Zeigt die futuristische Gebäudehülle des Europäischen Klempner- und Kupferschmiede-Museum seit 20 Jahren, was die moderne Klempnertechnik leisten kann, setzt man jetzt auch im Gebäude auf moderne Technik und präsentiert die Ausstellung ergänzt mit Infotafeln und Videoclips. Eine professionell eingerichtete Werkstatt mit zwölf Arbeitsplätzen lädt zum Mitmachen ein und neueste Veranstaltungstechnik bietet die Voraussetzung für Tagungen und Seminare.
Zudem informiert der Bereich Aus- und Fortbildung über den Klempnerberuf, Aufstiegsmöglichkeiten, freie Praktikums- und Ausbildungsplätze. Workshops, Girls? Day und Schulkooperationen sollen Leben in das Museum bringen und so findet Jens Sperber, Vorsitzender der Museumsstiftung, die Bezeichnung Kompetenzzentrum oder Branchentreff zeitgemäßer als Museum.
Begonnen hat alles in den 1980er Jahren, als einige Enthusiasten aus der Spenglerbranche merkten, dass immer mehr alte Werkzeuge und Maschinen auf dem Schrott landeten. So beschlossen sie, dem entgegenzuwirken und im Juni 1988 wurde in Karlstadt die Stiftung Europäisches Klempner- und Kupferschmiede-Museum gegründet mit dem satzungsgemäßen Ziel, die historischen Bezüge des Klempner- und Kupferschmiedehandwerks aufzuzeigen und für eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung nutzbar zu machen. Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden gelang es, einen finanziellen Grundstock zu legen und 1985 mit dem Bau des Museums zu beginnen. Die Stadt Karlstadt stellte ein attraktives Grundstück an der Einfahrt zur historischen Altstadt zur Verfügung und Architekt Alfred Wiener steuerte die Planung für das spektakuläre Gebäude bei. Letztlich wurden rund drei Millionen Mark verbaut, bevor am 27. Juni 1998 die feierliche Einweihung stattfand.
Mittlerweile zählt die Stiftung über 300 Mitglieder, überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum. 2014 übernahm Jens Sperber aus dem thüringischen Langenschade den Vorsitz der Stiftung und mit seinem neuen Führungsteam wurde ein Konzept erarbeitet, mit dem Ziel die Ausstellung attraktiver zu gestalten und das Museum mit mehr Leben zu erfüllen.
Dabei war es das Anliegen des Vorstands, die Ausstellungsstücke nach Themenbereichen neu zu ordnen und durch Ergänzungen die Arbeitsabläufe selbsterklärend darzustellen. Unter anderem wurde in der Galerie der Ornamentbereich neu gestaltet, so dass auch Laien die Herstellung eines Ornaments verstehen.
Ebenfalls in der Galerie wurde das Modell einer Kupferdeckung einschließlich Dachrinne und Ablauf aufgebaut. Daran wird, unter anderem durch die Platzierung der verschiedenen Werkzeuge, deutlich, wie dieses Modell entstanden ist. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie Rinnenelemente mittlerweile auch industriell hergestellt werden können.
Auch die Klempner- und die Kupferschmiedewerkstätten im Erdgeschoß wurden so gestaltet, dass dem Besucher nun vermittelt wird, wie darin früher gearbeitet wurde. Auf Infotafeln werden die Tätigkeitsfelder des Klempners und des Kupferschmieds erläutert.
Am Zeitstreifen im Kegel werden anhand von Daten aus der Geschichte wichtige Schritte bei der Entwicklung von Arbeitstechniken, Materialien sowie der Berufe des Kupferschmieds und des Klempners dargestellt. Beginnend mit dem Löten von Schmuckgegenständen in Ägypten 5000 Jahre vor Christus über die Gründung der Zünfte im 12. Jahrhundert bis zum Einsatz von Blechbearbeitungszentren im 21. Jahrhundert. Untermalt wird dieser Zeitstreifen durch Infotafeln zu den verschiedenen Materialien, ergänzt durch Filme die den Abbau der Erze über das Schmelzen bis zum Walzen des Metalls zeigen.
So gibt es bei allen Stationen Infotafeln mit Videoclips zum Beispiel über alte Arbeitstechniken vom Schneiden, über das Biegen bis zum Ziselieren. Ausgerüstet mit dem nötigen Material und Werkzeug laden die Filme an den Stationen in der Museumswerkstatt zum Nachmachen ein.
Ziel des Vorstands war es aber auch, junge Leute in das Museum zu bringen und so wurde eigens ein Bereich Aus- und Fortbildung gestaltet. Erstmals beteiligte sich die Stiftung heuer am Girls? Day und im ersten Schritt wurde mit fünf umliegenden Schulen Kooperationen eingegangen. Fachzeitschriften halten mehrmals im Jahr Workshops im Museum ab, Partner aus Industrie und Handel sowie Fachverbände nutzen das Gebäude für Schulungen, Seminar und Tagungen, Spenglerbetriebe, Meisterschulen und Innungen Verbinden ihre Ausflüge mit einer Führung durch das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum.
Jens Sperber freut sich über das Erreichte und das große Interesse, er weiß aber, dass auch in Zukunft weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Attraktivität noch zu steigern und weiter daran zu arbeiten, sich einen Namen als Branchentreff und Kompetenzzentrum zu erarbeiten. Finanziert wird das Museum übrigens durch Mitgliedsbeiträge, Einnahmen aus Vermietung und Spenden. Um langfristig den Betrieb sowie den Gebäudeunterhalt zu sichern, werden dringend mehr Mitglieder benötigt, betont Sperber.
Informationen: Dienstag bis Freitag zwischen 10 und 12.30 Uhr sowie von 13.30 bis 16 Uhr bei Karin Glassen unter Tel. (0 93 53) 99 63 30 oder klempnermuseum@web.de. Sie ist auch bei der Zusammenstellung eines Rahmenprogramms behilflich. Infos über das Museum und zum Klempnerberuf unter: www.klempnerundkupferschmiedemuseum.eu und www.beruf-spengler.de