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WÜRZBURG/MÜHLBACH
Einblicke zwischen Orient und Okzident
Taylan Zorlu mit dem Plakat der Türkischen Filmtage: Der Mühlbacher gehört zu den fünf Organisatoren der viertägigen Veranstaltung im Würzburger Kino Central.
Foto: Karlheinz Haase | Taylan Zorlu mit dem Plakat der Türkischen Filmtage: Der Mühlbacher gehört zu den fünf Organisatoren der viertägigen Veranstaltung im Würzburger Kino Central.
Von unseren Redaktionsmitgliedern W. Jung und K. Haase
 |  aktualisiert: 26.04.2023 18:52 Uhr

Wenn von Donnerstag bis Sonntag im Würzburger Programmkino Central die 2. Türkischen Filmtage stattfinden, so hat Taylan Zorlu aus Mühlbach großen Anteil daran. Er ist einer der fünf Organisatoren.

Vor allem die Filmauswahl ist das Metier von Zorlu. Er besucht in der Türkei die Filmfestivals in Istanbul, Adana und Antalya und in Deutschland die türkischen Filmtage in Frankfurt und Nürnberg und hat daher einen guten Überblick über Neuerscheinungen. Vor fünf Jahren bekam er über einen Deutschkurs Kontakt zur Würzburger Filminitiative und begann dort, bei der Organisation mitzuhelfen. Seitdem ließ ihn die Idee nicht los, an einem türkischen Filmfest mitzuwirken.

Heuer arbeiten die Organisatoren enger mit dem Central zusammen als beim ersten Anlauf vor einem Jahr. Damit sei gewährleistet, dass die sieben ausgewählten Filme auch das deutsche Publikum stärker ansprechen, sagt Heidrun Podszus vom Vorstand des Central. Sie ist froh, mit Taylan Zorlu einen interessierten Muttersprachler dabei zu haben. Denn bei etlichen türkischen Filmen finden sich im Internet ausschließlich türkische Beschreibungen und keine auf Englisch.

Donnerstag

Den Auftakt macht am Donnerstag um 16 Uhr der Dokumentarfilm „Türk Pasaportu – Türkischer Pass“. Er zeigt einen beinah vergessenen Aspekt des Holocaust: wie türkische Diplomaten Juden die Flucht aus dem Einflussbereich NS-Deutschlands ermöglichten.

Um 18 Uhr eröffnet Regierungspräsident Paul Beinhofer als Schirmherr die Filmtage.

Weiter geht es um 19.15 Uhr mit „Kabedenler Kulübü – Club der Versager“. Zwei Radiomoderatoren, wohl in ihren späten 30ern, einer ein erfolgloser Verleger, der andere ein Sammler seltener Schallplatten, plaudern über Sex und Sufismus, Politik, Liebe und das Leben als solches. Sie tun das müde und melancholisch, ohne Tabus, komisch, bissig und vollkommen neben der Spur. Sie verstoßen gegen jede Regel des Radiomachens, aber draußen, an den Radios, wächst die Fangemeinde der Nonkonformisten.

Dieser „Club der Versager“, eine Hymne an die Freiheit und die Einsamkeit, ist Kult in der Türkei, und auch in Deutschland hat er das Zeug dazu. Hier zeigt er dem Publikum auch noch beiläufig auf, wie arg beschränkt das Bild von der Türkei in Deutschland ist.

21.15 Uhr „Incir Receli – Feigengelee“, ein Spielfilm über die mysteriösen, immer wiederkehrenden Begegnungen eines Drehbuchautors mit einer geheimnisvollen Schönen.

Freitag

18.30 Uhr „Müll im Garten Eden – Cennetteki Cöplük“ von Fatih Akin, dem prominentesten der sieben Regisseure. Der Hamburger, bekannt geworden mit Spielfilmen wie „Gegen die Wand“ und „Soul Kitchen“, dokumentiert über fünf Jahre hinweg die Zerstörung in Camburnu, dem Heimatdorf seines Großvaters. In einem kleinen, einstmals idyllischen Bergdorf im Nordosten der Türkei verseucht eine Industrieanlage die Umwelt.

20.45 Uhr „Gelecek Uzun Sürer – Future Lasts Forever“ ist der Spielfilm mit den meisten Auszeichnungen der Filmtage. Die Forschungsreise einer jungen Musikwissenschaftlerin durch Anatolien entwickelt sich zu einer Reise durch Erinnerungen - persönliche, kollektive und historische. „Future lasts forever“ gewann 2011 unter anderem Preise als bester Film für den besten Regisseur und die beste Musik.

Samstag

18.30 Uhr „Der Agha“, ist ein Klassiker aus dem Jahr 1985. Dieser Agha ist ein Feudalherrscher, den die Zeit überholt hat - alle wissen es, nur er nicht. Ein ganzes Dorf tut so, als hätte er noch was zu sagen. Der Film spiegelt einen wichtigen Teil der türkischen Geschichte wider. Die Wanderung vom Dorf in Großstädte und die kulturellen Veränderungen beschäftigten das Land nach wie vor.

20.30 Uhr „Kabedenler Kulübü – Club der Versager“.

Sonntag

18.30 Uhr „Mar – die Schlange“ handelt von einem Vater und seinen beiden Söhnen, die sich als Schneckensammler, Schlangenjäger und Schmuggler mühsam über Wasser halten. „Mar“ wurde in diesem Jahr beim Festival in Alexandria zum besten Film gekürt.

20.30 Uhr „Türk Pasaportu – Türkischer Pass“.

Die Filme zeigen Denkweisen, Sitten, Konventionen und Traditionen – und zwar von allem jede Menge, mit vielen Brüchen und Widersprüchen; auch die Türkei ist ein Land im Wandel. Wer sie für einen monolithischen Block hält, wird überrascht sein von der Vielfalt, die allein in diesen sieben Filmen zu beobachten ist. Rabia Ünlü von der Geschäftsstelle des Ausländerbeirats verspricht deshalb auch einen „richtig guten Einblick in das Leben der Türken in der Türkei“, das ganz anders sei als das Leben der Türken in Deutschland.

Alle Filme laufen auf Türkisch mit deutschen Untertiteln. Mehr Informationen gibt es unter www.central-programmkino.de/programm/2012/10/

 
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