Seit 30 Jahren veranstalten die Reit- und Pferdefreunde Heßlar jedes Jahr in der ersten Woche im September ein Reitturnier auf ihrer Anlage. Dieses hat einen guten Ruf. „Es ist das Einzige im Landkreis Main-Spessart“, sagt Vorsitzender Gerd Brendler. Bis zu 250 Reiter würden bei den Spring- und Dressurwettbewerben starten. Doch in den letzten Jahren sei die Teilnehmerzahl etwas zurückgegangen. Brendler führt dies auch auf den schlechten Zustand des Turnierplatzes zurück. Daher will der Reitverein diesen umfassend sanieren.
Recht idyllisch liegt der Turnierplatz neben der Reithalle im kleinen Karlstadter Stadtteil. „Sehen Sie, wie uneben der Platz ist“, sagt Brendler. Der Sand sei verbraucht. Der alte Boden müsse abgetragen, das Gefälle begradigt werden. „In diesem Zustand ist er eine Gefahr für die Pferdebeine.“ und die sind kostbar.
Die Sanierung ist mit circa 70 000 Euro veranschlagt. Die Stadt hat bereits einen Zuschuss von 10 000 Euro bewilligt, auch der BLSV will 20 Prozent der Kosten geben. Zudem hat die Stadt die Ausfallbürgschaft übernommen, sollte sich der Verein mit dem nötigen Kredit übernehmen.
Dies werde aber nicht passieren, ist Brendler überzeugt. Denn die Reitturniere seien eine wichtige Einnahmequelle. Da helfen alle Mitglieder mit. „Auch ganz Heßlar ist dabei“, ergänzt Brendlers Frau Michaela. Mit den Einnahmen würden sich die Schulden in den nächsten Jahren zurückzahlen lassen. Zudem verfügt der Verein über einen Grundstock an Eigenkapital für die Finanzierung.
Bis zum nächsten Reitturnier soll der neue Turnierplatz jedenfalls fertig sein. Dann wären die Bedingungen wieder optimal für die Reiter in Heßlar, eine Idylle für Pferdefreunde. Die Reitanlage verfügt über drei Außenplätze. Es gibt auch ein Reiterstüble, in welchem die Gäste bei Reitkursen und Turnieren versorgt werden.
Noch knapp 70 Mitglieder zählt der Verein, von denen über 20 aktiv den Pferdesport betreiben. Sie kommen aus dem ganzen Karlstadter Umland, und die aktiven Mitglieder haben eigene Pferde, von denen manche auch in Heßlar bei der Familie Krönert eingestellt sind. Sie haben mit ihren Pferden Zugang zu der Reitanlage und nutzen diese, wann sie wollen. Reitstunden können in Heßlar aber nicht gebucht werden.
An diesem Abend haben sich ein paar Freunde des Westernreitens in der Halle eingefunden. Sie sind am typischen Westernsattel und den bequemen Steigbügeln zu erkennen. Erst seit kurzem hat sich eine ganze Gruppe von Westernreitern dem Heßlarer Reitverein angeschlossen. Brendler freut sich natürlich darüber, denn für ihn ist das der Beweis, dass es mit dem Verein aufwärts geht.
Auf einem Außenplatz trainieren Julia Kraft und Michelle Brendler ihre Turnierpferde. „Die beiden sind unsere Aushängeschilder.“ Langsam kommen sie herbei getrabt. Schon von Weitem kann man erkennen, dass es sich um zwei stolze Pferde handelt. Sie laufen mit einer gewissen Eleganz und lassen erahnen, welche Kraft in ihren Beinen steckt.
Brendler hat seine Begeisterung für diese Tiere auf seine elfjährige Tochter übertragen, die die 15-jährige „Camina Spring-time“ reitet. Das passe gut, denn die Holsteiner Stute sei sozusagen ein „alter Hase“. Sie wisse genau, was bei Turnieren zu tun ist. Der Wallach „Zach de Normandie“, ein Holländisches Warmblut, von Julia Kraft ist mit elf Jahren etwas jünger, dafür die Reiterin umso erfahrener. Die 19-Jährige hat es schon in den fränkischen Springkader geschafft.
Dies gelingt nicht nebenbei. Wer ein eigenes Pferd hat, muss viel Zeit investieren. Das Pferd braucht täglich Auslauf, es muss gepflegt werden, der Stall sauber gehalten werden. Für Julia Kraft kein Problem. „Für mich ist das reine Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag.“ Sie freut sich jedes Mal auf das freundliche Wiehern, mit dem sie begrüßt wird.
