Hinter dem Namen Geodäsie könnte sich glatt eine Krankheit verbergen. Tatsächlich aber bezeichnet der Begriff die Wissenschaft von der Vermessung und ist in vielen Lebensbereichen präsent, erklärt Erhard Glaab den neunten Klassen des List-Gymnasiums, die sich am Freitagvormittag vor der Dreifaltigkeitskirche eingefunden hatten. Der Chef des Lohrer Vermessungsamts war mit einigen Mitarbeitern zu einer Aktionswoche ans Gemündener Friedrich-List-Gymnasium gekommen.
Zunächst erhielten die drei Klassen eine theoretische Einführungsstunde. Danach lautete der Auftrag von Mathematiklehrer Simon Knaup, nacheinander in Gruppen unter Anleitung den Kirchturm der Dreifaltigkeitskirche und die Steigung des Schulwegs hin zur Kolpingstraße zu vermessen. Dabei durften die Schüler selbst die Geräte bedienen.
Umsetzung in der Praxis
„Für uns ist es wichtig, den Schülern zu vermitteln, wie wichtig einfache Grundlagen der Mathematik in der Praxis sind und wo sie eingesetzt werden“, sagte Knaup, der das zum ersten Mal angebotene Projekt am Gymnasium etablieren möchte. Während Vermessungsexperte Glaab einem Schüler die Funktion des Messgeräts erklärte, und wie die angezeigten Winkel und Distanzangaben zu werten sind, erläuterte er nebenbei die Möglichkeiten, die es heutzutage mit Unterstützung von Lasertechnik und GPS gibt, und wo diese Techniken eingesetzt werden. So können Geodäten in einem weit gefächerten Aufgabenfeld tätig sein. Das reiche von der Kartenerstellung über die Auswertung von Crashtests bis hin zum Einsatz in Krankenhäusern, wo die ideale Lage von Patienten vor der Computertomografie bestimmt werde.
„Der klassische Vermessungsbeamte mit dem rot-weißen Stab, der die Grenzsteine sucht, ist nicht mehr typisch für dieses Berufsbild“, sagte Glaab. Der demografische Wandel schaffe neue Herausforderungen, die Planungen verlangen, denen Messungen vorausgehen müssten, um bedarfsgerechte Wohnstrukturen zu schaffen, erklärt Glaab. Von der Erstellung von Entscheidungsgrundlagen für Einsatzpläne bei außergewöhnlichen Naturereignissen, wie Hochwässern, bis hin zur Erforschung des Weltalls biete die Geodäsie interessante Perspektiven für junge Leute, die vor der Berufswahl stehen.
Geodäsie
Ein Geodät (Plural Geodäten) oder Geometer ist ein Fachmann der Geodäsie, des Vermessungswesens. Wer das Fach an der Universität oder Fachhochschule studiert hat, ist ein Vermessungsingenieur. Die Ausdrücke stammen aus dem Griechischen und bedeuten etwa „jemand, der die Erde vermisst“ oder in Grundstücke „einteilt“. Geometer wird in einigen deutschsprachigen Gebieten bevorzugt, in anderen gilt es wie Landvermesser als veraltet.
Die Bezeichnung Vermessungstechniker trägt, wer eine duale Berufsausbildung erfolgreich absolviert hat, auch der Begriff Geomatiker wird für den Vermesser verwendet, der aber vom Geomatik-Ingenieur mit einer Hochschulausbildung zu unterscheiden ist. Quelle: Wikipedia