Die Burg-Lichtspiele Karlstadt-Mühlbach zeigen am Sonntag, 20. April, um 11.15 Uhr, sowie am Dienstag, 22. April, und Mittwoch, 23. April, jeweils um 20 Uhr dem Film „The Lunchbox“.
Das Spielfilmdebüt des indischen Regisseurs und Drehbuchautors Ritesh Batra feierte bei den Filmfestspielen in Cannes in der Semaine de la Critique Weltpremiere und avancierte dort zum Geheimtipp des Festivals.
Den Hintergrund für Batras zarte Lovestory bildet ein für Indien einzigartiger Lieferservice. Damit Mumbais arbeitende Ehemänner auch während der Mittagspause in ihren Büros nicht auf das Essen ihrer Frauen verzichten müssen, holen Essenskuriere, sogenannte Dabbawallas, das in Lunchboxen verpackte Essen am späten Vormittag ab, transportieren die Boxen über mehrere Zwischenstationen per Fahrrad oder mit der Bahn direkt auf den Bürotisch, um sie dann später wieder zurückzubringen. Fehlerquote: 1:16 000 000.
Diese eine unter 16 Millionen ist Ila, die hofft, ihrer müden Ehe mit raffinierten Kochkünsten neue Leidenschaft zu verleihen. Doch die Lunchbox verirrt sich; statt an ihren Ehemann geht sie an den Witwer Saajan, der vor dem Ruhestand steht und genau wie Ila eine einsame Großstadtseele ist. Als ihr Mann nicht reagiert, legt Ila am folgenden Tag eine Nachricht in die Lunchbox – und erhält prompt eine Antwort von Saajan. Ila wiederum antwortet ihm, und so beginnen sie sich regelmäßig Botschaften zu schicken, in denen sie sich dem anderen immer mehr offenbaren. Sie gestehen sich ihre Einsamkeit und ihre Ängste, ihre Erinnerungen und ihre kleinen Freuden. Sie spenden einander Trost und geben sich Halt, bis Ila eines Tages ihrem Brieffreund vorschlägt, sich in einem Café zu treffen.
Der hoch talentierte Regisseur bedient sich geschickt aus dem faszinierenden Fundus der inzwischen hundertjährigen indischen Kinogeschichte, in der immer auch schon Raum war für Dreiecksgeschichten abseits der üblichen Bollywood-Buntheit; Geschichten, in denen durchaus auch einmal der falsche Zug ans richtige Ziel gelangt.
Batras unverbraucht wirkender Inszenierungsstil besticht einerseits durch leise Töne und durch das kunstvoll zurückhaltende Spiel mit Andeutungen und falschen Fährten, zeichnet aber gleichzeitig durch die Verwendung von viel natürlichem Licht, entsättigten Farben und originalen Schauplätzen fast dokumentarisch und jenseits bekannter Klischees ein Bild der sich im Wandel befindlichen indischen Kultur.
Ausgeprägtes Gespür für Timing
Eine geschickte Dramaturgie mit einem ausgeprägten Gespür für Timing sorgt für die nötigen Spannungsbögen, lässt aber auch Raum für subtilen Humor und zarte Ironie.
Fazit: Mit seiner bittersüßen Romanze beweist Ritesh Batra, dass der Maßstab für das Gelingen einer Liebesgeschichte nicht deren Erfüllung sein muss; es kann auch die Sorgfalt sein, mit der von ihr geträumt wird.
Der Film ist freigegeben für alle, 105 Minuten.