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Gemünden
Ein Ehepaar lebt in der Freizeit in einer Jurte bei Gemünden
Franziska und Andreas Schade haben sich auf dem Zollberg bei Gemünden eine 42 Quadratmeter große Jurte hingestellt. Wenn sie einmal umziehen, nehmen sie sie mit.
Die Jurte von Franziska und Andreas Schade auf dem Zollberg bei Gemünden.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Jurte von Franziska und Andreas Schade auf dem Zollberg bei Gemünden.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:03 Uhr

Erst einmal ist die Jurte von Franziska und Andreas Schade nur für ihre freien Tage gedacht. Aber künftig könnten sie sie sich durchaus als Hauptwohnsitz vorstellen. "Wir sind schon länger am Traum einer Jurte dran", sagt Franziska Schade, 61. Derlei Zelte dienen normalerweise Nomaden in Zentralasien als Wohnstatt. Die winterfeste Jurte des Ehepaares hingegen steht seit Ende Juli auf einer eingezäunten Wiese des Hofes auf dem Gemündener Zollberg.

Der Bau hat einen Durchmesser von stolzen sieben Metern und schwebt mit seinem Holzboden über der Wiese auf stählernen Erdschrauben. "Wenn wir hier weggehen, nehmen wir die Jurte mit", sagt sie. "Das ist rückstandsloses Wohnen." Der Eingang und die überdachte Holzveranda davor sind nach Süden ausgerichtet – ebenso wie das Solarmodul an der Wand des Toilettenhäuschens daneben. Zum Heizen, Kochen und Backen haben sie einen Holzherd, Strom für den geplanten Kühlschrank und LED-Lampen kommt von der Sonne. Fließend Wasser und einen festen Stromanschluss haben die Schades nicht. Die Jurte hat zwei Fenster und oben in der Mitte eine Kuppel aus Plexiglas.

Oben hat die Jurte eine Kuppel, die sich öffnen lässt.
Foto: Björn Kohlhepp | Oben hat die Jurte eine Kuppel, die sich öffnen lässt.

Das Ehepaar, sie aus München, er aus Niedersachsen, beide gelernte Krankenpfleger, leben und arbeiten normalerweise als Hauseltern in der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth. Immer elf Tage am Stück haben sie Dienst, dann ein paar Tage frei. Viele Hauseltern bauen für ihre freien Tage ein Haus in der Gegend, die Schades haben sich für eine Jurte als Refugium für die Freizeit entschieden. Auf der Suche nach einem Standort waren sie sogar einmal bei Coburg, wo ein ganzes Jurtendorf für schwer erziehbare Jugendliche entstehen soll. Letztlich wurden sie vor der eigenen Haustür auf Grund und Boden des SOS-Dorfes fündig. Von der Zentrale von SOS Kinderdorf in München bekamen sie die Erlaubnis, die Jurte aufzustellen. Eine Baugenehmigung brauchen solche fliegenden Bauten nicht.

Viereinhalb Tage Aufbauzeit

Am Anfang stand für das Ehepaar die Frage: Woher eine Jurte bekommen? Im Internet stießen sie auf einen gelernten Schreiner in Österreich, der sich auf Jurten fürs europäische Klima mit dickem Holzboden und Regentuch spezialisiert hat. Die Wände sind, wie bei originalen Jurten, aus einem hölzernen Scherengitter, darüber ist wie bei einem Regenschirm ein Dach aufgespannt. Zwischen dem Baumwoll-Nesseltuch innen und dem Regentuch aus Baumwolle und Polyester außen befindet sich zur Dämmung eine Lage Schafwollfilz, das ohne Pestizide gegen Motten behandelt ist. In viereinhalb Tagen stand die Jurte mit ihren 42 Quadratmetern Wohnfläche. Innen stehen unter anderem zwei Betten, der Ofen und ein ausziehbarer Tisch. Für viele Bücher ist da kein Platz, deswegen sind die beiden jetzt Kunden der Bibliothek.

Auch bei Sommerhitze ist es innen durchaus angenehm, stellten die Schades fest. Und sie stellten fest, mit wie wenig Wasser man eigentlich auskommt. Für ein Wochenende reichen die in Edelstahlbehältern mitgebrachten 50 Liter locker. Für die Trenntoilette, auch die von "Findefüchsen" ersonnen, brauchen sie kein Wasser, nur Einstreu. Nur eine Waschmaschine, die haben sie nicht. Und eine separate Badezimmerjurte, verbunden über einen Tunnelgang, wäre zumindest eine Option.

Durch die Kuppel sieht man den Sternenhimmel

Spaziergänger bleiben gerne stehen und staunen und freuen sich mit, erzählt das Ehepaar. Sie selbst staunen immer wieder über den Sternenhimmel über ihrer Kuppel, die sich mit einer Kurbel auch öffnen lässt. Wenn sie abends die Solarlampen ausmachen, treten darüber nach und nach die Sterne immer deutlicher hervor am Himmel. "Ach, das ist ein Planetarium", sagt Franziska Schade. Die Kuppel vergrößere die Sterne noch.

 
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Kommentare
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  • J. N.
    Da könnte man wirklich neidisch werden...
    Allerdings darf man im Bürokratiedickicht Deutschland solche Orte nicht als Wohnsitz melden...
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  • H. S.
    Da bekommt mam ja Lust auf so eine Jurte.
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