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Habichsthal
Ein Appell gegen das laute Röhren
Mit einer Anlage zum Messen des Geräuschpegels wollen die Gemeinde Frammersbach und der ADAC Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und so die Lärmbelästigung von Anwohnern reduzieren. Seit Dienstag ist die Hinweistafel an der Aubachstraße in Frammersbach installiert.
Foto: Jürgen Hildebrandt | Mit einer Anlage zum Messen des Geräuschpegels wollen die Gemeinde Frammersbach und der ADAC Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und so die Lärmbelästigung von Anwohnern reduzieren.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 20.05.2024 02:40 Uhr

Jeder Verkehrsteilnehmer kennt sie: die digitalen Hinweistafeln, die an Ortseingängen stehen und bei Bedarf mit rot blinkenden Ziffern und traurigem Gesicht zum Einhalten von "Tempo 50" mahnen. Im Frammersbacher Ortsteil Habichsthal steht seit Dienstag ebenfalls eine digitale Hinweistafel. Doch sie unterscheidet sich von denen, die man kennt. Bei ihr geht es nicht um die Geschwindigkeit, sondern um den Geräuschpegel des vorbeirollenden Verkehrs.

Die Gemeinde hat die Tafel in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsclub ADAC installiert. Ziel ist es, Auto- und Motorradfahrer zur Rücksichtnahme zu animieren. Hintergrund der mehrwöchigen Aktion sind nach Aussage von Bürgermeister Christian Holzemer Anwohnerbeschwerden. Mehrfach sei er auf die Lärmbelästigung hingewiesen worden, die speziell an den Ortsausgängen herrsche, wenn "schon 100 Meter vor dem Ortsschild aufgedreht" werde. Es gehe nicht um eine Dauerbelästigung, betont Holzemer, wohl aber um Tage mit besonders hoher Fahrzeugfrequenz, etwa Sonntage mit gutem Wetter.

Die Hinweise der Anwohner aufgreifend hatte sich die Gemeinde auf die Suche nach Möglichkeiten gemacht, das Lärmproblem einzudämmen. Fündig geworden sei man beim ADAC und dessen Initiative für weniger Straßenlärm, so Holzemer. Die Initiative gibt es laut Jürgen Hildebrandt vom ADAC Nordbayern seit 2022. Das Konzept beinhaltet neben Plakaten eben auch die digitale Hinweistafel. Beides zusammen soll Verkehrsteilnehmer dazu bewegen, weniger geräuschvoll zu fahren.

Motorsportfreunde im Boot

"Wir wollen sensibilisieren", sagte Holzemer am Dienstagvormittag. Da trafen sich neben Vertretern der Gemeinde und des ADAC auch solche der Frammersbacher Motorsportfreunde in Habichsthal. Der Verein mit seinen gut 350 Mitgliedern sei gleichzeitig der ADAC-Ortsclub, so Vorsitzender Rudi Friedel. Die Klagen über den Geräuschpegel vor allem der Motorräder seien auch ihm bekannt. Deshalb hätten nahezu parallel zur Gemeinde auch die Motorsportfreunde beim ADAC wegen der Hinweistafel angeklopft. Er sei selbst Motorradfahrer, sagt Friedel, finde lautstarke Motorräder jedoch unerträglich.

Schöne Landschaft und kurvenreiche Strecken locken gerade an den Wochenenden viele Motorradfahrer in den Spessart. An einer der Stellen, an denen es dann auch in Frammersbach mitunter ziemlich röhrt, ist seit Dienstag die digitale Lärm-Messtafel installiert: an der Aubachstraße in Habichsthal. Den Ortsausgang im Blick und die kurvige Strecke hinüber nach Frammersbach vor Augen wird dort aufgedreht.

"Die Fahrzeuge werden gefühlt immer lauter", beschreibt ADAC-Vertreter Hildebrandt das Phänomen, wonach für manche Motorrad- oder Sportwagenfahrer neben der Leistung ihres Vehikels auch der möglichst üppige "Sound" wichtig ist. Hildebrandt schätzt, dass dies für zwei bis drei Prozent aller gelte. Mit der aus Plakaten und der Hinweistafel bestehenden Aktion wolle man verdeutlichen, "dass es auch Spaß macht, leise hochzuziehen", sagt Hildebrandt.

Hinweis bei zu viel Lärm

Rudi Friedel (von links) von den Frammersbacher Motorsportfreunden, Bürgermeister Christian Holzemer und Jürgen Hildebrandt vom ADAC präsentieren die Hinweistafel und die Plakate, die Verkehrsteilnehmer sensibilisieren sollen.
Foto: Johannes Ungemach | Rudi Friedel (von links) von den Frammersbacher Motorsportfreunden, Bürgermeister Christian Holzemer und Jürgen Hildebrandt vom ADAC präsentieren die Hinweistafel und die Plakate, die Verkehrsteilnehmer ...

Die Technik funktioniert seinen Worten zufolge so, dass eine Schallbox zwischen 50 und 100 Meter vor der Hinweistafel den Geräuschpegel misst. Übersteigt dieser einen Wert von knapp 80 Dezibel, erscheint auf der Anzeigetafel der Appell "Rücksicht. Bitte leiser!".

Die Messerergebnisse werden gespeichert, so der ADAC-Mann. Die technisch mögliche Funktion, wonach auch Fotos gemacht werden könnten, sei jedoch nicht aktiv.

"Wir werden sehen, welchen Effekt es hat", ist Holzemer gespannt. Für die Gemeinde ist die Anlage zur Lärmmessung Neuland. Anlagen, die das Tempo messen und Verkehrsteilnehmern danach Hinweise geben, seien in Frammersbach hingegen schon länger installiert, derzeit rund zehn Stück, so der Bürgermeister. Von der Tempomessung wisse man, dass sie sehr wohl Einfluss auf das Fahrverhalten habe, insbesondere dann, wenn die Standorte immer wieder wechseln.

Tafel geht, Schilder bleiben

Und so wird in drei bis vier Wochen auch die nun am Habichsthaler Ortsausgang installierte Lärm-Hinweistafel umziehen. Nach Aussage von Holzemer wird sie danach wahrscheinlich in der Herbertshainer Straße in Frammersbach Verkehrsteilnehmer zur Rücksichtnahme anregen.

Für die Gemeinde ist die mehrwöchige Aktion kostenfrei. Der ADAC könnte die Hinweistafel danach laut Hildebrandt – wie schon in den vergangenen beiden Jahren – auf Anfrage weiteren Gemeinden zur Verfügung stellen. In diesem Jahr sei Frammersbach jedoch die bislang einzige Gemeinde, die angefragt habe. In Bayern besitze der ADAC zwei der Anlagen.

Die jetzt in Frammersbach installierte Tafel wird in einigen Wochen wieder aus dem Ort verschwinden. Was dauerhaft bleiben wird, sind die an allen Ortseingängen aufgehängten Plakate mit Appellen wie "Rücksicht nehmen. Leise fahren." oder "Respekt zeigen. Leise fahren!".

 
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