Mit zwölf Mitarbeitern ging es 1999 in Arnstein los. Jetzt konnte die seit 2007 in Karlstadt ansässige Firma MSA zusammen mit 85 Mitarbeitern ein rundes Jubiläum feiern. Die wenig bekannte, aber sehr erfolgreiche Firma – alle 25 Jahre zusammengerechnet liegt der Umsatz bei über 200 Millionen Euro – ist vor allem als Zulieferer für Anlagenbauer in den Bereichen Vakuumtechnik, Kryotechnik (Temperaturen unter minus 150 °C) und Beschichtungstechnik tätig. Geschweißte und hochpräzise Teile aus Edelstahl "Made in Karlstadt" finden sich zum Beispiel im größten Passagierschiff der Welt, in Teilchenbeschleunigern und in feuerfesten Klimakammern, in solchen testet etwa ein namhafter Automobilhersteller Fahrzeugbatterien.
Zum Firmenjubiläum waren alle Mitarbeiter und Partner in die Schwenk-Kantine zu einem festlichen Abend mit Vier-Gänge-Menü und Livemusik eingeladen.
Vorstandschef Bernd Völker ging kurz auf das Jahr 1999 ein – Wladimir Putin wurde Präsident von Russland, die Millennium-Angst ging um und die Bundesrepublik Deutschland wurde 50 Jahre alt –, um dann an den Firmengründer zu übergeben. Wilhelm Stöhr erklärte zu den Anfängen, dass es 1998 nach Jahrzehnten zum Bruch mit der Firmenleitung einer ehemaligen Maschinenbaufirma in Karlstadt kam, für die er als Betriebsleiter mit Prokura arbeitete. Freigestellt entwickelte er daheim in Eußenheim ein Konzept und den Business-Plan für ein eigenes Unternehmen, fand mit dem ehemaligen Firmengelände "Preh" in Arnstein einen Standort und klärte die Finanzierung mit der damaligen Kreissparkasse. Am 1. April 1999 (Gründonnerstag) öffnete er erstmals das Firmentor und zwölf Mitarbeiter richteten die Firma ein, teils mit mitgebrachtem Werkzeug. Geräte, Ausrüstung und Maschinen wurden angeliefert, bis hin zu einem 800.000 Mark teuren Bohrwerk. Er selbst war auf der Suche nach Aufträgen bis nach Österreich und in die Schweiz unterwegs, 60.000 Kilometer legte er bis zum Jahresende mit seinem neuen Firmenwagen zurück. Zur Jahrtausendwende sollte die Firma schon 25 Mitarbeiter haben und 2,4 Millionen Mark Umsatz erzielen.
Nennenswerte Probleme machte die Jahrtausendwende nicht. Im September 2000 erfuhr Wilhelm Stöhr von der Insolvenz der Firma Lang in Karlburg, gerne hätte er sie übernommen. Das scheiterte, doch sein Versprechen an ihre Belegschaft für einen Arbeitsplatz löste er ein. "Am 1. Januar 2001 hatten wir doppelt so viele Mitarbeiter und neue Azubis", erinnerte sich Stöhr, viele davon sind immer noch bei MSA. Mit dem Einstieg in die Vakuumtechnik, heute das "Brot-und-Butter-Geschäft" der Firma, standen die nächsten Investitionen an.
Fünf Jahre später hatte die Firma Platzprobleme, die Hallen in Arnstein waren zu niedrig. Auf dem mit Chlorkohlenwasserstoffen kontaminierten Gelände zu bauen, war Wilhelm Stöhr zu riskant. Der Tipp "Frag mal im Zementwerk" war entscheidend, schnell wurde sich der Firmengründer mit dem Chef Johann Trenkwalder über die Pacht für die ehemalige "Tüten-Fabrik" einig. Im Jahr 2007 lief der Umzug, inzwischen war das Unternehmen wichtiger Zulieferer der Ausrüstungsindustrie der Solarbranche. "Nach acht Jahren waren wir endlich ein ganz normales Unternehmen", schloss Wilhelm Stöhr, der inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender der MSA AG ist.
2011 war für die Firma das erste Jahr mit über zehn Millionen Euro Umsatz und mit Bernd Völker als neuem Vorstandsvorsitzenden, zuvor arbeitete er als Entwicklungsleiter für Bosch Rexroth. Der Absturz der Solarbranche traf 2012 auch das Karlstadter Unternehmen, erstmals waren Entlassungen nötig. Die Wende brachten neue Aufträge wie für das größte Passagierschiff der Welt sowie für Anlagenteile zur Entsorgung von Ölplattformen, ein Großprojekt für einen Teilchenbeschleuniger und Projekte in kerntechnischen Anlagen.
In der Corona-Zeit waren die Hilfen der Regierung laut Bernd Völker wichtig. 2022 musste man sich mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges, wie sprunghaft steigenden Energiekosten und doppelt so hohen Materialpreisen, arrangieren. Getrieben von der Halbleiterindustrie wurde 2023 das umsatzstärkste Jahr. Aktuell freue er sich auf neue Chancen und Herausforderungen für die Zukunft der Firma und ihr starkes Team, sagte Völker.
Für den Betriebsrat hob sein Vorsitzender Michael Prokop das gute Betriebsklima und die sicheren Arbeitsplätze hervor. Zum Jubiläum hatte er ein Präsent in Form einer großen "25" samt Firmennamen aus Blech vorbereitet. Allen Mitarbeitern, die seit mindestens zehn Jahren im Unternehmen sind, sieben gehören ihm seit dem Gründungsjahr an, dankte die Geschäftsführung mit Präsenten und Urkunden. Insgesamt wurden 809 Jahre Betriebszugehörigkeit geehrt.
Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach verglich das Firmenjubiläum in seinem Grußwort mit einem silbernen Hochzeitstag. Der Weg sei beeindruckend und nicht immer gerade gewesen, doch mit Zusammenhalt, Dynamik und Innovation sei ein Schwergewicht des Mittelstands entstanden.