Über ein Jahr lang war das DIN A 4 große, schwarze Skizzenbuch der ständige Begleiter für neun Schülerinnen der Q 12 am Mädchenbildungswerk Gemünden. In der Schulpause zückten sie das Buch, um schnell Ideen oder Eindrücke zeichnerisch festzuhalten, Mitschülerinnen kommentierten die neuesten Zeichnungen und Werke. Da auch zu Hause, in den Ferien und auf Reisen kontinuierlich daran gearbeitet wurde, nahmen Eltern, Verwandte, Freunde an dem Fortschritt im Skizzenbuch Anteil, teilt die Schule in einem Pressebericht mit.
Im Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W-Seminar) machten sich junge Menschen mit der Methode des künstlerischen Tagebuchs vertraut und erfuhren viel Neues über Kunst und über sich selbst. Die erste Herausforderung war, ein eigenes Thema zu finden. Was interessiert mich so sehr, dass ich mich ein ganzes Jahr damit beschäftigen will und kann. Anregungen bot der Kunstunterricht mit Bespielen aus der Kunstgeschichte.
Künstler, die explizit mit Skizzenbüchern gearbeitet haben, wie Frida Kahlo, Charlotte Salomon, Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Oskar Kokoschka, Joseph Beuys, Kiki Smith, Rosemarie Trockel, waren Referatsthemen, und ein Besuch im Museum Kulturspeicher Würzburg brachte Hermann Hesse, der tagebuchartig alle Landschaften aufzeichnete, als Landschaftsmaler nahe. Das Kennenlernen und Ausprobieren diverser Techniken und Vorgehensweisen im Unterricht war hilfreich und brachte Anregungen für das eigene Experimentieren.
Im Text wurde die wissenschaftliche Vorgehensweise erprobt und der Prozess der Themenfindung, die Reflexion über das eigene Tun, die kunstgeschichtliche Recherche behandelt. Das Skizzenbuch hingegen zeigte die Fähigkeiten in künstlerischen Techniken, die Begabungen, die Fortschritte im künstlerischen Ausdruck. Die Themen kristallisierten sich allmählich heraus.
Das Skizzenbuch von Vanessa Thurn „Dem Glück auf der Spur“, könnte, differenziert, mit originellen Bildideen, der neue Leitfaden für Glückssucher sein. Marisa Hohmanns „Reisetagebuch Namibia“ ist mit Aquarellen und Zeichnungen von Menschen, Tieren, Landschaften, Stimmungen eine Freude für den Betrachter und weckt Reiselust.
Nachdem kein Thema so recht passte, kam es schließlich zum Titel „Ich springe – Larissa Wisser“, worin die Sprunghaftigkeit mit Intensität zum Ausdruck kommt. Im Skizzenbuch „Die Pferdeflüsterin“ zeigt Sandra Kogler, mit Zeichnung und Fotografie, ihre Liebe zu Pferden und gibt Einblick in ihre Fähigkeit, mit Pferden umzugehen.
Das Skizzenbuch mit dem Titel „Der Mensch in drei Schichten – Kleidung, Haut und Anatomie“ von Alisa von Postel zeigt die Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch, die Renaissancekünstler Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer im Blick. In „Mode und ihre vielen Facetten“ von Vanessa Grampp gibt es eine zeichnerische und malerische Untersuchung des Elements der Naht sowie des Faltenwurfs. In „Kleider machen Leute“ von Fabienne Richter finden sich Kleidungskombinationen mit passend dazu ausgewählten Stoffe-, Gewebe-, und Materialmustern collagiert.
Im Skizzenbuch „Das Gesicht des Menschen“ von Simone Schelbert ist der deutliche Fortschritt im Zeichnen eines Gesichts ablesbar. „Selbstdarstellung“ nimmt Fotograf Roman Opalkas Methode auf und zeigt fotografische Selbstportraits in der immer gleichen Position im Verlauf eines Jahres von Celina Kirsch.
Das Skizzenbuch ist zu einem besonderen Buch geworden. Wie ein geschriebenes Tagebuch gibt es Einblick in eine Phase des Lebens und seinen Entwicklungsprozess – auf künstlerische Art. Weiterentwickelt zu einer Bewerbungsmappe eignet sich das künstlerische Tagebuch für gestalterische Berufe oder Studiengänge, heißt es in der Mitteilung.
