Arthur Köhler empfing am 90. Geburtstag viele Gratulanten, unter anderem Bürgermeister Paul Kruck, der ihm die Karschter Währung Flaaktaler mitbrachte. In der Geburtstagsrunde wurde deutlich, dass Köhler gerne kleine Anekdoten erzählt und gerne lacht. In seinem Leben hat er jedoch auch Tiefschläge hinnehmen müssen.
Arthur Köhler wurde in Karlburg geboren und ist mit vier Geschwistern aufgewachsen. Bei dem Karlburger Schmied Heinrich Lang ging er in die Lehre. Danach wurde ihm erzählt, dass bei der Eisenbahn die Arbeit einfacher sei. Deshalb bewarb er sich dort. Er kam in die Schmiede und hatte nicht erwartet, dass ihn solch ein Knochenjob erwartet, denn sie mussten sechs Meter lange Zugstangen von Hand schmieden.
Nach drei Jahren wurde die Schmiedeabteilung aufgelöst und Köhler kam in die Schmiede nach Zell. Dort wurde als Arbeitserleichterung ein Lufthammer eingesetzt. Später hat er Züge zusammengekoppelt und bei der Güterabfertigung gearbeitet. Als Mitglied in der Eisenbahnergewerkschaft wurde er in den 70er Jahren zum Personalrat gewählt.
1948 hat Arthur Köhler seine Meta geheiratet. Sie bekamen sechs Kinder und wohnten im Elternhaus seiner Frau in der Karolingerstraße. Dort züchteten sie Kleinvieh und alle mussten bei der Ernte der Erdbeeren, der Sauerkirschen und der Kartoffeln helfen. Für die Karlburger Einwohner lagerten sie das Kohlenkontingent der Raiffeisenbank in ihrer Scheune und füllten die Säcke ab, die Arthur dann auslieferte. Zudem war er Zweiter Vorsitzender des TSV. 1973 ist Meta mit 45 Jahren gestorben.
Arthur stand als Witwer mit fünf unverheirateten Kindern da. Das Jüngste war gerade elf Jahre alt. Alle halfen zusammen, auch die Oma sorgte für warme Mahlzeiten. Die Obst- und Landwirtschaft gab Arthur auf, trat als TSV Vorstand zurück, blieb aber bis heute treuer Fußballfan. 1982 ging er vorzeitig in Rente.
Arthur Köhler lernte Hildegard Seitz näher kennen, deren Mann bei der Bahn gearbeitet hatte und 1972 tödlich verunglückt war. Sie wurde seine Lebensgefährtin und zog 1975 zu Köhler. Als fast alle Kinder verheiratet waren, wollte sie wieder zurück in ihr Haus in der Oberen Straße und sagte zu Arthur:„Entweder du ziehst mit, oder du bleibst hier.“ Natürlich zog er mit.
Im hinteren Teil des Hauses richteten sie einen großen Raum ein, den sie hauptsächlich zum Feiern nutzten. Etwa 30 Personen haben gut Platz darin. Lange lud er alle Familienmitglieder zu einem Neujahrsempfang ein, denn er wollte auch seine 13 Enkel und mittlerweile neun Urenkel sehen. Zurzeit sponsert er dieses Treffen, das eines seiner Kinder ausrichtet. Er freut sich schon auf seine Geburtstagsfeier am Wochenende.