Die Movie- Lichtspiele zeigen in Kooperation mit der Volkshochschule Marktheidenfeld ab Donnerstag, 17. Mai, den Film „Der seidene Faden“.
Reynolds Woodcock ist der Star der Londoner Haute-Couture-Szene der 1950er Jahre. Die gröbsten Kriegstraumata sind sublimiert und die Frauen der britischen Oberschicht sehnen sich nach opulenten Kleidern, mit denen sie den wiederkehrenden Wohlstand zur Schau stellen können. Und auf perfekt maßgeschneiderte Kleider versteht sich keiner so gut wie Woodcock, der aus jedem Stoff ein pompöses Kunstwerk zu machen weiß.
Gelebter Perfektionismus
Perfektionismus ist Reynolds größte Obsession und er demonstriert ihn nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben. Noch immer vergöttert er seine vor Langem verstorbene Mutter und lässt niemand anderen an seinen Geheimnissen teilhaben als seine unverheiratete Schwester, die für ihn Geschäftspartnerin und Haushälterin zugleich ist. Diverse Musen, die der exzentrische Eigenbrötler wie Objekte benutzt, werden nach kurzer Zeit gnadenlos ausrangiert.
Doch dann stolpert buchstäblich die selbstbewusste Kellnerin Alma in Woodcocks Leben. Schnell wird Alma sein Lieblingsmodell und seine feste Begleiterin. Sie beginnt sogleich das Verhältnis nach ihren Wünschen und Bedürfnissen umzukrempeln. Das sorgsam kontrollierte Leben des Designers droht aus den Fugen zu geraten, das Liebesdrama verwandelt sich fast unmerklich in einen Thriller und Reynolds Leben scheint nur noch an einem seidenen Faden zu hängen.
Kein gewöhnlicher Filmemacher
Auch in seinem neuesten Film erweist sich Paul Thomas Anderson als der Autorenfilmer, der sich auf keine Spielregeln des Marktes einlässt. Verantwortlich für Drehbuch, Regie und Kamera, lässt er in einem gediegenen Erzählrhythmus den Mikrokosmos einer elitären Welt lebendig werden, in der stimmige Locations und kunstvoll komponierte Kamerabilder penibel aufeinander abgestimmt sind.
Daniel Day-Lewis brilliert als manischer Modezar, der sich in eine toxische Liebesaffäre stürzt und Vicky Krieps als Alma überzeugt mit ihrer Natürlichkeit, wobei sie dem dreifachen Oscar-Preisträger bravourös die Stirn bietet.