
An der Stätte ihrer Gründung vor 50 Jahren, dem Pfarrjugendheim in Marktheidenfeld, kam nun die Kreisgruppe Main-Spessart des Bund Naturschutz (BN) zusammen. Kreisgruppenvorsitzender Erwin Scheiner begrüßte als Festredner der Jubiläumsveranstaltung den Ehrenvorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern: Hubert Weiger. Dieser bezeichnete den Landkreis als Hotspot der Biodiversität. Solche Landschaften prägten auch die Menschen. Er erinnerte an verdiente Persönlichkeiten in der Geschichte der Kreisgruppe, wie Friedrich Lechner, den Gründungsvorsitzenden von 1974. Dieser habe ein Jahr später auch den BUND Deutschland mitgegründet, der auf seine Initiative ebenfalls in Marktheidenfeld ins Leben gerufen wurde. Dazu gehörten auch die Gebrüder Rudolf und Walter Malkmus mit ihren Bemühungen um den Artenschutz. Unvergessen seien auch der ehemalige Kreisvorsitzende Erich Perchermeier und der langjährige zweite Vorsitzende Hans Schönmann, die Maßstäbe in der Umweltbildung setzten. Kindern einen Bezug zur Natur zu geben, sei eine der wichtigsten Aufgaben des Naturschutzes.
Mit dem 1976 in Lohr veröffentlichten Waldprogramm des BN in Bayern habe man im Landkreis Naturschutzgeschichte geschrieben. Darin wurde ein Paradigmenwechsel gefordert weg vom Altersklassenwald hin zu einem naturnahen Waldbau. Von den meisten damals für irreal gehalten, sei dies heute in der Forstwirtschaft allgemein anerkannt. Naturschutz schaffe Zukunftsperspektiven. Deshalb sei heute auch die Schaffung der Biosphärenregion Spessart richtig.
Entscheidender Widerstand
Die Kreisgruppe habe 1978 auch an der Wiege der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal gestanden, die erfolgreich einen Talspeicher verhinderte. Ausgelöst durch diesen Widerstand wurde die Erhaltung dezentraler Trinkwasserversorgungsanlagen Ziel der Wasserwirtschaft in Bayern. Dezentrale Strukturen seien krisenfest, nicht nur beim Wasser, sondern auch bei der Energieversorgung.
Engagement vor Ort sei die Voraussetzung, dass sich etwas zum Positiven ändere. Das gehe aber nur in einer Demokratie. Der Siegeszug der Populisten beginne immer mit dem Niedergang der Tagespresse, forderte er dazu auf, Lokalzeitungen stärker wertzuschätzen. "Naturschutz ist dafür da, unsere Existenz dauerhaft zu sichern", schloss er seine immer wieder von Beifall unterbrochene Rede.
Joachim Hörnig stellte als Vorsitzender der Ortsgruppe Marktheidenfeld deren wichtigste Aktivitäten vor. Landrätin Sabine Sitter wies darauf hin, dass sich der Landkreis aktuell auf den Weg zur Biosphärenregion mache. Ziel sei es, die Lebensbereiche Wirtschaft, Soziales und Ökologie besser auszubalancieren. Dass die BN-Kreisgruppe ihren Sitz in Marktheidenfeld habe, freue ihn ganz besonders, so Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm. So verfüge die Stadt über "wenigstens ein bisschen Kreissitz". Lohrs Dritte Bürgermeisterin Ruth Steger überbrachte auch für die anderen Kommunen des Landkreises Glückwünsche.

Zwischen den Redebeiträgen sorgten Carolina Attoumani und Thomas Eilingsfeld mit lateinamerikanischen Rhythmen für Unterhaltung. Susi Keller als "Holla die Waldfee" und Kerstin Fischer als "Klima-Wanda" fragten in einem Sketch "Was sind das eigentlich für welche, die Naturschützer? Baum- und Bienenflüsterer in Birkenstock?" Am Ende waren sich die beiden über die Notwendigkeit der BN-Aktiven einig: "Gebt nie auf, wir brauchen euch!", was zu großem Beifall der Angesprochenen führte. Scheiner überreichte als Dankeschön ein Weinpräsent "vom einzigen Weinberg des BN in Bayern", vom Beilstein in Lohr.
Bevor der Festabend mit Bildern aus dem Landkreis ausklang, erhielt Scheiner von Kreisgeschäftsführerin Conni Schlosser als Dank der Vorstandschaft für sein großes Engagement während des Jubiläumsjahres einen Präsentkorb.