
Eine Orgelnacht in der Stadtkirche St. Andreas bildete den Abschluss des zweiten Karlstadter Orgelsommers. Ab 21 Uhr waren Freunde der Orgelmusik eingeladen, dem meisterlichen Spiel dreier renommierter Organisten auf der Kirchenorgel zu lauschen. In jeweils halbstündigen Darbietungen präsentierten die drei Regionalkantoren Rainer Aberle (Schweinfurt), Bernhard Seelbach (Karlstadt) und Stefan Walter (Würzburg) Orgelmusik verschiedener Epochen und Stile. Dabei waren in hervorragender Interpretation facettenreiche Melodien und Klangfarben des Instruments zu hören, die in einem Gottesdienst kaum geboten werden.
Rainer Aberle begann seinen Konzertbeitrag mit dem "Marche de Procession op. 41, Nr. 5" von Félix-Alexandre Guilmant, einem in unterschiedlichen Tonlagen ausgeschmückten Prozessionsmarsch. Beim "Scherzo op. 32, Nr. 3" von Horatio Parker schien leichte Jahrmarktsmusik durchzuscheinen. In eine tremolohafte Begleitung hat der zeitgenössische Komponist Toon Hagen die Melodie seines Werkes "Shalom" eingebettet. Sphärische Klänge enthielt das "Scherzo op. 135, Nr. 6" von William Faulkes. Aberle beendete seine Darbietung mit Hans Uwe Hielschers "Variation für Orgel op. 48" nach dem von Paul Gerhardt geschriebenen Sommergedicht und Kirchenlied "Geh aus, mein Herz, und suche Freud".
Leichte Klänge und triumphale Fülle
Bernhard Seelbach interpretierte mit dem "Voluntary Nr. 1 in D-Dur" englische Barockmusik von William Boyce, eine Art Präludium. Das Werk "Offertoire e simphonie concertante" von Jean-Jaques Beauvarlet-Carpentier brillierte mit lockeren hohen Tönen. Von Georg Friedrich Händel erklangen eine Sinfonia (HWV 67) und die Fuga in B-Dur (HWV 607). Im Rondo in D-Dur (KV 485) von Wolfgang Amadeus Mozart bezauberten luftig leichte Klänge mit viel Glockenspiel. John Baptiste Calkins "Marche festive op. 80" beherrschten wieder marschartige, fulminante Klänge.
Mit dem "Entrèe (en forme de Carillon)" von Théodore Dubois setzte Stefan Walter ein. Ausladend vielseitig waren die Variationen von Hans Uwe Hielscher über "Frère Jacques", das weltweit bekannte französische Kinderlied in Form eines Kanons, die schließlich in einem bombastischen Finale endeten. Carillon-Töne beherrschten das "Angelus" von Paul Wachs, für eine Orgel eher ungewohnte Klänge. Von Louis Vierne erklang abschließend "Carillon de Westminster". In dem Werk werden die Glockenschläge von Big Ben in London mehrfach variiert, bis sie sich zu triumphaler Fülle steigern.
Mit eineinhalb Stunden Dauer war von den begeisterten Zuhörern des Konzerts Sitzfleisch gefordert. Das Hörerlebnis ausklingen lassen konnten die Besucher bei einem Umtrunk mit Prosecco im Pfarrgarten.