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Ein Leben fürs Ehrenamt und für die Musik
Entspannt und mit der Gitarre       -  Entspannt und mit der Gitarre in
der Hand: 'Waldi' Horn vor drei
Jahren auf seiner Terrasse in
Rieneck. ARCHIV-
Foto: FOTO C. EBINGER | Entspannt und mit der Gitarre in der Hand: "Waldi" Horn vor drei Jahren auf seiner Terrasse in Rieneck. ARCHIV-
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
RIENECK (KW/LIES) Obwohl seine schwere Krankheit schon lange bekannt war, löste die Nachricht vom Tod Waldemar Horns Betroffenheit bei allen aus, die ihn gern hatten und   schätzten. Und das waren wohl alle, die den Rienecker Bürgermeister und Kreisrat kannten. Am Dienstag erlag der 56-Jährige im Kreis seiner Familie einer Krebserkrankung, an der er seit Anfang 2004 litt. Der Trauergottesdienst findet am Samstag um 10 Uhr statt, anschließend ist die Beisetzung.

"Macht bloß kee Sprüch'!", hätte Waldi Horn wahrscheinlich geantwortet, wenn man ihn gefragt hätte, wie ein Nachruf auf ihn aussehen sollte. Die Antwort wäre typisch gewesen für seine Bescheidenheit und seinen Witz. Von großen und markigen Worten hielt der gebürtige Langenprozeltener nicht viel. Ob im Beruf beim Staatsforst oder im Ehrenamt bei seinen Vereinen und in der Kommunalpolitik - stets suchte er den Konsens. Diesen stellte er mit vielen Gesprächen und mit hoher Glaubwürdigkeit her.

Führung und Erfolg durch Überzeugungsarbeit blieb Horns Konzept auch nach seiner Wahl zum Bürgermeister 2003. "Als vordringlich betrachte ich, im Stadtrat wieder das Wir-Gefühl herzustellen", sagte er vor der Wahl. Es gelang ihm in schwieriger Situation und trotz solcher Streitfälle wie der Frage, wie Rienecks Umgehungsstraße einmal aussehen soll. Bis zuletzt kämpfte er um die Verbannung des Schwerlastverkehrs aus dem Städtchen und damit um den baldigen Bau der Ortsumgehung.

Dieser Erfolg ist ihm nun nicht mehr beschieden. Dafür sind ihm in kurzer Zeit und trotz der Krankheit, mit der er stets offen umging, eine ganze Reihe anderer Projekte gelungen: Jugendtreff im Bürgerzentrum, Schulsanierung in Eigenleistung, Abwasserentsorgung in Zusammenarbeit mit Gemünden, Planung der Trinkwasser-Versorgungsanlage und Platzgestaltung am Brunnenweg.

In einem MAIN-POST-Interview im Januar 2004 lautete eine Frage: "Sie legen Wert auf Harmonie und Gemeinsamkeit. Kann man sich mit diesem Prinzip durchsetzen oder braucht es eine starke Hand?" Darauf  antwortete Waldemar Horn: "Die starke Hand bewirkt genau das   Gegenteil, weil man so die Herzen der Menschen nicht gewinnen kann. Dies ist aber Voraussetzung dafür, wenn Eigenleistung gefordert ist."

Der Freie Wähler Horn, der verheiratet war und eine Tochter hatte, gehörte dem Rienecker Stadtrat von 1984 bis 1990 und seit 1996 als stellvertretender Bürgermeister an. Kreisrat war er ebenfalls. Mit seinem Tod endet nicht nur eine politische, sondern auch eine überaus aktive gesellschaftliche und kulturelle Lebenslaufbahn.

Waldemar Horn wuchs in Langenprozelten auf, nach seiner Schulausbildung arbeitete er als Forstangestellter im Forstamt Gemünden. Seine beruflichen Kenntnisse stellte er auch privat zur Verfügung. Viele suchten seinen Rat als Holzfachmann. Als passionierter Jäger verbrachte er unzählige Stunden in seinen geliebten Revierbereichen im Rienecker Wald.

In vielen Ortsvereinen war Horn aktives oder förderndes Mitglied. Zuvorderst natürlich in seinem Musikverein, dessen Ehrenvorsitzender und Ehrendirigent er schon seit einigen Jahren war. Dank Horns Einsatz wurde im Oktober 1974 die "Jugendkapelle der Stadt Rieneck" aus der Taufe gehoben. Unter seiner Leitung wuchs diese Kapelle schnell auf über 60 Jugendliche. Bis 1984 führte Waldemar Horn die Jugendkapelle als Leiter und Dirigent zu immer größeren Erfolgen.

Dann übernahm er im neu gegründeten Musikverein den Dirigentenstab, den er 1992, als er Vorsitzender wurde, an Susanne Nickel abgab. Bis zuletzt war Horn dort aktiv, wo seine Anfänge lagen: in der Jugend- und Nachwuchsarbeit. Mit seinem Können und Wissen als Schlagzeuger, Trompeter und Gitarrist gab er den Jüngsten und Musikneulingen Übungsstunden und vermittelte ihnen die Freude an der Musik.

In der Rienecker Fasenacht waren die Auftritte vom "Waldi" stets Höhepunkte der Veranstaltungen. Unzählig seine Rollen in der Bütt, in Gesangsgruppen oder als Hauptperson bei lustigen Musikstücken - mit Waldi Horn und seiner Gitarre feierte immer der ganze Saal. Und wenn er nur einen Ton von "Wenn i nachts von der Kneip' heimgeh" anstimmte oder den "Nippe-nappel", gab es keinen, der nicht mit einstimmte.

Sport trieb er im Ski- und Tennisverein - im Winter Skiausflüge mit Freunden, im Sommer Tennisrundenspiele in der Jungseniorenmannschaft. Den gemütlichen Ausklang nach dem Spiel mit "Waldi" genossen viele Gastmannschaften aus der Umgebung. Große Verdienste erwarb sich Waldemar Horn auch um den Vereinsring, den er einige Jahre leitete. In ihm setzte er sich für die Zusammenführung sowie Abstimmung der Vereine ein und kämpfte für die Belebung der Rienecker Brauchtümer Kirb und Fasenacht.

 
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