
Die Bosch Rexroth AG rüstet schwere Bau- und Landmaschinen aus, liefert Komponenten für Montage-Linien oder sorgt dafür, dass in Theatern die Bühnentechnik läuft. Jetzt hat der Lohrer Spezialist für Antriebe und Steuerungen seine Leistungspalette um eine Kuriosität erweitert: einen Tischkicker.
Er soll jedoch nicht in Serie gehen. Vielmehr dient die Apparatur, die im »Innovation-Lab« im Lohrer Industriegebiet Süd gebaut wurde, zu Lern- und Demonstrationszwecken. In Fachkreisen hat der »KI-cker« bereits reichlich Aufsehen erzeugt. Das KI in seinem Namen steht für Künstliche Intelligenz. Dieses eigenständige Lernen von Maschinen, die sich dadurch selbst und stetig verbessern, ist der Kern des ganzen Projekts.
Deswegen spielen am Rexroth-Kicker nicht Menschen gegen Menschen. Vielmehr heißt das Duell »Mensch gegen Maschine«. Letztere erfasst jede Spielszene und zieht Lehren aus Toren und Gegentoren (siehe Infokasten). So soll der automatisierte Kicker von Spiel zu Spiel besser werden.
»Er lernt wie ein Kind – durch Beobachten«, sagt Hans Michael Krause über die Maschine. Der 39-Jährige ist so etwas wie deren Trainer. Er leitet die Rexroth-Abteilung, in der der Kicker entwickelt wurde und betreut wird. Beim Start in die technische Berufswelt habe er sich nicht ausgemalt, dass er beruflich mal Kicker spielen würde, sagt Krause und schmunzelt.
Aber offenbar ist der Tischkicker, wie man ihn eher aus Hinterzimmern von Kneipen kennt, wie gemacht für das, um was es Rexroth geht. Die Künstliche Intelligenz gilt als Zukunftsthema mit enormem Potenzial. Die Erkenntnisse, die Rexroth aus dem Tischkicker-Projekt zieht, sollen später in der Industrie zum Einsatz kommen. Denkbar ist beispielsweise, dass Maschinen lernen, sich selbst so zu steuern, dass sie nicht ausfallen. Oder dass sie bei Problemen, die sie nicht selbst lösen können, eigenständig um Wartung bitten.
Auf vielen Messen ausgestellt
Nicht zuletzt aber will Rexroth mit dem Tischkicker das für viele Menschen schwer zu greifende Thema Künstliche Intelligenz anschaulich und spielerisch darstellen, zum Beispiel auf Messen. Daher ist der Rexroth-KI-cker viel unterwegs. Bereits im vergangenen Jahr wurde er auf der Hannovermesse von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bespielt. Einen Auftritt im belgischen Fernsehen hat er schon hinter sich. Demnächst geht der 400 Kilo schwere KI-cker auf Weltreise, nach China, in die USA und Finnland.
Erst jüngst sei der Kicker auf »Weiterbildung« gewesen, sagt Krause lachend, und zwar an der Uni in Darmstadt. Rexroth kooperiert mit dortigen Studenten, die ihn per Simulation immer weiter mit Daten füttern. Hundertausende Datensätze kommen so zusammen.
Langsamer Lernprozess
»Angefangen haben wir bei Null«, sagt Krause. Am Anfang habe der KI-cker nur sehr langsam Fortschritte gemacht. Ganz zu Beginn habe die Maschine gar den Torwart immer in der Horizontalen gehalten, sodass Bälle einfach unter ihm hindurch ins Tor rollen konnten.
Er musste erst lernen, dass es besser ist, wenn die Spieler die Füße am Boden haben. Zu Beginn habe die Maschine immer gegen die Menschen verloren, sagt Krause.
Doch sie hat eigenständig dazugelernt. »Mittlerweile schießt er auch schon Tore gegen mich«, so der 39-Jährige. Er gibt allerdings zu, kein geübter Kicker-Spieler zu sein. Krause geht jedoch davon aus, dass der KI-cker seine Fähigkeiten zügig ausbaut: »Er wird das Gewinnen lernen.«
