
Zwischen den europäischen Metropolen Wien und Budapest liegt Gräfendorf: Zumindest musikalisch, denn beim Frühjahrskonzert des Musikvereins entführten und begeisterten die rund 95 Mitglieder von Musikverein und Chorgemeinschaft am Samstag die Besucher bei einer Reise nach Noten in die Donauländer Österreich und Ungarn – geführt von „Reiseleiter“ Jürgen Kunkel, als sach- und fachkundigem Moderator.
Dass in Gräfendorf den Kindern das Musizieren in die Wiege gelegt wird, das ließ der Auftritt der jüngsten Akteure beim Frühjahrskonzert in der Turnhalle vermuten. Viel Beifall erhielten die elf Kinder, die teilweise erst seit einigen Monaten intensiv Musikunterricht nehmen, für ihre vier Darbietungen. Unter der Leitung von Theresa Merk rockten sie, unternahmen ein Kurztrip in die Karibik und endeten schließlich bei „Smoke on the Water“ von der englischen Rockband „Deep Purple“.
Nach diesem kurzen Ausflug übernahm das Blasorchester des Musikvereins die Reiseführung in die einstigen Donaumonarchien mit „O du mein Österreich“ komponiert von Franz von Suppé. Das Stück war beim Fußball-Länderspiel zwischen Frankreich und Österreich 1946 in Paris sogar als österreichische Nationalhymne erklungen. Genutzt hat es der rot-weiß-roten Elf allerdings nichts, denn sie verlor mit 1:3.
Was wäre Ungarn ohne Puszta, Paprika, Plattensee und Csárdás? Die ungarische Volksmusik fehlte auch bei der Frühlingsreise des Gräfendorfer Blasorchesters nicht. In großer Besetzung intonierte das Orchester unter der Stabführung von Yvonne Roth-Wächter den Csárdás des italienischen Komponisten Vittorio Monti. Als Solistin glänzte Marisa Ditterich mit ihrer Klarinette.
Wie vielseitig Blasmusik sein kann, diesen Beweis trat das Blasorchester mit einem bunten Potpourri bekannter Udo-Jürgens-Melodien an. Von „17 Jahr', blondes Haar“ über „Mit 66 Jahren“ oder „Aber bitte mit Sahne“ bis zu „Ein ehrenwertes Haus“ waren zu hören. Das sind nur einige der mehr als 1000 Lieder des österreichischen Sängers und Komponisten, der in diesem Jahr 80 Jahre „jung“ wird.
Im Laufe der Jahrhunderte hat Österreich viele Musiker und Komponisten hervorgebracht. Zu den Bekanntesten von ihnen gehört Johannes Hölzel alias „Falco“. Mit „The Best of Falco“ ließ das Blasorchester den 1998 tödlich verunglückten Sänger mit „Der Kommissar“ und „Rock me Amadeus“ auferstehen.
Dass es auch um den Nachwuchs beim Musikverein Gräfendorf gut bestellt ist und mit der Bläserklasse nicht nur die Jüngsten gefördert werden, stellte das Jugendorchester unter Beweis. Seit Januar hat mit Jürgen Kunkel ein musikbesessener Dirigent die Ausbildung und Leitung beim zweiten Gräfendorfer Orchester übernommen.
Mit drei Stücken, extra für Jugendorchester geschrieben, begeisterte das Nachwuchsorchester die etwa 150 Besucher.
Nicht nur in großer Besetzung glänzten die Musiker in dem mehr als zweistündigen Programm. Kristin Ditterich, Fabian Pfaff, Alexander Adrio und Felix Pfaff, das Trompetenquartett des Vereins, überzeugte das Publikum. Die jungen Musiker hatten beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ die Teilnahme am Bundesfinale nur um einen einzigen Wertungspunkt verpasst. Ausgebildet von Michael Reinhart gaben die Jugendlichen eine Kostprobe ihres Könnens.
Als ein weiteres Quartett begeisterten Yvonne Roth-Wächter, Christoph Arz, Ulf Hannig und Michael Riedmann. Das wohl beste Saxofonquartett aus dem Landkreis Main-Spessart spannte mit „Reeds on Stage“ einen musikalischen Bogen von schneller Polka über einen Jazz-Klassiker bis zu Ragtime.
Doch nicht nur die Freunde der Blasmusik kamen beim Gräfendorfer Frühlingskonzert auf ihre Kosten, sondern auch die des Chorgesangs. Unter dem Dirigenten Robert Werner besang der gemischte Chor den Wonnemonat Mai, lobte den Frühling und wagte sich schließlich mit „Matona mia cara“ und „Scia, scia, Peppina“ an zwei Lieder in italienischer Sprache.
An das traditionelle Neujahrskonzert mit den Wiener Philharmonikern fühlten sich die Konzertbesucher erinnert, als das Blasorchester den „Radetzky-Marsch“ und mit „An der schönen blauen Donau“ einen der bekanntesten Walzer zu Gehör brachte. Ein Wiederhören mit den Musikanten des Gräfendorfer Musikvereins wird es schon in vier Wochen geben, wenn der Verein mit verschiedenen Musikdarbietungen sein 45-jähriges Bestehen feiert.