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Lohr
Ein fast ganz normaler Badetag im Lohrer Freibad
Akrobatik auf dem Sprungturm: Dem Spaß tut es keinen Abbruch, dass jeder Turm nur von je einer Person betreten werden darf. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Akrobatik auf dem Sprungturm: Dem Spaß tut es keinen Abbruch, dass jeder Turm nur von je einer Person betreten werden darf. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Hingen und stünden nicht überall Schilder mit Verhaltenshinweisen, könnte man von einem ganz normalen Badetag sprechen. Seit dem 26. Juni ist das Lohrer Freibad unter Corona-Bedingungen geöffnet. Der Betrieb läuft reibungslos, trotz einiger ungewohnter Randerscheinungen.

Rund 20 Badegäste stehen an diesem Freitagnachmittag vor der Tür, über die Hälfte Kinder. Darunter ist Sigrun Büttner aus Sendelbach mit ihren Kindern. "Ich gehe seit Mai im Main schwimmen", erzählt sie. Denn sie kann nur Dienstag und Donnerstag ins Freibad, wenn vormittags offen ist.

"Nachmittags sind die Kinder daheim, Homeschooling", sagt die Stammbesucherin des Lohrer Bads. Die Kinder hat sie jetzt mitgenommen, was "sauteuer" sei, weil es nur Einzeleintrittskarten gibt. Mit den personalbedingten Öffnungszeiten kommt sie nur schwer zurecht: "Ich kann nicht mehr spontan eine Stunde ins Schwimmbad gehen."

Zwei Kassen

Die kleine Schlange vor dem Eingang ist schnell abgearbeitet. Das Personal hat nach Erfahrungen mit längeren Wartezeiten an heißen Tagen zwei Kassen eingerichtet: Am Kassenhäuschen bezahlen die Besucher mit Online-Voranmeldung, an einem Tisch mit Plexiglasschutz die anderen.

Nach einer halben Stunde ist der Ansturm vorbei, der Tisch wird herumgedreht und zur Ausgangskontrolle verwendet. Denn es dürfen nur maximal 250 Besucher gleichzeitig im Bad sein. Von ihnen dürfen maximal 30 ins Schwimmer- und 50 ins Nichtschwimmerbecken.

Das Zählen kann sich Claus Ruf, Fachangestellter für Bäderbetriebe, sparen. Es ist deutlich zu sehen, dass diese Zahl in keinem der Becken erreicht wird. Seit der Eröffnung sei der Betrieb ohne Vorkommnisse gelaufen, berichtet Ruf. Die Beschwerden von Besuchern hielten sich in Grenzen.

Neben Corona noch Personalnot

Neben Corona hat das Freibad Lohr noch ein zweites Problem: Personalnot. Ruf und ein vom Zweckverband Nägelsee ausgeliehener Kollege sind das einzige Fachpersonal, dazu kommen Rettungsschwimmer, Kassen- und Reinigungspersonal.

Nach zwei Durchgängen von je 20 Minuten desinfiziert Claus Ruf sämtliche Handläufe der Sprunganlage. Ebenso wird es bei der Großrutsche ins Nichtschwimmerbecken gehandhabt.
Foto: Thomas Josef Möhler | Nach zwei Durchgängen von je 20 Minuten desinfiziert Claus Ruf sämtliche Handläufe der Sprunganlage. Ebenso wird es bei der Großrutsche ins Nichtschwimmerbecken gehandhabt.

Ilse und Norbert Herrmann sind seit vielen Jahren Stammgäste des Lohrer Freibads. Seine Frau sei dieses Jahr erst einmal da gewesen, sagt Norbert Herrmann, er schon öfter. "Wir sind froh, dass wir überhaupt zum Schwimmen gehen können." Einen Verbesserungsvorschlag hat er noch: "Wenn jeder seine Sachen parat hätte, gäb's am Eingang keine Schlange."

Erst mal einen Kaffee

Ein älterer Stammgast hat sein Schwimmpensum bereits hinter sich gebracht: "Es funktioniert ganz gut." Er sei bereits das dritte Mal da und gehe "jetzt erst mal zu Werner einen Kaffee trinken". Gemeint ist Werner Freund, der den Freibad-Kiosk betreibt.

Jeweils im 20-Minuten-Rhythmus sind Sprunganlage und die große 90-Meter-Rutsche ins Nichtschwimmerbecken geöffnet. Nach jeweils zwei Durchgängen greift Claus Ruf zur "Spritze": Alle Handläufe werden desinfiziert. Aber abgesehen davon, ist es ein ganz normaler Badetag.

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem ältere Stammgäste derzeit das Lohrer Freibad meiden. Georg Ludwig Hegel fährt lieber nach Gemünden: "Dort ist es unkompliziert und ich fühle mich nicht so reglementiert." Die Internetvoranmeldung in Lohr sei "für Senioren eine Zumutung, ich fühle mich ausgegrenzt". Vor allem schätzt er die Möglichkeit, spontan ins Gemündener Freibad gehen zu können, weil die Öffnungszeiten länger sind: "Da muss ich heute noch nicht wissen, was ich morgen mache. Der Freibadbesuch soll ja Spaß machen."

Saison abgeschrieben

Roderich Rotter war bereits fünf Mal in Frammersbach im Freibad: "Dort ist es sehr gut und alles viel einfacher." Er stört sich vor allem an den Öffnungszeiten in Lohr: "Ich weiß nicht, ob das nötig war. In Frammersbach geht das reibungslos."

Die Freibadsaison 2020 abgeschrieben hat eine Sackenbacherin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Ich geh' da nicht 'rein, das ist mir alles zu umständlich." Dass es nur Tageskarten gebe, sei ihr zu teuer: "Ich gehe doch nur eine halbe Stunde ins Wasser und dann wieder heim." Dass sie dieses Jahr nicht schwimmen könne, "tut weh, aber ich muss damit leben".

 
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