Mit vielen Eindrücken kehrten 100 Steinfelder von ihrer Reise in die bretonische Partnergemeinde Chauvigné heim. Sie hatten sich mit Bus und Privatautos auf den 1000 Kilometer langen Weg in die 500 Einwohner zählende Gemeinde gemacht, die 30 Kilometer südlich vom weltberühmten Mont St. Michel an der Grenze zwischen Bretagne und Normandie liegt.
Die vier Besuchstage vergingen für die Besucher aus Unterfranken wie im Flug. Das französische Partnerkomitee unter der Leitung von Jean-Michel Gamarra hatte ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Am ersten Tag ging Altbürgermeister Joseph Berthelot bei der Führung durch das Dorf auf die Geschichte der Gemeinde ein, die vor allem von der Landwirtschaft und einem Granitwerk geprägt ist. An der Schule pflanzten die Gäste als Gastgeschenk einen Baum aus Deutschland.
Am zweiten Tag fuhren 200 Franzosen und Deutsche zur Atlantikküste nach Perros-Guirec. Dort konnte man bei einer Schifffahrt auf einem Ausflugsboot zu den Sept Îles (Die sieben Inseln), dem größten Vogelschutzgebiet Frankreichs, Tausende von Seevögeln sehen, die auf dem felsigen und steilen Eiland der Insel Rouzic brüten. Die hervorstechendste Art, der Basstölpel, ist hier mit 20 000 Brutpaaren vertreten. Des Weiteren zeigten sich unter anderem Papageientaucher und Kegelrobben. Die anschließende Bootsfahrt und Wanderung entlang der Rosa Granitküste bei Ploumanach war ein weiteres Glanzlicht. Felsformationen aus dem uralten Granit-Gestein verwandeln dort die Küste in eine unwirkliche Landschaft voller Objekte, die nicht aus dieser Welt zu sein scheinen.
Den freien Samstag und das schöne Wetter nutzten die Familien zu gemeinsamen Ausflügen nach Rennes, St. Malo oder Mont St. Michel. Ein weiterer Höhepunkt des Partnerschaftstreffens war der traditionelle Partnerschaftsabend im Salle des Fetes, der wie immer bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Im Mittelpunkt stand nach Grußreden von Bürgermeister Henri Rault und dem ehemaligen Steinfelder Bürgermeister Matthias Loschert der Auftritt der Musikkapelle Steinfeld, die mit Blasmusik und modernen Musikstücken dafür sorgten, dass die Tanzfläche bis zum frühen Morgen gefüllt war. Schon zuvor hatten die Musikanten bei einem Konzert auf dem Dorfplatz ihr Können bewiesen.
Nach nur wenigen Stunden Schlaf stand die lange Heimfahrt an. Viele Tränen flossen beim Abschied. Sylvie Müller, Vorsitzende des Steinfelder Partnerschaftskomitees, bedankte sich bei den französischen Gastgebern für die „überwältigende Gastfreundschaft“ und lud zum nächsten Treffen 2016 nach Steinfeld ein.
Partnerschaft mit Chauvigné
Aus einem Schüleraustausch zweier Mädchen in den 1970er Jahren ist die Partnerschaft zwischen Chauvigné und Steinfeld hervorgegangen. Sie wurde vom Gemeinderat der beiden Gemeinden im Jahr 1992 offiziell mit Urkunden besiegelt. Das erste Partnerschaftstreffen fand schon 1980 in Steinfeld statt. Damals kam es zu einem Fußballspiel zwischen den beiden Sportvereinen.
Bei einem Fest in Waldzell hörten die Gäste aus Chauvigné zum ersten Mal die Musikkapelle Steinfeld, die daraufhin zum Treffen in der Bretagne zwei Jahre später eingeladen wurde. Seitdem trägt vor allem der Musikverein mit seinen Auftritten bei den gegenseitigen Besuchen, die im zweijährigen Rhythmus stattfinden, maßgeblich zum Gelingen bei.
Die sehr lebendige Partnerschaft, die sich trotz der großen Entfernung von 1000 Kilometern nun schon über drei Generationen hinweg entwickelt hat, führt auch immer wieder neue Familien zusammen. Diese kommen zum Teil mittlerweile auch privat außerhalb der regelmäßigen Partnerschaftstreffen zu Urlaub und Privatfeiern zusammen.
Die große Zahl von 100 Besuchern bei den alle zwei Jahren stattfindenden Treffen, die Teilnahme vieler Kinder und Jugendlicher und die nun schon über drei Jahrzehnte dauernde Freundschaft von Familien aus beiden Ortschaften sind vorbildhaft für eine gelungene, deutsch-französische Partnerschaft. Das nächste Treffen findet im Jahr 2016 in Steinfeld statt. TEXT: M. Loschert
