Am 3. September ist in Lohr Graf Philipp III. von Rieneck „ohn Kinder abgestorben und der Letzte seines Geschlechts gewesen“, wie es auf seinem Grabdenkmal in der Stadtpfarrkirche St. Michael heißt. Zwar konnte der Mainzer Kurfürst-Erzbischof Daniel Brendel von Homburg schon einen Monat später Lohr und den größten Teil der Grafschaft als „heimgefallenes Lehen“ für das Erzstift Mainz einziehen; viele Gebiete im Spessart waren jedoch strittig zwischen Mainz und den Grafen von Hanau, dem Hochstift Würzburg, den Grafen von Erbach, von Isenburg und von Wertheim sowie weiteren Beteiligten. Die Erbauseinandersetzungen dauerten jahrzehntelang. Eines der wichtigsten Dokumente dafür, die Spessartkarte A 11 von Elias Hofmann stellte Paul Reinert (Lohrhaupten) am Dienstag in einer Veranstaltung des Geschichts- und Museumsvereins Lohr und der Volkshochschule Lohr-Gemünden im Rathaussaal vor.
Die „Karte A 11“, wie sie genannt wird, im Maßstab 1: 17 000 besteht aus sieben Teilblättern im Format 260 x 244 Zemtimeter. Sogar die schriftliche Anweisung des Kartografen, wie die Blätter aneinanderzulegen sind, ist erhalten. Sie liegt heute im Staatsarchiv in Marburg und trägt die Nummer 16 244. Sie war in einem schlechten Zustand, wurde aber vor kurzem aufwendig restauriert. Elias Hofmann, gestorben im Mai 1593 (auch „Hoffmann“ geschrieben), hat sie zwischen 1582 und 1584 im Auftrag der Grafen von Hanau angefertigt, wohl aufgrund der Vereinbarungen, die bei einer Konferenz in Aschaffenburg 1579 getroffen wurden. Es gab aber auch in den folgenden Jahren noch eine Reihe von Grenzberichtigungen. Davon zeugen die Tekturen: Einzelne Stellen des Kartenwerks sind überklebt, je nach Stand der Verhandlungen.
Auch Jahrzehnte später noch gab es Gebietsveränderungen, überwiegend zwischen Main und Hanau. So verlangte Hanau die Hälfte der Stadt und des Amtes Rieneck, von Schaippach, Rengersbrunn und Fellen und bot zum Ausgleich andere Ortschaften an. Das schlägt sich bis heute im Rienecker Stadtwappen nieder, das neben den rot-goldenen Balken der Grafen von Rieneck auch die Sparren des Hanauer Wappens und das silberne Mainzer Rad zeigt. Im 30-jährigen Krieg schenkte König Gustav Adolf von Schweden Teile des von ihm eroberten Erzstifts Mainz den mit ihm verbündeten Grafen von Hanau.
Auch nach dem 30-jährigen Krieg gab es noch Gebietsveränderungen, zuletzt als in Folge des verlorenen Krieges 1866 Bayern einen Teil seiner Gebiete im Nordspessart an Preußen abtreten musste.
Zu einzelnen Grenzzeichen gibt die Karte zusätzliche Erläuterungen: So berichtet eine Beischrift, dass anno 1526 am „Kalbsbaum“ an der Grenze zwischen Wiesen und Flörsbach eine Anzahl Bauern erschlagen wurde. 1525 war das Jahr des Höhepunktes und der blutigen Niederschlagung des Bauernkriegs.
Abgesehen von ihrem dokumentarischen Wert hat die Karte auch künstlerische Qualitäten. Sie ist verziert mit den Wappen der beteiligten weltlichen und geistlichen Herren – das Wappen der ausgestorbenen Rienecker Grafen zeigt statt des Helms einen Totenkopf; sie zeigt auch ein Porträt des „Geometers“ Elias Hofmann bei der Arbeit. Außerdem sind vereinzelt zwischen den Bäumen der Wälder Rudel von Hirschen und Rehen dargestellt.
Ortschaften sind so genau ausgeführt, dass sich darauf auch einzelnen Gebäude identifizieren lassen. Allerdings lassen sich am Beispiel Lohr vereinzelt auch Fehler nachweisen. So steht der südliche Stadtturm („Bayersturm“) auf der Karte nicht – wie in Wirklichkeit – neben der Turmstraße/Vorstadtstraße, sondern über dem Stadttor. Das genaue Studium der Karte wird wohl noch viele Aufschlüsse und vielleicht auch weitere Rätsel aufgeben
Eine Kopie der Hofmann- Karte soll demnächst im Fischer-Haus am Lohrer Kirchplatz ausgestellt werden. Der Termin wird noch bekannt gegeben.