Stundenlang warteten die Menschen in Banja Luka und Tuzla in Bosnien sehnsüchtig auf die Ankunft der Lkw aus Deutschland. Bereits zum 21. Mal starteten die Johanniter die Aktion Weihnachtstrucker und brachten bedürftigen Menschen in Rumänien, Albanien und Bosnien Grundnahrungsmittel und Hygieneartikeln. Zum zweiten Mal beteiligte sich auch die Warema Renkhoff SE aus Marktheidenfeld, so eine Pressemitteilung des Unternehmens.
Bereits im vergangenen Jahr sammelte der Betriebsrat Hilfspakete unter den Mitarbeitern. In diesem Jahr stellte die Unternehmensleitung für den Transport sogar einen Lkw aus dem Fuhrpark zur Verfügung. Diesen lenkten Versandfahrer Jörg Behnke und stellvertretender Betriebsratsvorsitzenden Alexander Thauer ehrenamtlich nach Bosnien.
Anfang Dezember startete die Sammelaktion der Pakete im Unternehmen, die am letzten Arbeitstag vor Weihnachten auf den Warema-Lkw geladen wurden. Am ersten Weihnachtsfeiertag machten sich die beiden freiwilligen Fahrer dann auf den Weg nach Landshut. Hier sammelten sich am zweiten Weihnachtsfeiertag 39 Lkw mit über 50 000 Paketen sowie über 100 Fahrer und Begleitpersonen, um in mehreren Konvois Richtung Rumänien, Albanien und Bosnien aufzubrechen.
Nach über 1000 Kilometern und sieben Stunden im Zoll erreichten sie am späten Abend des 27. Dezember die ersten Abladestellen in Banja Luka. Der erste Teil der Pakete wurden dort vor allem an ältere Menschen verteilt. „Wir waren erstaunt, wie organisiert alles vonstatten ging“, berichtete Thauer. „Partnerorganisationen vor Ort übernahmen die Zuteilung der Hilfsgüter. Nur wer auf der Liste stand, erhielt ein Paket von uns.“ Behnke berichtete weiter: „Es war sehr bewegend, die Leute vor Ort persönlich zu treffen. Viele haben keine richtige Winterkleidung, trotz eisiger Kälte. In Banja Luka haben wir auch einige kennengelernt, die nicht genug Geld haben, um ihre Unterkunft warm zu halten. Sie treffen sich in einer sogenannten Wärmestube, die sie gemeinsam nutzen und in Eigenleistung heizen.“
Auch 20 Jahre nach dem Jugoslawienkrieg leidet Bosnien noch immer unter dessen Folgen. Eine Millionen Menschen leben dort in Armut und müssen mit weniger als 100 Euro monatlich auskommen. Die Winter in dem bergigen Land sind oft eisig kalt und es liegt hoher Schnee. Auch den beiden Reisenden blieben die Spuren des Kriegs nicht verborgen. Ruinen prägten das Bild entlang der Straßen.
In Tuzla wurde der Konvoi vom örtlichen Rotary Club in Empfang genommen und zu einer Schule begleitet, wo die 1200 Pakete des Warema-Lkw verteilt wurden. Darunter auch die knapp 400 Pakete, die von den Mitarbeitern des Unternehmens gepackt wurde. Hier nahmen vor allem junge Leute stellvertretend für ihre Familien die Pakete entgegen.
Eisige Nächte im Lkw
Nach sechs Tagen Truckerleben, eisigen Nächten im Lkw, erlebter Gastfreundschaft, berührenden Momenten und interessanten Begegnungen, waren sich Alexander Thauer und Jörg Behnke einig: „Es war eine lohnenswerte Erfahrung, die uns zeigte, wie gut es uns geht und mit wie wenig manche Menschen auskommen müssen.“
Behnke berichtet weiter: „In Banja Luka war es den Menschen total wichtig, mit ein paar selbst gestrickten Schals und Socken ihre Dankbarkeit für unsere Hilfslieferung auszudrücken. Als wir mit unserer Tüte die Wärmestube verließen, wurden wir von einem Mann angesprochen, der uns um Socken bat. Er hob seine Hosenbeine hoch und war bei dieser Kälte barfuß in seinen abgetragenen Schuhen. Die Socken bekam er ohne Zögern von uns.“
Sowohl Alexander Thauer als auch Jörg Behnke können sich sehr gut vorstellen, wieder für die Johanniter Weihnachtstrucker zu fahren. Und sie haben schon viele Pläne im Kopf, wie sie im nächsten Jahr noch mehr Pakete von den Kollegen und anderen Menschen im Umkreis sammeln könnten.