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Lohr
Ein Stück Lohrer Stadtgeschichte im Schuttcontainer
Bruchstücke eines historischen Buntsandsteingrabmals im Schuttcontainer eines örtlichen Bestatters. 
Foto: Maria Kern | Bruchstücke eines historischen Buntsandsteingrabmals im Schuttcontainer eines örtlichen Bestatters. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 11.02.2024 21:50 Uhr

Warum ist ein historisches Grabmal vom alten Teil des Lohrer Friedhofs, das wahrscheinlich aus dem Jahr 1892 stammt, zertrümmert im Schuttcontainer eines örtlichen Bestattungsunternehmens gelandet? Entdeckt hat das eine aufmerksame Leserin. Die Stadtverwaltung hat sich auf Nachfrage dieser Redaktion darauf berufen, dass es auf Lohrer Friedhöfen keine denkmalgeschützten Bereiche gibt.

Das Buntsandsteingrabmal stand in der Nähe des heutigen Urnengartens. Bei der Fläche handelt es sich um die dritte nachweisbare Erweiterung des Lohrer Friedhofs in den Jahren 1887 bis 1897. Dabei entstand eine Gräberreihe entlang der Nord-Süd-Mauer.

Erstmals belegt wurde das Grab im Jahr 1892, letztmals wahrscheinlich im Jahr 2000. Es gehörte einer Lohrer Seilerfamilie, die an der Hauptstraße 238/239 (heute Hauptstraße 8) ansässig war. Die Angaben stammen aus dem Buch von Hans-Joachim Wirthmann über den alten Teil des Lohrer Friedhofs (Requiescant in pace. Ein Gang durch die Stadtgeschichte, Lohr 2001, Seite 162).

Wirthmann stuft das Grabmal als "erhaltenswert" ein. Nicht nur deshalb ist die Leserin empört darüber, dass es im Schuttcontainer gelandet ist. Den Umgang mit dem historischen Teil des Lohrer Friedhofs sieht sie ohnehin sehr kritisch. Immer mehr historische Substanz gehe verloren, die Lücken im Bestand würden immer größer.

Sechsstelliges Defizit bei Friedhof

Nach Angaben von Dieter Daus, dem geschäftsleitenden Beamten im Lohrer Rathaus, haben die Grabrechtsinhaber von der Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, mit der Stadt eine Vereinbarung zu schließen, dass das Grab in den Besitz der Stadt wechseln soll. Somit könnten die Grabrechtsinhaber bei Auflösung des Grabes den Grabstein entfernen lassen.

Die städtischen Friedhöfe würden als kostenrechnende Einrichtungen betrieben, so Daus. Das bedeutet, dass die Einnahmen die Ausgaben abdecken sollten. Das ist allerdings nicht nur für den Lohrer Friedhof seit vielen Jahren reine Theorie. Das Defizit allein für den Lohrer Friedhof lag in den vergangenen Jahren vielfach im sechsstelligen Bereich (2015: 150.000 Euro).

Die Grabpflege für Gräber im Besitz der Stadt Lohr werden nach Daus' Angaben auf alle Grabinhaber umgelegt. Deshalb sei "bezüglich eventueller Grabübernahmen ein strenger Maßstab anzulegen". Auf der Liste der erhaltenswerten Grabmale sei der jetzt entfernte Stein nicht enthalten, betonte Daus. 2009 sei tatsächlich einmal im Gespräch gewesen, ihn auf diese Liste aufzunehmen. "Das ist aber unseren Unterlagen zufolge nicht realisiert worden."

 
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