Nach der kulturellen Zwangsabstinenz der vergangenen Monate hätte dem Zellinger Kulturverein "Kul-Ture" mit der Verpflichtung des hochkarätigen Streichquartetts "La Finesse" in Bezug auf Musik kaum einen besseren Wiedereinstieg in das Kulturleben gelingen können. Vorsitzende Ingrid Sperber war erfreut, im Zellinger Pfarrsaal über 100 Gäste zu diesem illustren Konzertabend begrüßen zu dürfen, die es ihrerseits kaum erwarten konnten, sich von den vier charmanten und leidenschaftlich aufspielenden Hochvirtuosinnen verzaubern zu lassen.
Getreu ihrem aktuellen Projekt "Grenzenlos" entführten Daniela Reimertz (Violine), Esther Owusu (Violine), Anne Eberlein (Viola), sowie die auch schauspielerisch begnadete Cellistin Birgit Saemann ihr immer wieder frenetisch applaudierendes Publikum in ungeahnte musikalische und emotionale Sphären. Zum breiten Spektrum der oftmals stil- und epochenübergreifenden Darbietungen aus Klassik, Rock und Pop zählten Werke von Vivaldi, Mozart und Beethoven, die nach dem Motto "Quod libet" (Was uns beliebt) punktuell eine verblüffend gelungene Verschmelzung z.B. mit Rock- Klassikern von AC/DC erfuhr.
Unwiderstehliche Bühnenpräsenz des Quartetts
Durch kollektives Zupfen ließ das Quartett mal die griechische Bousouki erklingen, nur um kurz darauf keck mit Blues-Improvationen abzugrooven und schließlich mithilfe eines spontan verpflichteten Konzertgastes an der Glocke, mit dem köstlichen "Schreibmaschinen-Stück" von Jerry Lewis für beste Laune zu sorgen.
Immer wieder bekam das Publikum die Gelegenheit, mittels herzerwärmender Melodien dahinzuschmachten, nur um bald danach mit schwindelerregenden Tonfolgen aus anderen Genres in eine Welt ohne Tempolimit zurückgeholt zu werden. Ungeachtet der stets hohen Präzision im Zusammenspiel, legte das bestens aufgelegte Quartett bei sämtlichen Darbietungen eine unbändige Hingabe an den Tag, gekoppelt mit einer unwiderstehlichen Bühnenpräsenz und der Gabe, immer wieder für ein Späßchen offen zu sein.
Nicht enden wollender Schlussapplaus
Nach dem Pausensekt schufen mithilfe einer von Birgit Saemann bedienten "Säge" bei zauberhaften Interpretationen von "Somewhere over the rainbow" und "Spiel mir das Lied vom Tod" die musikalische wie auch materielle Brücke in Richtung "Heavy Metal". Zu den weiteren musikalischen Glanzpunkten zählten Leckerbissen aus "Games of Thrones", ein mitreißendes Medley aus Bond-Filmklassikern und nicht zuletzt eine melodramatische Reise in die Welt von Johnny Depps "Pirates of the Carribean".
Erwartungsgemäß wollte das begeisterte Publikum die vier Damen nicht ohne drei Zugaben in die Garderobe gehen lassen. Und fast zwangsläufig fand der außergewöhnliche Konzertabend in einem fast nicht enden wollenden Schlussapplaus mit stehenden Ovationen ihren Höhepunkt. Möglicherweise fragten sich da manche Konzertgäste, ob die magischen Schwingungen, die sie davor dankbar vernommen hatten, überhaupt von dieser Welt gewesen seien - oder ob das Ganze vielleicht doch nur ein schöner Traum war.