Er ist ehrgeizig, verfügt über Erfahrung in der Europapolitik und hat ein Ziel: Bei der Europawahl im Mai will der 35-jährige Bücholder Christian Staat als CSU-Kandidat für Unterfranken in das Europaparlament einziehen. Er bringt die besten Voraussetzungen mit, denn Christian Staat ist seit 2015 Büroleiter des EU-Kommissars Günther Oettinger und kennt sich aus in den europäischen Institutionen in Brüssel.
Staat weiß, dass er einen überzeugenden Wahlkampf führen und auf Stimmenfang für die CSU gehen muss. Mit Platz eins in Unterfranken, aber Platz acht auf der Bayernliste hat er nur dann eine Chance, wenn die CSU gut gewählt wird. „Bei der Europawahl gibt es keine Einzel-, sondern ausschließlich eine Listenwahl“, sagt Christian Staat. Das bedeutet: Je mehr Stimmen die CSU-Liste einfährt, umso wahrscheinlicher wächst für Christian Staat die Chance, als Abgeordneter in das Europaparlament einzuziehen.
Platz 8 der CSU-Liste
Christian Staat (35) absolvierte nach der Realschule in Arnstein eine Industriekaufmannausbildung bei ZF Sachs in Schweinfurt, besuchte die Berufsoberschule und legte sein Abitur als Jahrgangsbester ab. Ihm stand die Auswahl der Universität frei. Er entschied sich für Mannheim, weil dieser der Ruf als beste Volkswirtschaftsuni in Deutschland vorausgeht. Er erhielt ein Stipendium aus der Konrad-Adenauer-Stiftung und engagierte sich im Ring Christlich Demokratischer Studenten. Über das Erasmus-Austauschprogramm verbrachte er ein Semester an einer privaten Universität in Ankara.
2010 führte ihn ein zweiter Auslandsaufenthalt an die Universität in Brüssel. Er engagierte sich für den dortigen Aufbau einer Jungen Union, den ersten Auslandsverband der Jugendorganisation der CDU und CSU. Über ein berufliches Praktikum, das er in der Wettbewerbsbehörde der EU absolvierte und bei dem es vorrangig um die Erforschung der unterschiedlichen Lebensmittelpreise innerhalb der EU-Länder ging, baute Staat erste Netzwerke innerhalb der EU-Behörden auf. Ein weiteres Ziel, dem er sich in der Wettbewerbsbehörde widmete, war, Landwirte und den Lebensmittelhandel auf ein Verhandlungsniveau zu bringen, das für beide auf gleicher Augenhöhe liegt.
Mit 31 Büroleiter
Als EU-Kommissar Günther Oettinger 2015 einen Büroleiter suchte, erhielt Staat mit 31 Jahren den Zuschlag und erlebte Europapolitik hautnah. „Es war für mich zunächst schon eine Herausforderung, sich in die Taktung Oettinger einzufinden und so war es wichtig, die bereits vorhandenen Strukturen aufzunehmen und weiter zu verfolgen.“ Je mehr Einblick Christian Staat in die Europapolitik bekam, umso entschlossener widmete er sich dem Gedanken einer eigenen Kandidatur für das Europäische Parlament.
Sollte ihm unter dem Spitzenkandidaten der EVP für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, Manfred Weber, der Einzug in das EU-Parlament gelingen, will er sich verstärkt in den EU-Budgetbereich, der unter anderem auch die Vergabe der EU-Fördergelder festlegt, einbringen. Ein zweiter Bereich, der nach Staats Worten dringend vorangetrieben werden müsse, sei die Digitalisierung. „Es muss uns in Europa gelingen, den großen amerikanischen Konzernen wie ,Apple' oder ,Amazon' gleichberechtigt gegenüber zu treten“, sagt Staat. Ein dritter Bereich sei die Sicherheit und ein stärkerer Schutz der Bürger Europas, wenn es beispielsweise um Cyberangriffe und den Schutz der Außengrenzen gehe.
Für Unterfrankens Wirtschaft wichtig
Auf seiner Wahlkampftour will Christian Staat den Bürgern die Wichtigkeit der EU näherbringen, auch um Bayern wettbewerbsfähig zu halten. „Brüssel ist nicht nur ein Verwaltungsparlament“, sagt der 31-Jährige. Der „Brexit“ zeige bereits, welche Folgen der Ausstieg für eine Nation haben kann. Es sei aktuell besonders wichtig, Europa zusammenzuhalten und den nationalistischen Tendenzen von einigen Mitgliedsstaaten entgegenzuwirken. Christian Staat wird seinen Wohnsitz im elterlichen Haus im Bücholder Viehhof behalten.