Ein Spaziergang tut immer gut. Gerade nach den Weihnachtstagen mit dem oft üppigen Essen, den Plätzchen und den Süßigkeiten. Und schlechtes Wetter gibt es auch nicht. Nur unpassende Kleidung. Was hindert also daran, alleine oder zusammen mit der Familie zu einer Wanderung anzutreten, die man schon lange mal machen wollte? Beispielsweise auf dem Frühmesserweg bei Eußenheim.
Neben den im Gemeindegebiet ausgewiesenen 26 Wanderwegen, die von Bernhard Höfling, Reinhold Gerhard und Gerhard Kleinhenz betreut werden, ist der vom früheren Weinbauverein geschaffene Frühmesserweg bestens geeignet. Er ist mit Informationstafeln, alten Grenzsteinen, einem Insektenhotel und einer Unterstellhütte bestückt. Der Weg führt im Norden und Osten durch artenreiche Laubmischwälder, im Süden und Westen entlang von Hängen und Kalkmagerrasen – beides sehr abwechslungsreiche Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Gerade auf diesem Wegabschnitt bieten sich immer wieder sehr schöne Panorama-Ausblicke.
Die Gehzeit beträgt ungefähr zwei Stunden
Entlang des Weges informiert eine Reihe von Thementafeln über Geschichtliches und Natürliches. Der ganzjährig begehbare und als Wanderweg Nr. 24 (grüne Zahl auf weißem Grund) gekennzeichnete Weg ist knapp sechs Kilometer lang. Er beginnt am Parkplatz im "Eußenheimer First" und führt die Wanderer durch die gleichnamige Weinbergslage über den Waldabschnitt "Frühmesserstuhl", durch Kalkmagerrasen und entlang der Flurlage "Neuer Berg" bis die Tour wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückfindet. Die Gehzeit beträgt ungefähr zwei Stunden.
Artenreicher Laubmischwald, Panorama-Ausblicke und informative Thementafeln am Wegesrand erwarten die Wandergruppe. Die Schaubilder gewähren Einblicke in die Arbeit der Feldgeschworenen und informieren über den Frühmesserstuhl, die verschiedenen Bäume des Waldes oder den Kalkmagerrasen. Im Frühjahr blühen entlang des Wegs zahlreiche Orchideenarten wie beispielsweise das Purpur-Knabenkraut oder der Diptam. Zur Rast laden zahlreiche Ruhebänke und eine Unterstellhütte ein. Oberhalb des Wanderwegs befinden sich zudem drei Weinberghütten.
Was die Bezeichnung Frühmesser bedeutet
Was ist ein Frühmesser? Er ist nicht zu verwechseln mit dem Messner. Dieser Begriff bezeichnet den Küster. Als Frühmesser oder Frühmessherr wurde dagegen ein katholischer Priester bezeichnet, der als Inhaber einer aus Stiftungserträgen finanzierten Pfründe zum regelmäßigen Zelebrieren der heiligen Messe am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn der Bevölkerung, oder an Sonn- und Feiertagen verpflichtet war. Die Bezeichnung ist heute nicht mehr üblich.
In Eußenheim gab es als ersten "Frühmesser" (bereits um 1498) Stephan Fröhlein. Als letzter Frühmesser lebte von 1946 bis 1952 Lorenz Vogel in Eußenheim. Dort erzählt man sich auch, dass früher der "Frühmesser", jeden Sonntag nach der Frühmesse, die um sechs oder sieben Uhr begann, während eines Spaziergangs zum sogenannten "Frühmesserstuhl" sein Brevier (Gebetbuch mit den Stundengebeten) gebetet hat. Seinen Spuren folgt man auf diesem gleichnamigen Rundweg.
Ein wirklich empfehlenswerter Wanderweg.