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MARKTHEIDENFELD
Ein Schuss in den Unterleib
Links, zwo, drei, vier: Nach der Musterung in Marktheidenfeld wurde die meisten Soldaten in Würzburg (unser Bild) und Hammelburg ausgebildet, um dann in den Ersten Weltkrieg geschickt zu werden.
| Links, zwo, drei, vier: Nach der Musterung in Marktheidenfeld wurde die meisten Soldaten in Würzburg (unser Bild) und Hammelburg ausgebildet, um dann in den Ersten Weltkrieg geschickt zu werden.
Von unserem Mitarbeiter Michael Deubert
 |  aktualisiert: 23.10.2014 17:53 Uhr

Am 14. Oktober jährte sich zum 100. Mal der Tag, an dem die Marktheidenfelder erfuhren, dass sie den ersten Toten aus ihrer Stadt im Ersten Weltkrieg zu beklagen hatten: Peter Gress, Sohn des Schuhfabrikanten Anton Gress. Peter Gress war am 29. September 1914 im Feldlazarett bei Le Forest (Frankreich) an den Folgen eines Schusses in den Unterleib gestorben.

Bald gab es weitere Gefallene aus Marktheidenfeld: Bezirksamts-Assessor Heinrich Munzert, Hermann Wehr und Michael Wutz.

Heinrich Munzert, geboren 1879 in Landau/Pfalz und als Jurist am hiesigen Bezirksamt (Landratsamt) tätig, war Oberleutnant und Kompanieführer im 18. Infanterie-Regiment. Er fiel am 30. Oktober 1914 in Nordfrankreich bei einem Sturmangriff gegen die Engländer durch einen Kopfschuss. Munzert vermachte der evangelischen Filialkirche Marktheidenfeld 200 Mark zur Finanzierung ihrer Orgel.

Der Unteroffizier Hermann Wehr, Jahrgang 1892 und von Beruf Kaufmann, war der einzige Sohn des Seilermeisters und Seifensieders Hermann Michael Wehr. Im 9. Infanterie-Regiment dienend, fiel er am 1.November 1914 bei Comines in Belgien.

Gefallen in Flandern

Michael Wutz, geboren 1879, war Landwehrmann und im Zivilberuf Brauereigehilfe. Er fiel am 8. November 1914 bei Hollebecke, Flandern.

Diese Informationen sind dem „Kriegs-Tagebuch für die Gemeinde Marktheidenfeld a. M.“ des Lehrers Leonhard Vogt entnommen. Beginnend mit dem Peter-und-Pauls-Tag am 29. Juni 1914 und endend mit dem 6. Juli 1919 hat Vogt es geführt. Er hat sich dabei an einem im ganzen Deutschen Reich verbreiteten Raster orientiert, das sich aus dem Vorblatt der Chronik ergibt. Auch in Marktheidenfeld ist die Verkündung der Mobilmachung mit „Hurra“ quittiert und mit einem falsch verstandenen „Deutschland, Deutschland über alles“ begrüßt worden.

Knapp viereinhalb Jahre später schreibt Vogt im Dezember 1918: „Die Zukunft sieht schwarz in schwarz gemalt aus.“ Nach dem Friedensschluss von Versailles dann: „Frieden! Deutschland verhülle dein Haupt! … Der alte Gott lebt noch und wird unser Vaterland aus dem tiefsten Abgrund zur Höhe führen.“

Der Historische Verein Marktheidenfeld und Umgebung hat das Kriegstagebuch Vogts, ergänzt um eine Einleitung des Historikers und damaligen Bürgermeisters Leonhard Scherg, im Jahr 2004 veröffentlicht.

Vor wenigen Wochen waren es 100 Jahre, dass der Erste Weltkrieg begonnen hat. Am 3. November wird Scherg deswegen im Programm der Volkshochschule einen Vortrag halten zum Thema „Der Erste Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Er wird dabei auch besonders auf die Aufzeichnungen Vogts abstellen.

Peter Gress, gefallen in Frankreich bei Le Forest.
Foto: Repro: Michael Deubert | Peter Gress, gefallen in Frankreich bei Le Forest.
 
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