Im Büro der Ehrenamtsvermittlung klingelt das Telefon. Elke Hauptmann nimmt an diesem Tag die Anrufe entgegen. Eine Studentin ist am Apparat, sie möchte Lesepatin an der Marktheidenfelder Grundschule werden. Um in Ruhe reden zu können, verschwindet Hauptmann im Besprechungsraum nebenan.
„Es melden sich erfreulicherweise immer wieder Menschen, die uns ihre Hilfe anbieten“, sagt Annemarie Liebler, die sich an diesem Vormittag die Arbeit mit Hauptmann teilt und sich Zeit für ein Gespräch mit der Main-Post genommen hat. Woche für Woche ist dienstags das Büro der Ehrenamtsvermittlung im ersten Stock des Fränkischen Hauses geöffnet, zwei Stunden lang, von 10 bis 12 Uhr. Der tatsächliche Aufwand, den die Damen betreiben, ist jedoch um ein Vielfaches höher. Deshalb benötigen sie auch dringend weitere Verstärkung – ob weiblich oder männlich, spielt keine Rolle.
Neben Annemarie Liebler (Marktheidenfeld) und Elke Hauptmann (Erlenbach) gehören Gudrun Richter (Erlenbach), Folke Amann (Marktheidenfeld) und Erika Gumze (Homburg) zu dem Team. Sie alle vermitteln Hilfe – von Menschen und an Menschen. Der einzige Lohn, den sie dafür bekommen, ist die Dankbarkeit derer, denen sie Gutes tun konnten. Doch das ist mehr wert als alles Geld der Welt.
Die Ehrenamtsvermittlung wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Anfangs war sie im Seniorenzentrum Haus Lehmgruben untergebracht, fand dort jedoch eher spartanische Verhältnisse vor. „Dort hatten wir nur einen Raum, einen Schreibstift und einen Stuhl – weder Computer, noch Telefon“, erinnert sich Annemarie Liebler. Seit dem Umzug ins Fränkische Haus vor einem Jahr ist das anders. Nicht nur das Interieur hat sich gewandelt, auch die zentrale Lage mitten in der Stadt macht die Arbeit leichter. „Der Standort ist ideal“, sagt Liebler. Einen weiteren Anschub erhofft sie sich davon, wenn im nächsten Jahr der VdK ins Fränkische Haus einzieht.
Schon heute gibt es eine Vielzahl an Einrichtungen, die mit der Ehrenamtsvermittlung kooperieren. In der Grundschule und der St.-Kilian-Schule unterstützen freiwillige Helfer die Kinder bei den Hausaufgaben, in den Seniorenheimen leisten sie älteren Menschen Gesellschaft, in der Tafel packen sie mit an, genauso wie im Weltladen. Auch die ökumenische Sozialstation St. Elisabeth, der Arbeiter-Samariter-Bund und das Technische Hilfswerk greifen immer wieder auf Freiwillige zurück, die ihnen von der Ehrenamtsvermittlung anempfohlen wurden. Bevor die Helfer mit ihrer Tätigkeit oder mit der Betreuung einer Person beginnen, werden sie geschult. „Niemand wird gleich ins kalte Wasser geworfen“, sagt Annemarie Liebler.
„Durch den demografischen Wandel wird der Bedarf, Senioren Hilfe zu leisten, immer größer“, sagt Liebler. Meistens sind die, die in die Altenheime gehen und sich dort um einen oder mehrere Menschen kümmern, selbst schon in einem fortgeschrittenen Alter. Deshalb unterstützt die Ehrenamtsvermittlung das Projekt „Das Freiwillige Soziale Schuljahr FSSJ“ von EMiL, der Freiwilligen-Agentur Main-Spessart. Gesucht werden motivierte Schüler, die bereit sind, ein Schuljahr lang ehrenamtlich zu arbeiten – und das zwei Stunden pro Woche. Das muss natürlich nicht zwingend in einem Seniorenheim sein.
Weil sie ihren Wirkungsradius weiter vergrößern wollen, haben die Verantwortlichen der Ehrenamtsvermittlung zu einem Gespräch mit Vertretern der Religionsgruppen eingeladen. Mit dabei waren die katholische und die evangelische Kirchengemeinde, die im Herbst 2007 den Impuls zur Gründung der Ehrenamtsvermittlung gegeben hatten. Zur großen Freude des Teams um Annemarie Liebler kam auch Cemil Yagiz, der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der türkischen Kultur, Religion und Jugendarbeit in Marktheidenfeld. Yagiz sicherte eine Zusammenarbeit zu.
Kontakt: Ehrenamtsvermittlung, Tel. (0 93 91) 9 18 14 54, E-Mail: info@eavm.de, Internet: www.eavm.de