Mit Lob überhäuft wurde der langjährige Chefarzt der Neurologie und ehemalige ärztliche Direktor des Klinikums Main-Spessart, Michael Schlenker (65), bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand am Donnerstag in Lohr. Schlenker ist seit 40 Jahren Arzt und seit 25 Jahren als Neurologe in Lohr. Zunächst war die Neurologie am Bezirkskrankenhaus angesiedelt, vor zehn Jahren wechselte sie ans Klinikum Main-Spessart.
Schlenker habe die Neurologie in Lohr wesentlich mitgeprägt, sagte Klinikreferent Gregor Bett. Vor allem die spezialisierte Abteilung für Schlaganfallpatienten sei für die Menschen im Landkreis ein großer Gewinn. Bett erinnerte daran, dass Schlenker schon im Jahr 2007 prophezeit habe, dass das Klinikum mit drei Standorten zum Scheitern verurteilt sei. „Sie waren Ihrer Zeit zehn Jahre voraus“, sagte er. Schlenker habe die Megatrends im Gesundheitswesen früh erkannt.
So habe er vorausgesagt, dass das Fallpauschalensystem mit einer Benachteiligung kleiner Krankenhäuser einhergehe. Und Schlenker habe auch gesagt, dass die medizinische Qualität im Konkurrenzkampf entscheidend sei und ein zentrales Krankenhaus geschaffen werden müsse.
Ärztlicher Direktor Matthias Schneider dankte Schlenker dafür, dass dieser während seiner Zeit als sein Amtsvorgänger (2011 bis 2016) vehement die Einhäusigkeit des Klinikums gefordert und seit Jahren den Gedanken vorangetrieben habe, in Lohr ein akademisches Lehrkrankenhaus einzurichten. Aktuell werde dies „wohlwollend geprüft“, so Schneider.
Auch Landrat Thomas Schiebel meinte, Schlenker habe schon vor zehn Jahren „die richtigen Großtrends“ erkannt. Rückblickend müsse man sagen, die Einhäusigkeit des Klinikums sei der richtige Weg; Schlenker sei daran maßgeblich beteiligt.
Schlenker selbst blickte auf die vergangenen 40 Jahre und die gewaltigen Veränderungen im medizinischen Bereich zurück. Der eingeschlagene Kurs mit einem Zentralkrankenhaus und dem Ziel eines akademischen Lehrkrankenhauses sei „der einzig richtige und erfolgversprechende Weg“. Auch das kürzlich in Betrieb genommene Herzkathederlabor sei ein Traum von ihm gewesen. Hinsichtlich der ausländischen Ärzte, die teilweise nur gebrochen Deutsch sprechen, sagte Schlenker, dies sei „nicht ohne Probleme“.
Aber er machte auch deutlich, dass ohne diese Ärzte Krankenhäuser zusammengebrochen wären – nicht nur in Lohr. Man könne froh sein, „dass wir sie haben“, müsse sich aber Gedanken machen, weshalb so wenige Deutsche im Krankenhaus arbeiten wollten.
Dass er nach einem Herzstillstand 2009, bei dem ihn seine Frau reanimiert hatte, wieder ins Arbeitsleben zurückgekehrt war, sei „reiner Egoismus“ gewesen, meinte Schlenker. Es habe ihm gutgetan, wieder am Krankenbett zu stehen, statt darin zu liegen. Während seiner Zeit als Patient habe er verschiedene Krankenhäuser kennengelernt. Die Erkenntnis, die er dabei gewonnen habe: Großkliniken hätten „kein Herz und keine Seele“.
Genau da sehe er die Chance für die Zukunft des Zentralklinikums. Er sei überzeugt, dass die Patienten einmal froh sein werden, „dass es in der Gegend so ein Krankenhaus gibt“.