„Für mich geht Gesundheit ganz klar vor Schönheit“, kommentierte Stadtrat Rudi Gosdschan die Pläne für eine Lärmschutzwand quer durch Karlstadt entlang der Bahnlinie. Vor allem entlang der Ringstraße zwischen der Raiffeisenbank und dem Bahnhof wird diese drei Meter hohe Wand deutlich ins Ortsbild eingreifen.
Es gibt zwar auch transparente Lärmschutzwände. Diese werden aber nur an Stellen aufgebaut, wo eine Sichtbeziehung besonders wichtig ist, erklärten die beiden Vertreter der DB Netze in der Stadtratssitzung. In Karlstadt ist nur am Bahnhof selbst vorgesehen, den oberen Meter transparent auszuführen.
Blech mit Löchern
Transparente Wandelemente sind schallhart und damit längst nicht so wirksam wie eine hochabsorbierende Schallschutzwand. Deren äußere Schale besteht aus gelochtem Blech. In Karlstadt sollen ausschließlich beidseitig schallabsorbierende Elemente zum Einsatz kommen. Andernfalls würden sie den Straßenlärm der Bundesstraße beziehungsweise der Ringstraße reflektieren.
Es wird insgesamt drei Lärmschutzwände geben:
• Die Lärmschutzwand 1 (siehe Grafik) soll auf der Siedlungsseite etwa an der südlichen Bahnüberführung beginnen und sich 400 Meter bis etwa zum Leckertsgarten/Jugendzentrum hinziehen.
• Lärmschutzwand 2 geht auf Stadtseite ebenfalls bei der südlichen Bahnüberführung los und zieht sich bis zur nördlichen Bahnüberführung, nur unterbrochen durch die Gebäude entlang der Schienen. 532 Meter Lärmschutzwand kommen hier zusammen.
• Lärmschutzwand 3 steht wieder auf der Seite der Siedlung und zieht sich von der nördlichen Bahnüberführung etwa 210 Meter bis gegenüber der Ringstraßenkreuzung.
Die beiden Bahnvertreter erläuterten, dass der Bau von Lärmschutzwänden zu 100 Prozent vom Bund übernommen wird. Zu 75 Prozent beteiligt sich der Bund an passivem Schallschutz, also am Einbau von Lärmschutzfenstern, Lüftern und Rollladenkästen – sofern das Gebäude vor dem 1. April 1974 gebaut wurde und somit Altbestand ist.
In Karlstadt wurde die Auswirkung des Bahnlärms auf 293 Gebäude untersucht. 234 Gebäude erwiesen sich als so betroffen, dass sie förderfähig sind. Wenn nun die Schallschutzwände aufgebaut sind, reduziert sich deren Zahl auf 33, an denen noch passiver Schallschutz vorzunehmen wäre. Dafür wären rund 300 000 Euro nötig. Die Investition in die Schallschutzwände ist mit 1,8 Millionen Euro veranschlagt.
Sollte die Stadt die Wände ablehnen, dann hätten alle 234 förderfähigen Gebäude Anspruch auf die Förderung von passivem Schallschutz. Die Förderung bezieht sich übrigens nur auf Wohn- und Schlafräume.
Farbliche Gestaltung
Bei der Gestaltung der Wände haben die Gemeinden Mitspracherecht. So kann sie die Farbgebung wählen. Bepflanzungen oder Rankhilfen sind nicht vorgesehen. Vorhandene Pflanzen werden auf Stock gesetzt und dürfen dann wieder ausschlagen. Die Wände sollen 50 Jahre halten. Sie bekommen eine Anti-Graffiti-Beschichtung, die dreimal abwaschbar ist. Ein festes Reinigungsintervall werde es nicht geben, erklärten die Bahnvertreter. Fremdenfeindliche Beschriftungen werden sofort entfernt. Nicht entfernt werden kann der Bremsstaub der Güterzüge, der sich in die Wand einbrennt. Transparente Wände werden vom Staub nach wenigen Jahren „blind“. Ob sie dann noch gut aussehen, sei dahingestellt.
Für die Planfeststellung rechnet man mit einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren, ehe der Bau beginnen kann. Ähnliche Schallschutzwände sind auch für Himmelstadt, Retzbach, Thüngersheim und Veitshöchheim geplant.
Stadtrat Harald Schneider sprach die Pläne der Bahn für leisere Züge an. So hat sich die Bahn verpflichtet, bis 2020 den Güterzuglärm durch leisere Räder zu halbieren. Dennoch erübrigen sich die Lärmschutzmaßnahmen dadurch nicht.