Ein ungewöhnliches Konzert erlebten die 40 Gäste auf Schloss Homburg: Michael Günther stellte am Sonntag ein neues Instrument seiner Sammlung vor: Den Nachbau eines Cembalos, das Michael Mietke um 1700 für die preußische Königin Sophie Charlotte gebaut hatte. Die kürzlich verstorbene Würzburger Cellistin und Musikpädagogin Margarete Kindermann vermachte das wertvolle Instrument dem Homburger Sammler in der Hoffnung, dass es künftig bei der Ausbildung und bei Konzerten erklingen möge.
Günther nahm dies zum Anlass, sogleich seinen Lehrer Johann Sonnleitner aus Zürich einzuladen. Das Programm knüpfte dort an, wo kürzlich der Hausherr selbst noch bei einem Konzertabend Akzente gesetzt hatte. Sonnleitner stellte mit der Meditation, die Johann Jacob Froberger 1660 über seinen eigenen Tod komponiert hatte, das zarte Klangbild des edel wirkenden Cembalos vor.
Danach nahm das Programm einen ungewöhnlichen, wechselvollen Verlauf: Der Spezialist für historische Aufführungspraxis wandte sich mit einer Komposition des Schweizers Johann Melchior Gletle (1626-1683) Naturtonskalen und damit ungewöhnlich klingenden Tonsystemen zu. Die Grundlage dazu boten fünf Sätze einer Suite aus Gletles „Musica Genialis“ für einsaitiges Trumscheit oder Nonnentrompete.
Das Werk wurde auf einem Hammerklavier aus einer Ulmer Werkstatt um 1770 dargeboten, das eigens auf die Naturtonreihe umgestimmt war. Was zunächst sehr fremdartig, ja geradezu unharmonisch erschien, eröffnete bei konzentriertem Zuhören ein neues Verständnis.
Das nächste Stück verwies auf die Musikgeschichte des preußischen Hofs. Johann Sebastian Bach war 1747 König Friedrich II. begegnet, der ihm das Thema für eine Fuge vorgab. Letztlich entstand daraus das „Musikalische Opfer“. Sonnleitner spielte virtuos beiden drei- und sechsstimmigen Ricercar-Fugen mit dem einfühlend verbindenden, „unendlichen“ Canon.
Dann folgte der Wechsel zur Neuer Musik auf historischen Tasteninstrumenten. Sonnleitner stellte auf dem Hammerklavier eine eigene Komposition für Pantaleon in naturreiner Dur- und Mollstimmung vor. Beeindruckend meditativ wirkte die Vertonung der sieben „Ich-bin-Worte“ aus dem Johannes-Evangelium in kurzen Studien.
Nach der Pause stand das „Königliche Thema“ Friedrichs des Großen im Mittelpunkt. Unter dem Pseudonym Giovanni Paolo Tomesini veröffentlichte der Münsteraner Winfried Michel Kompositionen im Stil des 17. und 18. Jahrhunderts und düpierte dabei zum Teil die Fachwelt. Seine lebhaft dargebotenen drei Sätze über das „Thema Regium“ belegten diesen geistreichen wie kunstvollen Spaß auf dem Cembalo.
Der Abschluss galt einem Meister der erweiterten Tonalität und zugleich einem Lehrer Sonnleitners: Heiner Ruland hatte sich in der Ausbildung von Organisten sieben kleine Üb- und Spielstücke über die Wochentage einfallen lassen, die der Solist am Hammerklavier in c-Moll und C-Dur setzte und mit der besonderen Qualität der Intervalle der Naturtonreihe wirken ließ.