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Urspringen
Ein Besuch in der Vergangenheit
Familie Meyers aus Boulder/Colorado begab sich auf eine spannende Reise die die Vergangenheit, die sie auch in die Synagoge in Urspringen führte. Im Bild (von links) Dr. Leonhard Scherg, Martina Wiemer, Allya Pearl, Julie Davidson, Dylan und Jonathan Brett Meyers, Christine Kasamas vom Förderkreis und Herr Wiemer.
Foto: Sabine Eckert | Familie Meyers aus Boulder/Colorado begab sich auf eine spannende Reise die die Vergangenheit, die sie auch in die Synagoge in Urspringen führte. Im Bild (von links) Dr.
Bearbeitet von Michaela Moldenhauer
 |  aktualisiert: 06.09.2021 02:27 Uhr

Sehr großen Wert legen amerikanische Schulen in ihrem Geschichtsunterricht neben den historischen Ereignissen auch auf die persönliche Vergangenheit ihrer Schülerinnen und Schüler. So auch bei der 16-jährigen Allya Pearl Meyers aus Boulder/Colorado, deren Vorfahren aus Donaueschingen stammen. Ihr Ur-Ur-Großvater Max Lindner besaß hier zusammen mit seiner Frau Melitta ein Konfektionsgeschäft in der Zeppelinstraße. Dort kam 1934 ihre Tochter Doris zur Welt. Die Verfolgungen des Hitlerregimes veranlasste die junge Familie jedoch ihre Heimat zu verlassen. Am 14. April 1939 erreichten sie mit dem Schiff „Aquitania“ New York, wo Max Lindner dann als Butler und seine Frau Melitta als Hausmädchen arbeiteten.

Durch die Recherchen der Ur-Ur-Enkelin Allya Pearl zum Familienstammbaum entstand der Kontakt der Familie Meyers nach Donaueschingen zu Martina Wiemer, die dort auch Stadtführungen zur jüdischen Vergangenheit anbietet. Anlässlich des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ kam sie auf die Idee, Familie Meyers einzuladen, und erklärte sich bereit, die amerikanischen Gäste zusammen mit ihrem Mann auf ihre Reise in die Vergangenheit zu begleiten.

Diese Reise führte sie auch nach Urspringen, wo die Ur-Ur-Großmutter Melitta Adler 1902 geboren wurde. Sie lebte zusammen mit ihren Eltern Maier und Lina Adler in der Schloßstraße neben der Bäckerei Otter. Dort traf die Familie auch auf Walter Otter, der mittlerweile 90-jährige ist ein Zeitzeuge und kannte die Familie persönlich. Auf dem Weg vom ehemaligen Wohnhaus zur Synagoge zeigten Walter Otter und Dr. Leonhard Scherg den Gästen noch weitere ehemalige jüdische Wohnhäuser. An der Synagoge in der Judengasse, dem damaligen jüdischen Zentrum Urspringens, wurde die vierköpfige Familie und ihre Begleiter von Christine Kasamas und Sabine Eckert vom Förderkreis begrüßt.

Besonders tief berührt waren die Besucher von den schwarzen Tafeln in der Synagoge mit den Namen und Lebensdaten der 42 von Urspringen aus im Jahr 1942 deportierten jüdischen Einwohner, darunter auch die Familie von Justin Adler, heißt es in einer Pressemitteilung des Förderkreises. Vor den Tafeln der Familie fand dann ein ganz besonderes Ereignis statt: die Übergabe eines Gebetbuches in deutscher und hebräischer Schrift an den Förderkreis. Dieses mit einer persönlichen Widmung versehene Gebetbuch hatte Lina Adler ihrer Tochter Melitta 1929 geschenkt. Sie hatte es bei der letztlich erzwungenen Auswanderung in die Vereinigten Staaten mitgenommen. Jetzt kam dieses Buch nach über 90 Jahren nach Urspringen zurück.

Eine weitere Station auf der Reise in die Vergangenheit führte die Familie auch auf den Judenfriedhof in Laudenbach, wo Georg Schnabel, Georg Schirmer und Dr. Leonhard Scherg ihnen die Gräber ihrer Vorfahren zeigten. Seit der Wende vom 16. und 17. Jahrhundert sind hier alle Vorfahren beerdigt. Der Friedhof mit seinen rund 2500 Gräbern hinterließ einen großen Eindruck bei den Gästen. An den emotionalen Besuch der Familie Meyers wird man sich sowohl in Donaueschingen als auch in Laudenbach und Urspringen noch lange erinnern.

 
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