Wer kennt es nicht: am Wochenende auf Geburtstag eingeladen und noch kein Geschenk zu Hause. Wo soll man jetzt schnell noch eine Kleinigkeit herbekommen? In Retzstadt lautet seit Anfang Oktober die Antwort: im Schatzhäusle von Julia Flach.
Seit knapp einem Monat steht das Schatzhäusle nun vor Julia Flachs Mietwohnung am Rathausplatz 14 in Retzstadt. Ganz unscheinbar in einer Gasse gelegen, bietet der Selbstbedienungsladen in Schrankform allerlei dekorative und kreative Geschenkideen. Zu kaufen gibt es Herbst- und Weihnachtsdekoration, insbesondere selbst hergestellte Keramikformen und Kerzen mit individueller Gravur. Geöffnet ist der kleine Schrankladen in Retzstadt von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr und am Wochenende von 11 bis 20 Uhr.
Wer spontan also ein Geschenk sucht, kann in dieser Zeit einfach vorbeikommen, sich einen oder mehrere Dekoartikel heraussuchen und dann bequem den entsprechenden Geldbetrag in die kleine blaue Kasse werfen oder per QR-Code über Paypal bezahlen.
Im Internet auf die Idee gestoßen
Bisher wurde noch nicht viel gekauft. „Das muss sich erst noch im Dorf rumsprechen“, sagt Julia Flach, die vor zwei Jahren aus Margetshöchheim nach Retzstadt gezogen ist. Ein paar Kunden konnte sie auf dem Oktobermarkt in Karlstadt auf sich aufmerksam machen, wo sie ihre selbst gestalteten Keramikformen verkaufte. Immerhin habe sie im Oktober rund 60 Euro Umsatz gemacht, jedoch seien die Ausgaben für ihre Silikonformen und Gestaltungsartikel recht hoch: „Im Moment finanziert sich der Schrankladen gerade so selbst.“
Da ihr das Basteln bereits seit Kindheitstagen große Freude bereitet, war für Julia Flach die Idee des Schrankladens naheliegend. Angefangen habe sie mit kleinen Basteleien und Arcylbildern. Später kamen Trockenblumen dazu. Seit längerem beschäftigt sie sich mit dem Gießen von Keramikformen. Erst habe sie es im Privaten für Familie und Freunde ausprobiert. Später, so Julia Flach, fand sie die Idee schön, anderen mit ihren Keramikformen Freude zu bereiten. Dass sie dann zufällig im Internet auf die Idee der Schrankläden stieß, passte gut. Vor allem in Norddeutschland und Baden-Württemberg seien die Selbstbedienungsläden für Dekoartikel schon weiter verbreitet, so Flach.
Es gab organisatorische Hindernisse
Neben ihrer Freude am Gestalten und Kreativwerden begeisterte sie vor allem die Idee, ein Angebot im Dorf zu schaffen: „Wenn man spontan noch ein Geschenk kaufen möchte, muss man nicht online bestellen.“ Außerdem sei das Schatzhäusle ein guter Ausgleich zu ihrem Beruf als Verwaltungsangestellte: „Es ist schön, damit auch ein bisschen kreativ werden zu können“, wie Julia Flach lachend zugibt.
Hinter den schönen Kerzen, putzigen Häusern und verzierten Teelichthaltern steckt aber eine Menge Verwaltungsaufwand. Um ihren Schrankladen verwirklichen zu können, musste Julia Flach zunächst ein Kleingewerbe anmelden und einige organisatorische Hindernisse überwinden. Vor allem das IHK-Gründerseminar und bereits bestehende Besitzerinnen von derartigen Selbstbedienungsschränken seien eine große Hilfe gewesen: „Es gibt eine Facebook-Gruppe, in der sich alle ganz solidarisch helfen“, so Julia Flach. Und ihr Vermieter habe ihr eine große Hürde genommen. Der sei nämlich von Anfang an begeistert gewesen von dem Schatzhäusle auf seinem Grundstück.
Eine Kamera sorgt für Sicherheit
Für die Zukunft des Schrankladens wünscht sich die 40-Jährige mehr Besucher – und vor allem ehrliche Käufer. Auch wenn Diebstahl bisher noch kein Problem gewesen sei, so musste Julia Flach ihren ersten Monat leider mit einer Käuferin beenden, die nicht den vollen Preis bezahlt hatte. „Ich bin froh, wenn nichts geklaut wird“, so Flach. Um sichergehen zu können, ist auch eine Kamera eingebaut und Julia Flach kontrolliert jeden Morgen und Abend ihre Ware.
Finden kann man das Schatzhäusle von Julia Flach am Rathausplatz 14 in Retzstadt. Ansonsten ist sie auch auf Instagram und der Online-Plattform Kleinanzeigen aktiv.