Eigentlich wollte man nichts an die große Glocke hängen. Als man aber im August 2021 auf der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe bei einer Maß Bier zusammen saß und darüber diskutierte, dass bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 135 Personen ums Leben gekommen waren und hunderte Menschen um ihr Hab und Gut gebracht wurden, lautete der spontane Entschluss: Hier muss geholfen werden!
Die Ehepaare Dengel, Meier, Grill, Pfeuffer und Schwarz krempelten die Ärmel hoch und machten Nägel mit Köpfen - das Projekt "Neubrunn hilft dem Ahrtal" wurde geboren. Über die Gemeinde-App und mit einem Flyer wurde um Hilfe für die flutgeschädigte Bevölkerung gebeten. Die Solidarität war groß. Privatpersonen, Geschäftsleute und Firmen spendeten so viel, dass am Ende 40.000 Euro zusammen kamen. Ein prominenter Ortsbürger gab sogar 10.000 Euro.
Später lud das Team um Thomas Pfeuffer zu einem Ahrtal-Cafe in den Pfarrsaal ein, wo sich die Besucher sich vierzig leckere gespendete Kuchen schmecken ließen. Als Kasse gemacht wurde, wurden 4000 Euro gezählt. Die Sachspenden waren so groß, dass man vierzigmal mit voll beladenen Transport-Bussen, geliehen von Bürgermeister Heiko Menig, von den "Helmstadter Ahrtal-Freunden" und vom Möbelhaus Spitzhüttel, in das 260 Kilometer entfernte Ahrtal fahren und Menschen in Ahrweiler, Dernau, Resch, Heimersheim und Kreuzberg helfen konnte. Am Ende wurden, hin und zurück gerechnet, rund 20 000 Kilometer zurück gelegt. Die Spritkosten wurden nicht m Spendengeldern, sondern aus den Privatschatullen der Neubrunner "Nothelfer" beglichen.
Spielsachen für die Kleinen
Auch an die zahlreichen Helfer aus der ganzen Republik, die bei den nicht immer leichten Aufräumarbeiten im Einsatz waren und bei ihrem Job Hunger und Durst verspürten, hatten die Neubrunner Helfer gedacht und sie mit Gestensaft aus dem Fränkischen versorgt. Es waren sechzig Kästen Bier, die bei drei Fahrten als willkommene Durstlöscher in das Ahrtal befördert wurden. Als Neubrunner Spezialität durften sich die Aufbauhelfer sogar eine "Hausmacher Weiße im Darm" schmecken lassen.
Es käme eine eigene Geschichte zusammen, würde man die vielen Dutzend Sachspenden einzeln aufzählen. Es waren hauptsächlich Dinge des täglichen Bedarfs, die von den Sturzfluten weg geschwemmt und nun beim Wiederaufbau von der notleidenden Bevölkerung dringend benötigt wurden. Auf der Transportliste standen unter anderem ein Bautrockner, warme Kleidung, Bettwäsche, hundert Wolldecken, Betten, zwei Fernseher, 13 Wäschetrockner, 16 Waschmaschinen, zwei Kinderwagen, sieben Nähmaschinen, gut erhaltene Möbel, acht Schreibtische und vieles mehr.
Im Kindergarten Ahrweiler freuten sich die kleinen Empfänger über Spielsachen. Bei einer Weihnachtsfeier bekamen die Buben und Mädchen Kuverts mit 20-Euro-Gutscheinen. In Ahrweiler waren 18 Senioren in einem kleinen Container-Dorf untergebracht. Dafür, dass es einigermaßen wohnlich aussah, sorgte das Team aus Unterfranken mit den notwendigen Mobiliar. Weitere Spenden gingen an die Tafel in Ahrweiler sowie an die AHRche, ein Verein für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau.
Freundschaften sind entstanden
Als die Besatzungen der Transportbusse an langen Tagen wieder in der Heimat ankamen, standen 520 Kilometer auf dem Tacho. Viel Zeit hatten sie bei ihren Hilfseinsätzen in Ahrweiler, Dernau, Heimersheim, Resch und Kreuzberg nicht, um längere Brotzeitpausen zu machen - für eine aus der Heimat für alle vierzig Ahrtal-Fahrten von Elisabeth Ruppert spendierte "Neubrunner-Vesper" reichte es natürlich allemal.
Dass das Neubrunner Helferteam viel menschlichem Leid begegnete, liegt auf der Hand. Man lernte traumatisierte Menschen kennen, traf Personen, die in psychiatrisch behandelt werden mussten, weil die Sturzfluten ihr Zuhause mitgerissen hatten. "Wir wurden immer mit viel Dankbarkeit, herzlichen Umarmungen und dem Wunsch nach einem baldigen Wiedersehen empfangen und verabschiedet", so Thomas Pfeuffer und seine Freunde. Sind aus den Begegnungen mit den Flutopfern Freundschaften entstanden? Pfeuffer muss nicht lange überlegen. Man treffe sich immer wieder mal zu gemeinsamen Wanderungen.