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ZELLINGEN
Ein Stein für Karl Weiglein
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 15.07.2015 16:36 Uhr

Zum Gedenken an den Zellinger Karl Weiglein soll am Zellinger Schulplatz ein Stein mit einer Inschrift aufgestellt werden. Weiglein war am Karfreitag 1945 an der Ecke dieses Platzes aufgehängt worden. Ein Schnellgericht hatte ihn in den letzten Kriegstagen zum Tode verurteilt, weil er sich unter anderem negativ darüber geäußert hatte, dass die Zellinger Mainbrücke wegen der heranrückenden Amerikaner gesprengt wurde (wir berichteten).

Wie Bürgermeister Wieland Gsell mitteilt, hatte er vorgeschlagen, die sanierte Brücke nach Karl Weiglein zu benennen, dafür aber keine Mehrheit im Gemeinderat gefunden. Das Thema war zweimal intern behandelt worden, weil zu erwarten war, dass die Angehörigen von der Diskussion persönlich berührt werden.

Einige Gemeinderäte hätten die Benennung der Brücke nach Weiglein auch deshalb abgelehnt, weil sie den Stein dort haben wollen, wo der Zellinger zu Tode gekommen war, berichtet Gsell vom Ergebnis der Beratungen. Weiglein wurde an einem Birnbaum gegenüber von seinem Wohnhaus aufgeknüpft.

Außerdem habe eine Rolle gespielt, dass bei dem Schnellgericht zwei Zellinger zwangsweise als Beisitzer fungieren mussten. Wie in jenen Tagen üblich, bestand auch für sie das Risiko, Kopf und Kragen zu verlieren, wenn sie einen „Fehler“ machten. Gsell berichtet, es habe im Gemeinderat Bedenken gegeben, dass mögliche Angehörige dieser Beisitzer sich getroffen fühlen könnten.

Findling aus Muschelkalk

Mit einer Angehörigen von Weiglein, Doris Koch, sei der Standort besprochen worden. Er soll an der Stelle des ersten Parkplatzes am Schulplatz errichtet werden, wo auch der Birnbaum stand. Ein Muschelkalk-Findling mit gut einem Meter Höhe soll ausgesucht werden. Daran wird eine Bronzeplakette angebracht und zusätzlich eine Infotafel mit einem Ausschnitt aus dem Text von Werner Dettelbacher. Dieser hatte über die Hinrichtung Weigleins für den Bayerischen Rundfunk ein Hörspiel erstellt.

Diskutiert wurde auch über einen „Stolperstein“ – statt des Gedenksteins – als Erinnerung an Karl Weiglein, berichtet der Zellinger Bürgermeister. Dieser wäre jedoch kaum aufgefallen – so nah an der Mauer, wo einst der Birnbaum stand.

 
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