingefahrene Gleise verlassen könne. Die Reise zum "richtigen Ich", zu der Person, die man sein wolle, sei das eigentliche Thema, wobei Booms darauf hinwies, dass der Selbstoptimierungsdrang auch Gefahren bergen könne.
Die zwei Jahre seien nicht einfach gewesen, "aber wir haben es geschafft", sagte Sabine Blatz für die Technikerschüler. Die Klassengemeinschaft und der Zusammenhalt seien gut gewesen. Nicole Kraus berichtete, ursprünglich hätten 16 Schülerinnen und Schüler die Berufsschule plus besucht, vier seien übriggeblieben. Die Mühen hätten sich gelohnt, die meisten begännen in den nächsten Wochen ein Studium.