Alina Nöth aus Gemünden wird ihr fünftes Semester auf besondere Weise absolvieren: Die 21-Jährige nimmt an dem amerikanischen Programm „Semester at Sea“ teil und wird die kommenden vier Monate an Bord eines Schiffes verbringen, also quasi an Bord einer schwimmenden Universität. Was sie in dieser Zeit erlebt, werden die Main-Post-Leser in einer Artikelserie erfahren. Alina Nöth informiert in ihrem ersten Bericht über die Vorbereitungen für die Reise.
„Ein halbes Jahr ins Ausland – für viele Studierenden die Möglichkeit, in einem fremden Land zu leben und dessen Kultur kennenzulernen. So auch für mich. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich in meinem fünften Semester nicht nur ein Land, sondern gleich elf Länder bereisen werde. Wie das geht? Indem ich ein Schiff zu meinem Zuhause mache. Und zwar nicht nur irgendein Schiff, sondern die ehemalige MS Deutschland aus der Serie ,Traumschiff‘ – oder wie es jetzt heißt, die ,MV World Odyssey‘.
Studium auf dem Schiff
Eigentlich studiere ich International Politics and History an der Jacobs University Bremen, einer internationalen Universität mit Studierenden aus über 100 verschiedenen Nationen. Für mich war es schon immer klar, dass ich ein Semester im Ausland verbringen werde. Deshalb habe ich vorgearbeitet, meine Pflichtkurse belegt und mich durch alle benötigten Formulare gekämpft. In meinem ersten Uni-Jahr habe ich zufällig ein Programm namens ,Semester at Sea‘ entdeckt. Ein Semester lang auf einem Schiff leben? Ich war sofort begeistert und wollte unbedingt an diesem Abenteuer teilnehmen.
Nach vielen Anschreiben und dem Ausfüllen vieler Formulare hatte ich es geschafft: Ich wusste, ich werde diese besondere Reise antreten können. Jetzt heißt es für mich in knapp einer Woche, an Bord gehen und Leinen los. Gemeinsam mit mir werden mehr als 500 Studierende aus der ganzen Welt, Professoren und Crewmitglieder 13 Häfen unsicher machen und einmalige Augenblicke erleben.
Die Reise führt uns von Southampton (Großbritannien) über Civitavecchia in der Nähe von Rom und Neapel (Italien) nach Athen (Griechenland), Istanbul (Türkei), Casablanca (Marokko), Dakar (Senegal), Salvador (Brasilien), Port of Spain (Trinidad und Tobago), durch den Panamakanal bis nach Puntaneras (Costa Rica), um dann nach knapp vier Monaten in San Diego (USA) anzukommen. In den einzelnen Ländern werde ich die Gelegenheit nutzen, um so viel wie möglich zu entdecken.
Da wir nur Vorlesungen haben, wenn wir auf hoher See sind, stehen uns die Landtage größtenteils zur freien Verfügung. Für mich ist es sehr wichtig, nicht nur tourimäßig mit den stark verbreiteten Hop-on-Hop-off-Bussen die Sehenswürdigkeiten abzuklappern, sondern Land und Kultur zu erleben.
Sobald wir wieder ablegen, heißt es aber für uns Neu-Seefahrer nicht Däumchen drehen, sondern in der Bordbibliothek recherchieren und für unsere Kurse arbeiten. Die University of Virginia (USA) fördert das akademische Programm, die Professoren kommen von verschiedenen Universitäten. Ich werde vier Kurse belegen – Anthropologie, Internationales Recht, Internationale Wirtschaft und Dokumentarfotografie. Das Besondere: Die Fächer sind unserer Route angepasst. Das heißt, wir lernen etwas über die jeweiligen Länder unserer Route, und jede noch so abstrakte Theorie ist an Land zumindest teilweise zu erfassen.
Das Abenteuer beginnt
Momentan herrscht in meinem Kopf ziemliches Chaos. Ich hoffe, dass ich mein Gepäck in der Reisetasche unterkriegen und während meiner Schiffsreise nicht seekrank über der Reling hängen werde. Vor allem aber bin ich gespannt, wie das Leben an Bord der ,World Odyssey‘ wird, wer meine beiden Zimmergenossinnen sein werden und welche Momente diejenigen sein werden, die mir für immer im Gedächtnis bleiben werden.
Ich werde regelmäßig über mein Auslandssemester der etwas anderen Art schreiben und über außergewöhnliche Erlebnisse berichten. 100 Tage, 13 Städte, elf Länder – das Abenteuer kann beginnen.“
Internationale Jacobs University
Die 21-jährige Studentin Alina Nöth ist in Gemünden aufgewachsen und besuchte dort das Gymnasium des Mädchenbildungswerks, an dem sie 2012 die Reifeprüfung abgelegt hat. Nach einem Auslandsjahr hat die Gemündenerin das Studium an der Jacobs University Bremen aufgenommen, an der sie International Politics and History studiert. Die Jacobs University ist eine private, unabhängige Hochschule mit internationaler Zusammensetzung der Studentenschaft und des Lehrkörpers. Sie bietet international anerkannte Studienleistungen und Abschlüsse an.
Unterrichtssprache ist Englisch. Über 1200 Studierende aus 114 Nationen besuchten die 2001 eröffnete Bremer Uni im Wintersemester 2014/15. 130 Professoren sowie 268 Mitarbeiter, Forschungs- und Lehrpersonal, betreuen die Studenten (Quelle: jacobs-university.de).