Kein englischer Rasen und kein Kies zieren den Garten der Familie Hack in Eußenheim. Nein, in der blühenden Wiese hinter ihrem Haus summen und brummen die Insekten. In Hochbeeten pflanzt Rosi Hack so ziemlich jedes Gemüse an, das hierzulande gerade wächst. Und der Naturteich bietet Kröten nicht nur Platz zum Laichen, sondern Vögeln auch Gelegenheit, ihren Durst zu löschen. Für die Piepmatze hat Arno Hack kurz vor dem Gespräch mit dieser Redaktion noch neues Futter besorgt. Wer ihn und seine Frau besucht, merkt schnell: Ihnen liegt viel an der Natur und einem umweltbewussten Leben.
Widerstand von Seiten der Gemeinde: Keine "Scheune" im Baugebiet
Kürzlich haben die Hacks die Grüne Hausnummer vom Landkreis Main-Spessart erhalten. Die Auszeichnung soll ein "Zeichen der Anerkennung" für ökologisch verantwortungsvolles Bauen und Wohnen sein. Doch nicht immer bekamen Rosi und Arno Hack von offizieller Seite solche Unterstützung für ihren Lebensstil. Im Gegenteil: Es sei sehr schwierig gewesen 1990 eine Baugenehmigung zu kriegen, erinnert sich der 58-Jährige.
Der damalige Gemeindearchitekt hätte darauf bestanden, dass kein Holzhaus ("Scheune") in das Siedlungsgebiet kommt. "Daran sieht man, wie sich der Zeitgeist gewandelt hat", sagt Hack. Klimaschutz und Regionalität seien damals noch Nischenthemen gewesen. Fast 30 Jahre später hat der Fachwerkbau des Ehepaars nun sogar einen Umweltpreis erhalten. Zeiten ändern sich.
Doch wieso ist das Wohnhaus im Ortsteil Aschfeld so ökologisch? Zunächst einmal beheizt es das Ehepaar Hack mit einem zentral stehenden Schwedenofen, der eine Leistung von sechs Kilowatt erbringt. Das Holz dafür stammt aus dem Gemeindewald. Damit die Wärme auch in die anderen Räumen gelangt, müsse man einfach die Türen im Haus öffnen, so Hack. Es könne also schon mal sein, dass es im Bad nur 18 Grad hat. Einen "gewissen Komfortverlust" nehme das Ehepaar aber gerne in Kauf. Um möglichst viel Strahlungswärme der Sonne zu nutzen, sind die Fenster meist südseitig verbaut.
Ein Paar mit Hang zur Autarkie
Mit Strom versorgen sich die Hacks über eine Solaranlage auf dem Dach. "Wir erzeugen doppelt so viel Energie, wie wir verbrauchen", erklärt der Verfahrenstechniker. Die überschüssige Energie speise man ins Netz ein. Und rund 3000 Kilowattstunden benötige man jährlich selbst. "So richtig grün ist das nicht", räumt Arno Hack ein. Ein großen Teil dieser Energie verwende die Familie in der Küche. Wenn man zum Beispiel Marmelade selbst einkoche, brauche das eben mehr Strom. Dafür müsse man wiederum kein fertiges Produkt kaufen. Auch beim Grauwasser sind die Hacks Selbstversorger. Regenwasser für den Garten und die Toilettenspülung sammeln sie in einer Betonzisterne für bis zu 10 000 Liter. Ihr Brauchwasser erhitzen sie mit Warmwasserkollektoren.
Schon beim Bau seines Hauses hatte das Ehepaar einen Hang zur Autarkie. "Von der Elektrik bis zur Heizung ist alles in Eigenleistung entstanden", sagt Arno Hack. Das einzige Unternehmen, das am Rohbau beteiligt war, sei eine Zimmerei gewesen. Das Holz habe er selbst geschlagen und zum Sägewerk gebracht, so Hack. Einen Architekten gab es auch nicht. Die Konstruktion des Hauses entwickelte Hack mithilfe einiger Fachbücher in Eigenregie.
Möglichst regionale Baustoffe nutzen
Ein Herz für die Natur und der Wunsch möglichst regionale Baustoffe zu nutzen: Beides war Arno Hack zufolge nur schwer mit den damals gängigen Baumethoden vereinbar. Denn als Alternative zur klassischen Massivbauweise habe es eigentlich nur den Blockhausbau gegeben. Und da kommt ein weiterer Punkt ins Spiel: die Kosten. Blockhäuser seien damals sehr teuer gewesen, zumal die Hölzer oft auch aus Kanada gekommen seien. "Es war schwierig, an Infos zu kommen. Wie setzte ich das um, ohne Millionen auf dem Konto zu haben?", so Hack.
Heute gebe es mehr Wissen und Beratungsmöglichkeiten – aber noch nicht genug. Sein Wunsch ist daher: "Es muss möglich sein, dass sich ein Mensch mit einem mittleren Einkommen ein halbwegs ökologisches Haus bauen kann." Es sei schade, wenn dieses Thema ein "elitäres Projekt" bleibt.
Sich selbst betrachtet Arno Hack übrigens gar nicht als typischen Öko: "Da geht es viel um Abgrenzung. Fährst du ein E-Auto, bist du ein Klimaretter. Und wenn du für Kohleenergie bist, gilst du als Klimavernichter." Diese Grenzziehung findet er nicht richtig. Eine Frontendiskussion helfe der Umwelt nicht weiter. Man müsse nicht auf alles verzichten, aber man sollte in vielen Bereichen bewusster leben. Hack: "Ich kann auch ein ökologisches Gewissen haben, ohne einen selbstgestrickten Pullover anzuziehen."