
Irgendwie kokettierte das Auktionshaus Miltenberg schon mit der ZDF-Kultserie "Bares für Rares". Im großen Saal des Historischen Rathauses von Karlstadt hatten Menschen aus der Umgebung die Möglichkeit, ihre privaten Schätze vorzustellen und von den beiden Fachleuten Ramon und Joshua Bamberger begutachten zu lassen. Dabei gab es auch die Möglichkeit, die Stücke vor Ort zu verkaufen oder im Stammhaus zur Versteigerung zu geben. Acht Besucher hatten sich im Vorfeld angemeldet, letztlich wurden es 15.
"Wir sind ohne konkrete Vorstellungen gekommen", sagt ein Ehepaar aus Höllrich und präsentiert seine Kostbarkeiten: zunächst einen Kreuzer von 1851 und einen Maria-Theresien-Taler, ein Silberstück von knapp 40 Millimeter Durchmesser und einem Feingehalt von 0.835. Für außergewöhnliche Stücke des besten Erhaltungsgrades, die nie im Umlauf waren, werden schon mal 1000 Euro geboten, doch diese hier ist eine Massenware, von der 400 Millionen Stück geprägt wurden. Für den Fachmann Bamberger zählt da nur der reine Silberwert. Er bietet 15 Euro. Besser läuft es mit dem Schmuck der Besucher: eine schwere Goldkette ist 170 Euro wert, eine weitere 70. Die drei verhandeln noch eine Weile und werden sich schließlich einig. "Das Geld kommt jetzt in unsere Reisekasse", sagt die Frau aus Höllrich.
Chinesische Vase überzeugt den Experten nicht
Ein Paar aus Karlstadt hat hochwertigen Modeschmuck aus den 1920er-Jahren dabei, das Konvolut ist dem Aufkäufer 200 Euro wert – 300 hätte das Paar gerne gehabt. Doch die beiden schlagen trotzdem ein. Nicht ins Geschäft kommen die Karlstadter und der Experte bei einer kleinen chinesischen Vase. Ein sehr schönes Stück, bestätigt Bamberger, doch auf der Unterseite ist eine rote Punze sichtbar – ein Zeichen für Ware, die in China zur Ausfuhr bestimmt ist. Die angebotenen 50 Euro können die Karlstadter nicht überzeugen.

Wenig Glück hatte ein anderer Besucher mit einem Bild. Es zeigt einen preußischen Hochadeligen, wahrscheinlich den "Alte Fritz", der mit Bauern spricht. Ramon Bamberger betrachtet das Werk nur kurz und erkennt: Das ist ein Kunstdruck aus den 1930er-Jahren, nach einem Original von 1911. Der ist praktisch nichts wert, so die lapidare Auskunft. Dasselbe gilt auf für später vorgestellte Bildnisse: Landschaften als Druck oder in Öl.
Schweinfurter Maler gibt Experten Rätsel auf
Schwieriger wird es bei einem Werk des Schweinfurter Malers und Grafikers G. Hubert Neidhart, der sich mit kritisch realistischen Arbeiten einen Namen gemacht hat. Hier finden der Firmenchef und sein Sohn Joshua auch im Internet keine klaren Hinweise auf das Werk. Man einigte sich, weiter zu recherchieren und später über eine mögliche Auktion zu verhandeln.

Gut, ein klein wenig schmückt sich das Auktionshaus Miltenberg schon mit den Federn der berühmten Fernsehserie, aber sie nennen ihre Veranstaltung korrekt "Kunstsprechstunde nach dem Prinzip Bares für Rares". Das Unternehmen ist in der vierten Generation seit 75 Jahren mit seiner Filiale in Heidelberg im Kunst- und Schmuckhandel tätig.
Was aber wird heutzutage eigentlich noch gesammelt? Die Briefmarkensammler von früher sind weitgehend passé, sagt der Experte Bamberger, es gibt nur noch wenige davon. Münzen sind auch nicht mehr so gefragt, aber letztendlich dann doch über ihren Metallwert weitgehend abgesichert. Sammler suchen und finden ihre Objekte derzeit auf Online-Plattformen, auf Flohmärkten oder Tauschbörsen, Bamberger. Ganz besondere "Freaks" sammeln sogar Turnschuhe, besonders wenn sie nachweislich von Prominenten getragen wurden.