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Lohr
Ein "Zeichen, dass der Helferkreis noch lebt"
Rund 50 Personen kamen zum Treffen des Helferkreises Migration Lohr und Umgebung ins Pfarrheim St. Michael. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Rund 50 Personen kamen zum Treffen des Helferkreises Migration Lohr und Umgebung ins Pfarrheim St. Michael. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 26.09.2022 02:34 Uhr

Was macht eigentlich der Helferkreis Migration (vorher "Helferkreis Asyl") Lohr und Umland? Darüber gab das Netzwerk vieler Organisationen und ehrenamtlich Engagierter bei einem Gesprächsabend im Lohrer Pfarrheim St. Michael Auskunft. Die Zahl von knapp 50 Anwesenden wertete Leiter Joachim Salzmann als "Zeichen, dass der Helferkreis noch lebt".

Der 2015 gegründete Helferkreis hat sich mit Hilfe von Laura Senger neu strukturiert. Die sogenannte Integrationslotsin im Landratsamt ist Ansprechpartnerin für Engagierte in der Flüchtlingshilfe, unterstützt Helferkreise und fördert den Austausch untereinander. Bei der Umstrukturierung hat sich nach ihren Worten gezeigt: "So wenig Leute sind es gar nicht."

Die Leitung des Helferkreises haben weiterhin Joachim Salzmann und Ruth Emrich inne. Die Stadträtin ist auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Kasse führt nach wie vor Alois Maier. Für den Bereich Gesundheit sind Hans Günther und Wolfgang Daniel verantwortlich, fürs Impfen Tessa Feller.

Neuer Info-Point

Weitere Bereiche sind die Betreuung der Gemeinschaftsunterkünfte (Birgit Bernhart und Doris Pressler), Sprachförderung (Birgit Bernhart für "Mütter lernen Deutsch", Doris Schupp für den Sprachkurs im Pfarrheim, Schupp und Elfriede Schuhmann für das Sprachcafé), Dolmetscherdienste und – neu seit Ende April – der Info-Point in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Jugendzentrum). Dafür sind Birgit Bernhart und Karin Offermann zuständig. Bislang hat der Info-Point während der Schulzeit donnerstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet und ist mit vier ehrenamtlichen Helferinnen besetzt. Er ist ein ergänzendes Angebot zu den vorhandenen Beratungsstellen für die Themen Arbeit und Beruf, Wohnungssuche und Behörden.

Nach Offermanns Worten soll der Info-Point eine "Art Servicetheke" für Flüchtlinge sein. Zielgruppe seien Migrantinnen und Migranten, die aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse oder Unkenntnis über das Leben in Deutschland Hilfe benötigten: beim Ausfüllen von Formularen, der Suche nach einem Kindergartenplatz, einer geeigneten Wohnung oder einem Arzt.

Zweiter Öffnungstag?

Der Info-Point habe sich als "ganz wichtige Entlastung für unsere Profis" etwa bei der Caritas erwiesen, berichtete Joachim Salzmann. Deshalb denke man über einen zweiten Öffnungstag dienstags von 14 bis 16 Uhr nach – wenn es gelinge, die Strukturen dafür zu schaffen. Das bedeute vor allem, dass zusätzliche Helfer gefunden werden müssten.

Eine der größten Hürden für die Migrantinnen und Migranten sei es, sich mit den Anträgen und Bescheinigungen für Behörden zurechtzufinden. "Wir kämpfen mit dem Problem seit sieben Jahren, es wird nicht besser", so Salzmann. Wer im Info-Point helfen wolle, dürfe keine Angst vor Formularen haben, Englischkenntnisse seien von Vorteil.

Laut Salzmann verfügt der Info-Point mittlerweile über drei gespendete Computer und einen Drucker. Gesucht würden Sponsoren für die benötigte Software und Fachleute, die die Geräte einrichteten.

Erstorientierungskurs etabliert

Für die Volkshochschule berichtete ihre Leiterin Susanne Duckstein, dass neben den Integrations- und Deutschkursen nunmehr auch die neuen Erstorientierungskurse für nicht schulpflichtige Personen an der Bildungseinrichtung etabliert worden seien. Sie böten einen leichteren Zugang ohne Berechtigungsschein und vermittelten erste Informationen zum Leben in Deutschland und elementare Sprachkenntnisse. Die 300 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten seien kostenlos und "sehr praktisch ausgerichtet".

Susanne Rinno, die Leiterin der Lohrer Mittelschule, bezifferte den Migrantenanteil an den Lohrer Grundschulen und der Mittelschule auf circa 30 Prozent. Afghanische und syrische Flüchtlingskinder seien mittlerweile integriert. Für die "Ukraine-Welle" sei in diesem Jahr erstmals eine sogenannte Brückenklasse eingerichtet worden.

Dafür habe die Mittelschule 23 Stunden bewilligt bekommen. In die Brückenklasse kämen alle Kinder aus der Ukraine, die sich am Ende des Schuljahrs einem Test unterziehen müssten, der über ihre weitere Schullaufbahn entscheide. Rinno hofft, dass die Brückenklasse keine Eintagsfliege bleibt, denn in ihr seien die Kinder sinnvoll aufgehoben, um Deutsch zu lernen.

Intakte Sicherheitslage

Der Helferkreis sei eine "schlagkräftige Helfergruppe", bescheinigte ihm Caritas-Kreisgeschäftsführer Florian Schüßler. In den sieben Jahren habe er mit dem Engagement nicht nachgelassen und sich immer neuen Herausforderungen wie dem Flüchtlingszustrom aus der Ukraine nach dem 24. Februar gestellt. Die Arbeit des Helferkreises zeige: "Es geht nur gemeinsam."

Pfarrer Sven Johannsen sagte zu, die Pfarrei werde weiterhin Räume zur Verfügung stellen, "soweit es unsere Möglichkeiten hergeben". Die Unterstützung der Stadt sicherte der amtierende Bürgermeister Dirk Rieb zu, der sich sehr froh über die Tätigkeit des Helferkreises zeigte: "Wir als Kommune könnten das gar nicht stemmen, weil wir dafür nicht aufgestellt sind."

Thomas Schlott, der Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes, bezeichnete es als Ziel, den Flüchtlingen strukturierte Angebote zu machen. Das werde in Lohr "mit Bravour geleistet". Lohrs Polizeichef Wolfgang Remelka nannte die Sicherheitslage in Lohr und Umland "intakt", es gebe keine ausländerfeindlichen Tendenzen. Die weitere Unterstützung der Kolpingsfamilie Lohr sagte Vorsitzender Franz-Wilhelm Weis zu. Mehrere Bereichsleiterinnen berichteten über ihre Angebote.

 
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