Anlässlich des Portiunkula-Pfarrfestes der katholischen Kirchengemeinde Esselbach am Sonntag bot Reiner Väth nach acht Jahren wieder eine Führung zur Pfarrkirche St. Margaretha an. Über 40 Gäste nahmen daran teil und lauschten den Ausführungen des historisch versierten Referenten, der auch schon den vergriffenen Kirchenführer über das katholische Gotteshaus verfasste.
Das Portiunkula-Fest findet traditionell am ersten Sonntag im August statt und geht namentlich auf eine Feldkapelle Franz von Assisis zurück, in der einst ein Ablass gewonnen werden konnte. Erstmals im Jahr 1786 war auch in Esselbach der Erwerb eines Portiunkula-Ablasses möglich, wozu lange auch viele Auswärtige nach Esselbach kamen.
Väth begann mit seiner Führung im Pfarrhof, der neben dem imposanten Fachwerk-Pfarrhaus aus dem Jahr 1617 von der erst im Jahr 2020 umfassend renovierten Pfarrscheune bestimmt wird. Daneben gibt es einen neun Meter tiefen Ziehbrunnen und das Pfarrheim. Der Pfarrhof mit Obstgarten und landwirtschaftlichen Grundstücken diente früher der Versorgung von Pfarrer und Kaplan.
Erstmals im Jahr 1339 erwähnt
Der Referent erläuterte er die Geschichte der Pfarrei, die erstmals im Jahr 1339 erwähnt wurde, aber wohl viel älter ist. Nachdem einem Brand im Jahr 1778 wurde nur ein Jahr später das heutige Bauwerk im spätbarocken-frühklassizistischen Stil errichtet. Architekt war der Portugiese Emanuel Joseph von Herigoyen, damals Hofarchitekt des Mainzer Kurfürsten. Bei der Fassade orientierte sich dieser an der Antike, beim Kirchturm wählte er statt des damals üblichen Zwiebelhelms ein Pyramidendach. Nach nur einem Jahr Bauzeit war die Kirche schon im Jahr 1779 vollendet.
Der einst um die Kirche angelegte Friedhof mit Beinhaus wurde im 19. Jahrhundert verlegt und eine Sakristei an die Kirche angebaut. Statt eines Friedhofes befindet sich heute zwischen Kirche und Rathaus der Kirchplatz sowie zwischen Kirche und dem neuen Dorfgemeinschaftshaus der ebenfalls neu angelegte Dorfplatz.
Den Taufstein aus der alten Kirche übernommen
Übernommen wurde aus der alten Kirche der Taufstein von 1648, berichtete Väth im Innenraum. Auch weitere Einrichtungsbestandteile, wie die am Chorbogen angebrachten Figuren des heiligen Wendelin und des Erzengels Michael sind älter. Ebenso eine Pieta, die aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt. Sie ist das älteste Kunstwerk der Pfarrkirche. Nicht viel später entstand die Figur der Kirchenpatronin Margaretha.
Der Hauptaltar wurde 1785 ebenso ebenso neu geschaffen wie die Figur des Pestheiligen Rochus. Väth erläuterte die reiche Symbolik des Hochaltars. Jesus am Kreuz wird flankiert von Figuren seiner Mutter Maria und seines Lieblingsjüngers Johannes sowie des heiligen Bonifatius als Apostel Deutschlands und des Apostels Frankens, St. Kilian. Die beiden Seitenaltäre entstanden wohl kurz vor dem Hauptaltar und sind der Muttergottes und dem heiligen Sebastian gewidmet.
1987 erfolgte die letzte Innenrenovierung der Kirche
Vom Chorherrenstift Triefenstein wurden die Kanzel und die Orgel erworben, beide reich im barocken Stil geschmückt. Die Kanzel zeigt Figuren der vier Evangelisten. Eine fünfte Figur wurde beim Einbau entfernt und steht seitdem als heiliger Nikolaus im Chorraum. Die reiche Innenausstattung St. Margarethas wird ergänzt durch bemalte Kirchenfenster, Figuren des heiligen Antonius und von Petrus und Paulus sowie durch Bilder der Kreuzwegstationen und der zwölf Apostel.
1987 erfolgte die letzte Innenrenovierung der Kirche, wie Väth erläuterte. Aktuell wird eine weitere geplant, bei der Strom und Heizung erneuert, alle Holzteile gereinigt und der Innenraum neu getüncht werden soll. Dies soll bis 2029 geschafft sein, dem 250jährigen Jubiläum des Neubaus von St. Margaretha. Dann soll das Innere wieder in neuem Glanz strahlen. Mit Applaus dankten die Gäste für den fachkundigen Vortrag, bevor Pfarrer Alexander Eckert von der Kanzel einen Segen erteilte und die Führungsteilnehmer zum Pfarrfest einlud.