
Im Mai haben wir in einer kleinen Notiz berichtet, dass vor 175 Jahren ein Fellener auf seinem Acker Tauben schießen wollte und dabei jedoch tödlich verunglückte. Über den Vornamen des Verunglückten waren sich die Würzburger Zeitungen, die 1849 darüber schrieben, aber uneins – im Würzburger Journal hieß er Georg Hartmann, im Würzburger Stadt- und Landboten Lorenz Hartmann.
Es ist selten, dass ein so lange zurück liegender Vorfall noch bekannt ist. Aber in Fellen hat die Witwe des Verunglückten dazu beigetragen, dass der Unglücksfall nicht vergessen wurde. Maria Anna/Marianna Hartmann ließ für ihren Lorenz, wie er tatsächlich hieß, einen Bildstock mit einem Madonnenbildnis aufstellen. Stand er früher vermutlich am Waldrand, so steht er heute versteckt mitten im dichten Fichtenwald. Gemündens Kreisheimatpfleger Bruno Schneider hat der Redaktion dazu Informationen zukommen lassen, die teils aus der Zulassungsarbeit "Dorfgeschichte und Dorfsagen im Unterricht der Dorfschule" von Franz Schneider aus dem Jahr 1950 stammen.
Ein Bildstock mit Inschrift erinnert an den Unglücksfall
Auf dem Sockel des Bildstocks steht folgende Inschrift: "ZU EHREN DER SCHMERZHAFTEN MUTTER GOTTES HAT MARIANNA HARTMANN DISE BILDNIS MACHEN LASSEN WEIL SICH IHR EHMANN LORENZ HARTMANN DURCH DAS LOOS GEHEN SEINES GEWERS UMKOMMENN IST IM JAHR 1849 D 30 MAI".
Der Bildstock befindet sich unweit der Schotterstraße zum Rienecker Brunnen. Vor wenigen Jahrzehnten wurden dort, wo jetzt dichter Wald ist, auf einer Lichtung noch Feldfrüchte angebaut. Auf einem Bild von 1988 sieht man davor noch Getreide wachsen. Franz Schneider schrieb in seiner Zulassungsarbeit 1950: "Im Gegensatz zu den steil ansteigenden Bergen der Hardt und des Sinnerberges, ziehen sich die Felder des 'Flures' sanft der Spitze zu, dem Steingröll. Dort sind einige Äcker ganz in den Wald eingeschlossen. Inmitten dieser Felder steht ein Bildstock. Er trägt die Jahreszahl 1849."
Wie der Bauer 1849 ums Leben kam
Die Leute erzählten sich, dass der Bauer Lorenz Hartmann am 30. Mai 1849 auf dem Acker Heidekorn (Buchweizen) aussäte. Eine Reisigschleife zum Eineggen, unter der seine Flinte versteckt lag, hatte er schon zugerichtet. Mit der wollte er Tauben schießen, die auf die Felder kamen, um Heidekörner aufzupicken. So hoffte er offenbar, auch noch etwas Gutes für die Pfanne zu bekommen.
Als die ersten Tauben auf das Feld flogen, wollte Lorenz schnell die Flinte aus dem Reisig hervorziehen. Allerdings sei der Hahn des Gewehres am Reißig hängen geblieben und das geladene Gewehr habe sich entladen. Unglücklicherweise habe der Schuss den Bauern ins Herz getroffen, so dass er tot auf seinem Feld zusammenbrach. Hier mag im Lauf von 100 Jahren etwas Verklärung hinzugekommen sein. In der Zeitung 1849 hieß es: "Das Gewehr zersprang und verletzte ihn der Art am Kopf, daß er nach einer Viertelstunde starb."
Neun Kinder und seine Frau hinterließ der Verunglückte. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes heiratete Maria Anna, eine geborene Haas, seinen drei Jahre älteren Bruder Michael. Mit ihm errichtete sie auf dem ehemaligen Schafhof der Grafschaft Rieneck ein neues Wohngebäude.
