
Stolze 30 Jahre lang sorgte sich Gerd-Uwe Johnson als Feuerwehrarzt der Feuerwehr Lohr um die Gesundheit der Einsatzkräfte und brachte sein Wissen als Untersucher und medizinischer Fachberater ein. Sehr viele Feuerwehrler im Raum Lohr haben sich vor ihrer Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger von ihm sein Okay holen müssen. Sein Nachfolger ist seit Ende 2019 Leo Spor.
Die Brandbekämpfung im Inneren eines Gebäudes ist wohl eine der gefährlichsten Tätigkeiten einer Feuerwehr. Hitze von mehreren Hundert Grad, eine hohe körperliche Belastung durch das Schleppen von Ausrüstung und Nullsicht durch Rauch sorgen bei den Einsatzkräften für eine hohe physische und psychische Belastung.
Untersuchung auf Eignung
Deshalb muss jeder Atemschutzgeräteträger mindestens alle drei Jahre zur Eignungsuntersuchung. Gerd-Uwe Johnson sieht die Tauglichkeitsuntersuchung der Atemschutzgeräteträger im Gespräch mit unserem Medienhaus als sehr wichtig an: "Personen, die nicht den Leistungsanforderungen entsprechen, gefährden sich selbst und die zu rettenden Personen."
Nach der Erhebung der eigenen Krankheitsvorgeschichte, des sozialen Werdegangs, der Berufsausbildung und des Rauschmittelgebrauchs folgt eine eingehende körperliche Untersuchung. Die Kontrolle von Sehschärfe, Farbsinn, Hörfähigkeit, Gleichgewichtssinns, Orientierung bei Nullsicht, Atemleistung und die Ergometrie mit der dreifachen Wattleistung des Körpergewichtes bis zu einem Puls von 200 minus des Lebensalters über jeweils drei Minuten sind hier wichtige Prüfungskriterien. Bei einer Blutabnahme werden im Blutbild Leber- und Nierenwerte gecheckt.
Nicht alle sind fit
Etwa zehn Prozent fallen durchs Raster. "Viele Ablehnungen entstehen durch mangelnde körperliche Fitness, den sogenannten Couch-Potato-Effekt", so der erfahrene Mediziner. Besonders Stoffwechsel-, Lungen- und Herzerkrankungen, sowie Erkrankungen, die durch Rauch und Abgase verursacht oder verschlimmert werden, aber ebenso mangelndes Ausdauertraining beeinträchtigen die Atemschutztauglichkeit.
"Einmal habe ich die komplette Rettungstruppe eines Spessartdorfes für drei Monate dreimal pro Woche eine anstrengende Fahrradtour machen lassen – danach waren sie fit und konnten als tauglich bestätigt werden", blickt Johnson zurück. Über die Jahre hinweg hat die Leistungsfähigkeit nach Ansicht von Johnson nachgelassen. Bemerkenswerterweise sind es die über 45-Jährigen, die mehr Leistung als die Norm bringen und dies auch selbst wollen.
Als Fachberater in Gesundheitsfragen berät künftig Feuerwehrarzt Leo Spor die Lohrer Kommandanten. "Ich berate bei Fragen der Tauglichkeit und Einsatzfähigkeit", so Leo Spor. Beispielsweise, wenn Leute mit gesundheitlichen Einschränkungen eben nicht in der vordersten Reihe eingesetzt werden, aber woanders hervorragend unterstützen können. In Corona-Zeiten berät der Feuerwehrarzt die Lohrer Feuerwehrführung, mit welchen Schutzmaßnahmen die Einsatzfähigkeit der Wehr am besten aufrechterhalten werden kann.
Die Vorteile eines Feuerwehrarztes sieht der Mediziner in der Nähe zu den Einsatzkräften und der Thematik Feuerwehr. Dadurch dass sich ein Feuerwehrarzt mit den Aufgaben und Möglichkeiten der Feuerwehr auskennt, kann er viel spezifischer auf aufkommende Fragen eingehen und auch "in der gleichen Sprache" antworten. "Ich persönlich finde es sehr erfüllend, Feuerwehrarzt sein zu dürfen", sagt Leo Spor.
Corona stellt alles auf den Kopf
Wie im Job bei Bosch Rexroth ist derzeit auch im Ehrenamt Corona das bestimmende Thema. "Corona stellt quasi alles auf den Kopf, auch im Feuerwehrdienst", sagt Spor. "Der Übungsbetrieb ist wieder zum Erliegen gekommen, und das trifft uns sehr, da wir unsere Handgriffe eben regelmäßig üben müssen", so Spor weiter. Ausbildung, Übungen und Einsätze gestalten sich hierdurch anspruchsvoller.
Atemschutzgeräteträger sind vom reduzierten Übungsbetrieb besonders betroffen. Immerhin gehen gerade diese Kameraden ein sehr hohes individuelles Risiko im Einsatz ein. Ein spezielles Hygienekonzept schützt die Einsatzkräfte. Covid schafft aber laut Spor auch neue Konzepte der Ausbildung beispielsweise in digitaler Form, was sicher auch nach der Pandemie genutzt werden kann.
Über Folgen wenig bekannt
Nachdem bislang keiner von Spors betreuten Atemschutzgeräteträgern infiziert war, kann er noch nichts über Auswirkungen einer Covid-19-Erkrankung auf die Atemschutztauglichkeit sagen. Denkbar wäre es, dass Einsatzkräfte ihre Tauglichkeit verlieren, weil die Folgeschäden durch eine Infektion zu groß sind. Aber in Summe ist über Langzeitfolgen noch zu wenig bekannt.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob zu viele Covid-Fälle die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren gefährden könnten: "Das kommt ganz darauf an, wann und wie viele Leute ausfallen", sagt Feuerwehrarzt Leo Spor. "Ich denke aber, dass wir mit unserem Schutzkonzept gut aufgestellt sind, so dass dieses Szenario hoffentlich nicht eintritt", so Spor weiter.
