Die IG Metall Aschaffenburg ehrte kürzlich 76 langjährige Mitglieder aus der Region Lohr. 70 Jahre bei der IG Metall ist Walter Ruf.
Percy Scheidler, erster Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg, würdigte sechs weitere Kollegen für 60-jährige Mitgliedschaft, zwölf Kollegen für 50-jährige Mitgliedschaft, 27 Kollegen für 40-jährige Mitgliedschaft und 30 Kollegen für 25-jährige Mitgliedschaft. Das teilte die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung mit. In der Ansprache ließ Scheidler keinen Zweifel an der Bedeutung der langen Treue zur Gewerkschaft: „Gerade unsere älteren Kollegen blicken auf ein Leben zurück, das neben Angenehmen auch Turbulenzen und politische Stürme aufzuweisen hat. Ihr alle habt viele Jahre Euren Beitrag dazu geleistet, dass das Band der Solidarität nie gerissen und die IG Metall eine handlungs- und durchsetzungsfähige Organisation geblieben ist.“
Die Laudatio begann mit einem Streifzug durch die Geschichte. Jubilar Walter Ruf gehörte am 1. November 1947 mit seinen Start bei Bosch Rexroth und dem Beitritt zur IG Metall zur Gründergeneration. Scheidler erwähnte die Arbeitskämpfe in dieser Zeit, auch die teilweise langen Streiks zehn Jahre später. 1967 war ein Krisenjahr, die Metallindustrie war am härtesten betroffen, die Produktion sank um zwölf Prozent, die Arbeitslosenzahl schnellte nach oben. Ende 1967 kam es doch zu Tarifabschlüssen, die 40-Stunden-Woche wurde eingeführt. 1977 begann eine Phase der weltwirtschaftlichen Depression, Massenarbeitslosigkeit prägte die 70er und 80er Jahre. Den Gewerkschaften drohte, in die Defensive zu geraten. Nach Klagen und Gesprächen gab es für die Metaller 6,9 Prozent mehr Lohn und die Absicherung eines 13. Monatseinkommens. 1992 hatte eine rückläufige Konjunktur Entlassungen im großen Stil zur Folge. Der Aufbau Ost war zunächst vor allem ein dramatischer Abbau. die Arbeitslosenquote stieg auf sechs Prozent. Die IG Metall hat die neuen Bundesländern mit aufgebaut, so Scheidler, und die Arbeit mit den neuen Mitgliedern, die mit einem Abbau der Wirtschaft, der Industrie und dem Handwerk zu kämpfen hatten, aufgenommen.
Es galt, Tarife schrittweise anzugleichen und Bildungsarbeit mit den neuen Betriebsräten zu organisieren.
Scheidler betonte in der Pressemitteilung die Stellung und hohe Akzeptanz der IG Metall in den Betrieben und mit den politisch Verantwortlichen in den Regionen. Für die Gegenwart und die Zukunft sieht er wichtige Themen im Vordergrund. Am 16. November starten die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Bayern. Die IG Metall fordert auch für die rund 28 000 Beschäftigten am bayerischen Untermain und der Region Lohr eine Anhebung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen von sechs Prozent vor sowie eine Wahloption bei der Arbeitszeit.
Mehr Selbstbestimmung
„Wir wollen mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit für alle Beschäftigten erreichen“, so Scheidler. Bisher ginge die Flexibilisierung der Arbeitszeit einseitig zulasten der Beschäftigten. Richtig los ginge es ohne Einigung dann ab Jahreswechsel. Es ist zu erwarten, dass die Gewerkschaft zu flächendeckenden Warnstreiks aufrufen wird, so Scheidler. „Unsere Geschichte hat uns gelehrt, dass unsere größten Niederlagen in den Auseinandersetzungen lagen, die wir erst gar nicht eingegangen sind.
“ Daher hat sich die Gewerkschaft die zwei Kernthemen von abhängig Beschäftigten auf die Forderungsagenda zur Tarifrunde geschrieben: Entgelt und Zeit.
Die Jubilare der IG Metall im Landkreis Main-Spessart
70 Jahre: Walter Ruf (Lohr);
60 Jahre: Ernst Back (Marktheidenfeld), Renate Günder Lohr), Gisela Krause (Gemünden), Norbert Lampert (Lohr), Winfried Ott (Neustadt), Lothar Schlensag (Lohr);
50 Jahre: Irene Ascherl (Lohr), Max Daus (Rechtenbach), Klaus Egert, Rudolf Fliegner, Albert Friedel (alle Lohr), Erwin Haas (Steinfeld), Herbert Klein (Lohr), Werner Michler (Gemünden), Karl Popp (Roden), Manfred Rüth (Lohr);
40 Jahre: Alfonya Carruba, Svetilsav Djordjevic, Ciro Esposito (alle Lohr), Sigrid Franz (Rechtenbach), Karin Fröba, Martina Funsch, Yusuf Günenc, Klaus Heidenfelder (alle Lohr), Hans Martin Herget (Burgsinn), Thomas Hermann (Marktheidenfeld), Berthold Heuer (Rechtenbach), Georg Hilpert (Partenstein), Hermann Kirsch (Gräfendorf), Werner Kraft (Rothenfels), Paolo Matera (Roden),Christa Müller (Partenstein), Regina Noll (Gemünden), Ünal Özkan,
Karl Riedmann, Günter Rüb, Ingeburg Rüb (alle Lohr), Petra Rüb (Himmelstadt),Karlheinz Saueracker (Lohr), Edgar Scheiner (Steinfeld), Alfred Schönmeier (Burgsinn), Wolfgang Siegler, Carmen Werner (beide Lohr), Günther Zezula (Gemünden);
25 Jahre: Uwe Baudys ( Lohr), Michael Brückner (Gemünden), Günter Fischer (Frammersbach), Wolfgang Fuchs (Gemünden), Daniel Gehrig (Zellingen), Yvonne Glatschke (Neuendorf), Otmar Götz (Steinfeld), Georg Harth (Neustadt), Ursula Hojka (Lohr), Daniela Imhof (Gemünden), Ali Kandaz (Marktheidenfeld), Saleem Khan, Carina Kliment (Gemünden), Andreas Kranz (Rechtenbach), Doris Kröter (Frammersbach), Steffen Langer (Karsbach), Michael Ludwig (Lohr), Thomas Müller (Gemünden), Ugur Özkan (Sailauf), Thomas Patze (Würzburg), Peter Siegler (Lohr), Murat Toka, Recep Tuzluca (beide Karlstadt), Armin Unger (Adelsdorf), Marco Väth (Gemünden), Ernst Weber, Horst Weis, Rolf Wenzel, Wissel Thomas (alle Lohr).