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Lohr
Ein außergewöhnliches Musikprojekt in Lohr
Dekanatskantor Alfons Meusert hat ein besonderes Adventskonzert vorbereitet: Die Weihnachtshistorie wird der Kammerchor mit bekannten Gesangssolisten und dem Leipziger Johann-Rosenmüller-Ensemble in der Kirche St. Michael darbieten.
Foto: Wolfgang Weismantel | Dekanatskantor Alfons Meusert hat ein besonderes Adventskonzert vorbereitet: Die Weihnachtshistorie wird der Kammerchor mit bekannten Gesangssolisten und dem Leipziger Johann-Rosenmüller-Ensemble in der Kirche St.
Bearbeitet von Wolfgang Weismantel
 |  aktualisiert: 18.12.2019 02:10 Uhr

Dekanatskantor Alfons Meusert hat in diesem Jahr für die Vorweihnachtszeit ein außergewöhnliches musikalisches Projekt geplant. In der Stadtpfarrkirche St. Michael bietet der Kammerchor der Kantorei mit herausragenden Gastsolisten und dem Johann-Rosenmüller-Ensemble Leipzig die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz dar.

Diese Redaktion sprach mit dem Lohrer Kantor im Vorfeld über dieses Konzert am 14. Dezember, wie es dazu kam und worauf die Gäste dieses Abends gespannt sein können.

Was hat Sie an der großen, selten aufgeführten Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz so gereizt, dass Sie diese in St. Michael dem Publikum präsentieren wollen?

Schütz' Historie der freuden- und gnadenreichen Geburt Christi gilt neben Bachs Weihnachtsoratorium als wichtigstes Werk der Weihnachtsmusik, eine Aufführung ist für jeden barockaffinen Kirchenmusiker ein Muss. Das Werk entstand 1660 für den kurfürstlich-sächsischen Hof in Dresden und ist prächtig besetzt mit Zinken, Posaunen, Trompeten, Streichern, Dulzian und einer großen Continuogruppe bestehend aus Orgel, Theorbe und Violone.

Wie intensiv müssen Sie sich auf ein ambitioniertes musikalisches Projekt wie dieses mit dem Kammerchor vorbereiten und wie lange haben Sie es im Voraus geplant?

Die organisatorische Planung begann Anfang dieses Jahres mit dem Engagement der Barockspezialisten des Johann-Rosenmüller-Ensembles Leipzig und der Gesangssolisten. Im Juli fand die erste Kammerchorprobe für dieses Projekt statt. An weiteren Probensamstagen wurde dann die chorische Arbeit vertieft.

War es für Sie schwierig, so bekannte Solisten wie Anna Nesyba, Daniel Tilch oder Stefan Schneider und das Johann-Rosenmüller-Ensemble Leipzig für diesen Abend zu gewinnen?

Meine musikalische Zusammenarbeit mit der wunderbaren Sopranistin Anna Nesyba reicht schon fast zehn Jahre zurück. Im Jahr 2010 sang sie zum ersten Mal bei Monteverdis Marienvesper in der Lohrer Stadtpfarrkirche. Auch Stefan Schneider (Evangelist) und der Bariton Elias Wolf kommen immer wieder gerne zu uns. Ebenso dürfen sich die Konzertbesucher freuen auf den Mainzer Sängerkollegen Daniel Tilch vom dortigen Staatstheater und auf die Sopranistin Yuuki Tamai, die im Sommersemester 2019 in die Exzellenzinitiative Barock Vokal der Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz aufgenommen wurde.

Wie ungewöhnlich ist es überhaupt, dass so bekannte Künstler in einer kleineren Stadt wie Lohr auftreten? Was bedeutet diese Zusammenarbeit für den Kammerchor der Kantorei?

Es ist gar nicht so ungewöhnlich. Lohr bietet schon seit vielen Jahren ein hochwertiges Angebot in musikalischer Hinsicht. Dazu fallen mir beispielsweise die Konzerte in der Stadthalle mit dem international bekannten Pianisten Nikolai Tokarev oder der Russischen Nationalphilharmonie ein. Zum umfangreichen Angebot zählt auch der Bereich der geistlichen Musik. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit dem städtischen Kulturamt und durch Unterstützung der Stadt konnten seit der Einführung des Spessart-Sommers/Winters für die Konzerte in der Stadtpfarrkirche St. Michael hervorragende Sänger und Instrumentalisten engagiert werden, die immer wieder gerne kommen, weil sie das musikalische Niveau der Konzerte und die angenehme menschliche Atmosphäre mit unseren Chorsängern schätzen. Das Zusammenspiel beflügelt auch im Umkehrschluss unsere Choristen.

Worauf können sich die Zuhörer besonders freuen, wenn sie an diesem Abend auch weihnachtliche Motetten im venezianischen Stil von Michael Praetorius erleben?

Die stimmungsvollen weihnachtlichen Choralconcerti sind sehr abwechslungsreich instrumentiert und verbinden deutsche Advents- und Weihnachtslieder wie "Wachet auf, ruft uns die Stimme", "Nun komm der Heiden Heiland" oder "In dulci jubilo" mit den aus Venedig kommenden neuen Charakteristika der italienischen Musik. Michael Praetorius schrieb sie für die Dresdener Hofkapelle. Bemerkenswert sind die üppig verzierten Gesangslinien der Solisten, die mit mehreren räumlich getrennten Chorgruppen wetteifern. Ebenso die unabhängigen Instrumentalchöre mit hochvirtuosen Passagen besonders in den Bläserpartien der Zinken, ganz besondere historische Instrumente, mit den Barockspezialisten des Johann-Rosenmüller-Ensembles Leipzig unter Arno Paduch.

Warum ist gerade die musikalische Welt des Barock bei Konzerten dieser Art für die Zuhörer immer wieder faszinierend?

Wenn sich Barockmusik an der historischen Aufführungspraxis orientiert und auf alten Instrumenten interpretiert wird, ist sie äußerst lebendig und abwechslungsreich. Sie kann alle Ausdrucksformen von größter Innigkeit über prachtvolle Klänge hin zu rhythmisch pointierten Tanzstücken umspannen. Vielleicht entfaltet die klar strukturierte Barockmusik bei den Zuhörern auf deren Suche nach Harmonie und Schönheit eine wohltuende Wirkung.

Was schätzen Sie an der Adventszeit als Kantor und privat am meisten?

Dass die besonders thematisch gestalteten Rorate-Gottesdienste gut besucht sind und die Kirchenbesucher sich durch die Musik angesprochen fühlen. Im privaten Bereich genieße ich ganz besonders die wenigen Momente der Ruhe in der Familie.  

Der Kammerchor der Kantorei Sankt Michael, Lohr, präsentiert am Samstag, 14. Dezember, um 19.30 Uhr in der Lohrer Stadtpfarrkirche Sankt Michael die große Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz und weihnachtliche Concerti im Stil der venezianischen Mehrchörigkeit von Michael Praetorius.  

Karten: Stadtbibliothek Lohr, Tel.: (09352) 848484, Bücher-Ecke Lohr, Tel.: (09352) 807363, Pfarrbüro St. Michael, Tel.: (09352) 875060, Restkarten gibt es an der Konzertkasse ab 18.30 Uhr.

 
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