Seit Ende der 90er Jahre arbeitet Elvira Lantenhammer künstlerisch auf Schloss Homburg und bietet in ihrer Reihe „Kunst in Schloss Homburg“ immer wieder Präsentationen zeitgenössischer Kunst. Seit dem Jahrtausendwechsel lädt sie im August zu ihren Sommerakademien ein, bei denen für Künstler und interessierte Laien eine Möglichkeit zum Austausch geboten wird.
In diesem Jahr nahmen über 20 Personen diese Gelegenheit wahr. Im Mittelpunkt der „Sommerakademie Schloss Homburg 2013“ standen wiederum die Themen Malerei und Zeichnung. Schwieriger fällt es, die Kurse für Performancekunst zu etablieren. Diese Form künstlerischen Ausdrucks sei eben nicht so alltäglich und geläufig, folgert die Veranstalterin. Trotzdem möchte sie ihre Sommerakademie weiter auch zu einer Begegnung von Performance-Künstlern ausbauen.
Am Samstag zogen die Kursteilnehmer bei einem Rundgang Bilanz ihrer Workshops. Die Offenbacher Künstlern Gabriele Juvan versuchte mit ihrer Gruppe „einen Ort und seine Geheimnisse“ zu ergründen. In der Schlosskapelle waren keine großen Bildwerke zu bestaunen, vielmehr wurden in vier Gruppen Skizzen und Entwürfe gezeigt, die in drei Tagen individueller Zeichen-Arbeit entstanden waren. Den Kursteilnehmern ging es darum, einen Ort wie die Kapelle erfassen und auf sich wirken zu lassen. Schließlich wurde der Kontakt zum Ort und zu Einwohnern aufgenommen. Es entstanden Studien zu Mühlrädern und Tauben, die nun zu betrachten waren.
Elvira Lantenhammer arbeitet nur in kleinen Gruppen und bot deshalb zwei Kurse zum Thema Malerei „Die Kraft der Farbe“ und Zeichnung „Zeichnen in der Natur und im Atelier“ an. Im Ausstellungssaal des Gebsattel-Schlosses wurde eine Auswahl von Arbeiten der Kursteilnehmer bei einer Vernissage gezeigt. Naturgemäß drängen sich die farbstarken Acryl-Malereien zunächst stärker ins Auge des Betrachters. Lantenhammers Ansatz ist es, mit ihren Teilnehmer individuell daran zu arbeiten, wo der jeweilige „Schüler“ gerade steht. So wechselten versierte Arbeiten mit Erstlingswerken.
Der zweite Teil des Samstagsprogramms war der Performance gewidmet. Dazu luden die Malerin und Autorin Gila Stolzenfuss aus dem niederbayerischen Thyrnau sowie der Plastiker und Kalligraph Andreas Kloker aus Schondorf am Ammersee in die „Bocksbeutelbar“ des Homburger Weinfests für die Lesung „Zunahme oder das holländische Dorf“ ein.
Dort war eine Art großer Schultafel installiert, auf der Kloker unterstützt von zwei Lichtquellen mit Wasser und unterschiedlichen Werkzeugen wie Pinseln oder Putzlappen flüchtige Bild-Zeichnungen entstehen lassen konnte. Im von einem Ventilator unterstützen Trocknungsprozess verschwanden die Impressionen wieder vor dem Auge des Betrachters, um im nächsten Moment vom Künstler ächzend oder summend fortgeführt zu werden.
Dazu trug Stolzenfuss zwei ihrer Texte vor, poetische Wort- und Satzkaskaden scheinbarer Selbstreflexion. Als das Werk endete, signierte Kloker seine „Schlusstafel“ und fügte die Uhrzeit 19.42 hinzu. Bei manchem Betrachter weckte die Zahl auf dem Bildwerk, das zuvor noch den Satz „Klage ist meine Meinung“ getragen hatte, ganz andere Assoziationen. 1942 ist die Jahreszahl der Deportation der letzten jüdischen Bürger aus Homburg in die nationalsozialistischen Vernichtungslager. So wurde die Kunst-Performance, wenn auch unbeabsichtigt, zu einem Stück Erinnerung und Mahnung.
Zum Abschluss lud der in Homburg schon öfter gastierende New Yorker Theaterwissenschaftler und Künstler David Rodgers zu einer seiner verstörenden Action-Performances in die Burkardusgrotte ein.